Heiteres rund um Gottes Bodenpersonal. Willi Fahrmann

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Heiteres rund um Gottes Bodenpersonal - Willi  Fahrmann

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kam zu spät. Er deutete auf des Pfarrers Finger. Noch war nichts von einer Rotfärbung zu erkennen. „Das ganze Geld ist noch drin“, sagte der Pfarrer enttäuscht. Und so war es auch nach den anderen Sonntagsmessen. Im Laufe des Vormittags färbten sich auch die Finger des Pfarrers scharlachrot. Bei der Predigt hielt er die Hände fest auf das Pult gepresst, und die Gläubigen wunderten sich, weil er sonst stets mit weit ausladenden Gesten seinen Worten größeres Gewicht zu verleihen suchte.

      Jedenfalls wurde noch vor dem Mittagessen ein weiteres Oberhemd zum kurzärmeligen Sommerhemd degradiert.

      Es war wie verhext. Fräulein Siebenbaum hatte des Pfarrers Schreibtisch mit einem feuchten Tuch abgewischt. Als ihre jungfräulichen Hände ebenfalls deutliche Spuren des sich anbahnenden Martyriums zeigten, warf sie erbost die Reste des Pulvers in die Mülltonne. Das war am Montag.

      Der Dieb blieb abstinent.

      Am Dienstag wunderten sich die Arbeitskollegen über Pauls rote Hände. Er murmelte etwas von einer gewissen Medizin.

      Der Dieb hielt sich auch am Dienstag bedeckt. Am Donnerstag rief Fräulein Siebenbaum verzweifelt den Kommissar in seiner Dienststelle an. Der jedoch hatte wenig Trost für sie bereit. Er gab freundlich Bescheid, dass das Pulver todsicher wirkte und durch nichts, aber auch gar nichts aus Haut und Hand zu löschen sei, außer durch die Zeit. Nach einer Woche etwa würden die verräterischen Male auf der Haut verblassen und allmählich völlig ausbleichen …

      Da hatte Fräulein Siebenbaum den Hörer enttäuscht aufgelegt. Dem Kommissar blieb keine Gelegenheit, daran zu erinnern, dass er nachdrücklich darauf hingewiesen habe, dass man mit der Chemikalie vorsichtig umgehen müsse.

      Sicher, am Freitag hatten die Hobbykriminalisten ein Verfahren entwickelt, das sie vor den Wirkungen des Staubes sicher sein ließ. Paul hatte aus seinem Keller eine große Pinzette geholt, mit der sich die Geldbörse ohne Übertragung weiteren Farbstoffes öffnen ließ. Aber alle listigen Pläne führten nicht zum Erfolg. Die fünfundzwanzig Mark fünfunddreißig blieben unberührt. Auch wurden keine weiteren Diebstähle mehr gemeldet. Zwölf Tage war der Köder in Griffnähe. Aber kein Langfinger wurde gekrümmt.

      Als die Pastoralassistentin fragte, wem eigentlich der Anorak gehöre, der schon über eine Woche am Kleiderhaken hing, und sie verstünde die Eltern nicht, denen es nicht auffiele, wenn ihr Junge einen Anorak vergessen habe, und überhaupt, diese Wegwerfgesellschaft …, da nahm Paul den alten Anorak vom Haken, entstaubte mit Gummihandschuhen an den Händen die Scheine und Münzen, warf den Anorak fort und die Geldbörse hinterher, schweren Herzens, und seufzte: „Wer weiß, wozu man das alles noch gebrauchen könnte.“ Es blieb ein Rätsel, warum der Dieb seine Gewohnheiten geändert hatte. Paul nahm an, er hätte vielleicht doch aus den Mienen und Blicken der Eingeweihten herausgelesen, dass irgend etwas im Busch sei. Der Pfarrer vermutete, dass Gret oder Fräulein Siebenbaum vielleicht ein Wort zuviel entschlüpft war. Gret hatte den Verdacht, die roten Hände der Männer hätten ihm einen Hinweis gegeben, dass „nichts mehr geht“.

      Fräulein Siebenbaum glaubte, dass plötzliche Bekehrungen nicht nur beim heiligen Paulus oder beim heiligen Norbert möglich gewesen seien, sondern mitten in unserer Welt immer wieder Menschen von der bequemen Straße des Lasters auf den schmalen Pfad der Tugend zurückfänden.

      Alle jedenfalls hatten die Überzeugung gewonnen, dass Detektiv ein gar nicht so leichter Beruf ist und das Sprichwort „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ zumindest hier eine gewisse Berechtigung hatte.

      Vor zwei Jahren hatten sich Gret und die Kinder endlich durchgesetzt. Toni war zu Drusens gekommen und hatte in wenigen Wochen einen festen Platz im Haus und im Sessel am Fenster. Vielleicht hatte er auch noch ein wenig mehr erobert. Gret jedenfalls behauptete, dass keiner aus der Familie sie so heiß erwartete wie das Hündchen, wenn sie vom Einkaufen oder vom Kaffeeklatsch nach Hause zurückkehrte. Wirklich sprang die Mischung aus Spitz und Dackel wie toll an ihr hoch, jaulte, jagte den schön behaarten Schwanz durch die Luft und konnte vor Begeisterung sogar gelegentlich undicht werden. Gewiss, Toni gab ebenfalls Zeichen der Freude von sich, wenn sich Pauls Hausschlüssel im Schloss drehte. Auch die Kinder empfing er stets an der Tür. Aber Gret und Toni, Toni und Gret, das war eine Zuneigung ganz besonderer Art.

