Dr. Härtling gab ein Versprechen: Arztroman. A. F. Morland

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Dr. Härtling gab ein Versprechen: Arztroman - A. F. Morland

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der Durst des Kindes gelöscht war, fragte es: „Gehst du heute weg, Mutti?“

      „Ja, mit Papa.“

      „Wann?“

      „In zwei Stunden. Ottilie wird sich um dich kümmern.“

      „Kannst du das nicht tun?“ Das klang unendlich weinerlich.

      „Was hast du gegen Ottilie?“, fragte Jana lächelnd.

      „Nichts, aber es wäre mir lieber, wenn du bei mir bleiben würdest.“ An und für sich hätte Jana nichts dagegen gehabt, denn sie kannte die Schwarzbachs kaum, aber sie wollte nicht, dass Sören allein zu diesem Verlobungsfest gehen musste.

      „Du bist doch schon ein großes Mädchen, Josee ...“

      Das Kind sah sie mit seinen großen, fieberglänzenden Augen an und sagte flehend: „Bitte, Mutti.“

      Plötzlich hätte Jana Härtling es nicht mehr übers Herz gebracht, mit ihrem Mann auszugehen. Es wäre ihr unmöglich gewesen, sich im Haus der Schwarzbachs sorglos zu vergnügen, denn ihre Gedanken wären ständig bei ihrem armen kranken Kind gewesen. Wenn der Kleinen so viel daran lag, dass sie zu Hause blieb, sah sie es als ihre mütterliche Pflicht an, ihr diesen sehnlichen Wunsch zu erfüllen. Sie nickte und lächelte Josee liebevoll an.

      „Na schön, ich bleibe zu Hause.“

      „Danke.“

      Jana streichelte sanft die fieberheiße Wange ihrer Tochter.

      „Ist doch selbstverständlich, wenn ich dir damit eine Freude machen kann.“

      „Ich hab’ dich sehr lieb, Mutti.“

      „Ich hab’ dich auch sehr, sehr lieb, mein Schatz.“

      2

      Als Jana Härtling aus Josees Zimmer trat, fragte Tom mit sorgenvoller Miene: „Geht es ihr schon besser, Mutti?“

      „Leider nein.“

      „Sie hat sich gestern Abend verkühlt, nicht wahr?“ In solchen Augenblicken zeigte sich, wie sehr Tom an Josee hing, obwohl sie zumeist wie Hund und Katze waren.

      „Sieht so aus“, nickte Jana Härtling.

      „Sie hätte auf dich hören sollen“, brummte Tom. „Du hast sie mehrmals aufgefordert, eine Weste anzuziehen, aber sie hat immer nur ,Ja, ja’ gesagt und es nicht getan. Und nun hat sie Fieber.“

      Jana Härtling strich sanft über das weiche Haar ihres Sohnes.

      „Da sieht man es wieder mal: Wer nicht hören will, muss fühlen.“

      „Wie lange wird Josee krank sein?“

      Jana schmunzelte.

      „Ich bin Ärztin, kein Prophet. Auf jeden Fall muss Josee noch einen weiteren Tag im Bett verbringen, wenn sie fieberfrei ist, damit es zu keinem Rückfall kommt.“

      Freunde wollten Tom zu einer Party abholen, doch er ging nicht mit, hatte keinen Bock drauf, wie er sagte. Hierin zeigte sich seine echte brüderliche Liebe, denn normalerweise ließ sich Tom in letzter Zeit keine Fete entgehen.

      Dr. Sören Härtling hatte den Samstagnachmittag in der Paracelsus-Klinik verbracht. Als er nun nach Hause kam, um sich für die Verlobungsfeier in Schale zu werfen, eröffnete seine Frau ihm: „Du musst leider ohne mich zu den Schwarzbachs gehen.“

      „Ist das dein Ernst?“

      „Ich muss bei Josee bleiben.“

      „Ottilie ist doch da“, wandte Sören Härtling ein. „Sie war jahrzehntelang Krankenschwester!“

      „Josee möchte aber mich bei sich haben. Ich wäre eine Rabenmutter, wenn ich mich über den Wunsch meines kranken Kindes mit einem gleichgültigen Schulterzucken hinwegsetzen würde.“

      „Soll ich mit Josee reden?“, fragte der Klinikchef.

      „Das möchte ich nicht. Ich finde es schön, dass mein Kind mich bei sich haben möchte, wenn es ihm schlecht geht.“

      Sören nickte.

      „Gut, dann rufe ich bei den Schwarzbachs an und sage, dass wir bedauerlicherweise nicht kommen können, weil unsere Tochter überraschend krank wurde.“

      „Ich schlage vor, du gehst allein.“

      Sören Härtling zog die Mundwinkel nach unten und schüttelte den Kopf.

      „Dazu habe ich keine Lust.“

      „Du weißt, welch großen Wert Anton Schwarzbach darauf legt, dass du kommst. Er ist dein Patient. Er schätzt dich sehr, ist äußerst großzügig und hat schon viel für die Paracelsus-Klinik getan. Du darfst ihn nicht vor den Kopf stoßen.“

      „Da er selbst Vater ist, wird er verstehen ...“

      „Hat er der Klinik für dieses Jahr nicht wieder eine größere finanzielle Zuwendung in Aussicht gestellt?“, fragte Jana Härtling. „Möchtest du darauf verzichten?“

      „Ich fühle mich nicht wohl allein ...“

      Jana lächelte. „Das Haus wird voller Menschen sein.“

      „Von denen ich die meisten nicht kenne.“

      Jana ließ den Einwand ihres Mannes nicht gelten.

      „Du kennst die Schwarzbachs, kennst Martina Veit, die junge Frau, mit der Rainer Schwarzbach sich verloben wird, kennst ihre Eltern - und deine Schwester Trixi und dein Schwager Axel werden auch da sein.“ Sörens Gesichtsausdruck blieb lustlos. „Hin und wieder ist es erforderlich, dass du für die Klinik, die mein Vater gegründet hat, ein Opfer bringst“, redete Jana ihm zu.

      „Ich sehe mir jetzt erst mal Josee an und entscheide dann, ob ich bleibe oder gehe“, erklärte Dr. Härtling mit dumpfer Stimme.

      3

      Er musste x-mal erzählen, wieso er allein gekommen war, und, vor allem der untersetzte Anton Schwarzbach, der mit fünfzig Jahren schon völlig kahl war, wusste Sörens Erscheinen deshalb doppelt zu schätzen.

      „Kinder“, nickte der Industrielle, der mit seinen Sportartikeln Umsätze in Millionenhöhe erzielte, verständnisvoll. „Sie beschäftigen ihre Eltern ein Leben lang - kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Ich hoffe, Ihre Josee ist bald wieder auf den Beinchen.“ Schwarzbach lachte. „Muss sie ja eigentlich, wo ihre Eltern doch beide Ärzte sind. Man sollte meinen, dass in einem solchen Haus Krankheiten so gut wie keine Chance haben.“

      Nur ungern erinnerte sich Sören Härtling daran, dass das Nesthäkchen einmal sehr, sehr krank gewesen war und es eines großen Wunders bedurft hatte, um Josee ihre lebensbedrohende Leukämie überwinden zu lassen.

      Der Industrielle bat den Klinikchef, seine Frau ganz herzlich

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