Die schönsten Gedichte. Johann Wolfgang Goethe

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Gedichte - Johann Wolfgang Goethe страница 2

Die schönsten Gedichte - Johann Wolfgang Goethe Reclam Taschenbuch

Скачать книгу

Abend wiegte schon die Erde

      Und an den Bergen hing die Nacht:

      Schon stand im Nebelkleid die Eiche,

      Ein aufgetürmter Riese, da,

      Wo Finsternis aus dem Gesträuche

      Mit hundert schwarzen Augen sah.

      Der Mond von einem Wolkenhügel

      Sah kläglich aus dem Duft hervor,

      Die Winde schwangen leise Flügel,

      Umsausten schauerlich mein Ohr;

      Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;

      Doch frisch und fröhlich war mein Mut:

      In meinen Adern welches Feuer!

      In meinem Herzen welche Glut!

      Dich sah ich, und die milde Freude

      Floss von dem süßen Blick auf mich;

      Ganz war mein Herz an deiner Seite

      Und jeder Atemzug für dich.

      Ein rosenfarbnes Frühlingswetter

      Umgab das liebliche Gesicht,

      Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter!

      Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht!

      Doch ach, schon mit der Morgensonne

      Verengt der Abschied mir das Herz:

      In deinen Küssen welche Wonne!

      In deinem Auge welcher Schmerz!

      Ich ging, du standst und sahst zur Erden,

      Und sahst mir nach mit nassem Blick:

      Und doch, welch Glück geliebt zu werden!

      Und lieben, Götter, welch ein Glück!

       Heidenröslein

      Sah ein Knab ein Röslein stehn,

      Röslein auf der Heiden,

      War so jung und morgenschön,

      Lief er schnell es nah zu sehn,

      Sah’s mit vielen Freuden.

      Röslein, Röslein, Röslein rot,

      Röslein auf der Heiden.

      Knabe sprach: Ich breche dich,

      Röslein auf der Heiden!

      Röslein sprach: Ich steche dich,

      Dass du ewig denkst an mich,

      Und ich will’s nicht leiden.

      Röslein, Röslein, Röslein rot,

      Röslein auf der Heiden.

      Und der wilde Knabe brach

      ’s Röslein auf der Heiden;

      Röslein wehrte sich und stach,

      Half ihm doch kein Weh und Ach,

      Musst’ es eben leiden.

      Röslein, Röslein, Röslein rot,

      Röslein auf der Heiden.

       Wandrers Sturmlied

      Wen du nicht verlässest, Genius,

      Nicht der Regen, nicht der Sturm

      Haucht ihm Schauer übers Herz.

      Wen du nicht verlässest, Genius,

      Wird dem Regengewölk,

      Wird dem Schlossensturm

      Entgegen singen,

      Wie die Lerche,

      Du da droben.

      Den du nicht verlässest, Genius,

      Wirst ihn heben übern Schlammpfad

      Mit den Feuerflügeln;

      Wandeln wird er

      Wie mit Blumenfüßen

      Über Deukalions Flutschlamm,

      Python tötend, leicht, groß,

      Pythius Apollo.

      Den du nicht verlässest, Genius,

      Wirst die wollnen Flügel unterspreiten,

      Wenn er auf dem Felsen schläft,

      Wirst mit Hüterfittigen ihn decken

      In des Haines Mitternacht.

      Wen du nicht verlässest, Genius,

      Wirst im Schneegestöber

      Wärmumhüllen;

      Nach der Wärme ziehn sich Musen,

      Nach der Wärme Charitinnen.

      Umschwebet mich, ihr Musen,

      Ihr Charitinnen!

      Das ist Wasser, das ist Erde

      Und der Sohn des Wassers und der Erde,

      Über den ich wandle

      Göttergleich.

      Ihr seid rein, wie das Herz der Wasser,

      Ihr seid rein, wie das Mark der Erde,

      Ihr umschwebt mich und ich schwebe

      Über Wasser, über Erde,

      Göttergleich.

      –––––––

      Soll der zurückkehren

      Der kleine, schwarze, feurige Bauer?

      Soll der zurückkehren, erwartend

      Nur deine Gaben, Vater Bromius,

      Und hellleuchtend umwärmend Feuer?

Скачать книгу