      Nun bestätigten selbst die Nachbarn, dass Toni ein außergewöhnlich problemloser Hund sei. Abgesehen von zwei kleinen Unarten gab es nichts an ihm auszusetzen. Die eine war nur lästig. Wenn ein Besucher ins Haus kam, bellte er unablässig wenigstens fünf Minuten lang. Ohne Zweifel hatte er diese Eigenart aus der Erbmasse seines Spitzvaters erhalten. Die andere machte mehr Verdruss. Ließ man ihn frei herumlaufen, dann gehorchte er, na, eben wie rote Langhaardackel gehorchen. Aufs Wort selbstverständlich. Aber auf welches Wort, das konnten Paul und Gret nicht herausbekommen. Selbst Pauls schriller Pfiff wurde längst nicht immer als höchste Befehlsstufe erkannt. Andererseits hatte Toni noch niemals die Pantoffel angeknabbert, hatte weder den Postboten noch sonst irgend jemand gebissen, betrat das Wohnzimmer nicht, nachdem Paul ihm das einmal in den ersten Wochen nachdrücklich klargemacht hatte, war kurzum ein Musterhund mit wenigen Streifen.

      Bereits im zweiten Hundejahr zahlte Paul die unverschämt hohe Hundesteuer ohne Murren. Zwar hatte er seinen Vorsatz, täglich einen Spaziergang mit dem Hund zu machen, nicht eingehalten, gelegentlich jedoch rafften sich Paul und Gret, den Hund an der Leine, in den Abendstunden zu einem Gang auf.

      An einem solchen Tag nun kehrten die beiden von einem längeren Weg durch die Anlagen des Städtchens zurück. Der Hund hatte sich ausgetobt und trottete artig an der lockeren Leine neben den beiden her. Unter dem Bogen der mittelalterlichen Stadttoranlage kam ihnen Peter Lindemann auf seinem Fahrrad entgegen. Seine Fahrspur lag nicht mehr ganz auf dem Strich. Peter hatte, wie das bei ihm häufiger vorkam, ein bisschen zu stark getankt. Als er gerade an Paul und Gret vorbeifuhr, stimmte er mit seinem hellen Tenor das Lied von Mariechen an, das weinend im Garten saß. Es kann nicht an Mariechen gelegen haben, denn gegen diese junge Frau hatte Toni nichts. Vielleicht erschreckte ihn eher die unerwartet hohe Tonlage, die Peter anschlug. Was auch immer der Grund gewesen sein mag, Toni jedenfalls machte einen für seine verhältnismäßig kurzen Beine beachtlichen Satz und sprang ­gegen Peters Rad. Kaum jemand, der das Hündchen kannte, wollte Paul glauben, wenn er diese Geschichte später erzählte. Tatsache aber bleibt, dass das kleine Hundeviech einen Mann vom Drahtesel riss. Peter rappelte sich auf, klopfte sich den Straßenstaub vom Jackett, schüttelte den Kopf, stieg, ohne Gret und Paul auch nur eines Wortes zu würdigen, wieder auf sein Rad und begann von neuem Mariechens Leid im Garten lautstark zu besingen. Es schien so, als ob Gret und Paul einen erheblich größeren Schrecken bekommen hatten als der versoffene Peter.

      „Gut, dass Kinder und Betrunkene einen so aufmerksamen Schutzengel haben“, bemerkte Gret.

      „Schutzengel hin, Schutzengel her“, maulte Paul. „Stell dir mal vor, dem Peter wäre was passiert! Er hätte sich ja ein Bein brechen können oder einen Arm. Dann wären wir ganz schön ans Zahlen gekommen.“ Nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich war ja von Anfang an gegen das Hundeviech.“

      Gret lächelte. Längst schon nahm sie Pauls Hundeärger nicht mehr ernst. Oft genug ertappte sie ihn, wenn er vor Tonis Sessel stand und dem Dackelspitz zuredete wie einem kleinen Kind. Meist ging es um „Pfötchengeben“. Wer jedoch bei diesen Bemühungen je den unwahrscheinlich hochmütigen Augenausdruck der dackelähnlichen Hundedame gesehen hat, kann ahnen, was sie von solchem Hokuspokus hielt. Grets Lächeln machte Paul wütend.

      „Schutzengel, Schutzengel! Wenn ich das schon höre! Das ist so richtiges Weibergequatsche. Nehmen wir mal an, es passiert wirklich was, willst du dann etwa dem Richter sagen, er soll sich an den Schutzengel wenden? Der sei dafür zuständig?“

      „Wer behauptet denn so was?“, antwortete

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