Dr. Härtling gab ein Versprechen: Arztroman. A. F. Morland

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Dr. Härtling gab ein Versprechen: Arztroman - A. F. Morland

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dabei gewesen“, versicherte Sören dem untersetzten Mann.

      Schwarzbach stellte ihn gleich darauf einem evangelischen Pastor mit den Worten vor: „Das ist Dr. Sören Härtling, der Chef der Paracelsus-Klinik. Er hat mir vor zwei Jahren das Leben gerettet. Dass ich heute hier stehe, ist sein Verdienst - und das seiner Kollegen.“

      Sören hörte so etwas nicht gem. Es war schließlich seine Aufgabe als Arzt, kranken Menschen zu helfen.

      „Sie waren damals sehr leichtsinnig“, sagte Dr. Härtling. „Sie haben mit Ihrem Leben gespielt.“

      Der Industrielle nickte ernst.

      „Und beinahe wär’s ins Auge gegangen.“ Er wandte sich an den Pastor. „Mein Leben hing nur noch an einem hauchdünnen Faden.“

      „Dazu hätte es nicht kommen müssen“, erinnerte sich Sören Härtling „Wenn Sie sich rechtzeitig hätten operieren lassen, wäre der Eingriff ein Kinderspiel gewesen.“

      Schwarzbach nickte wieder.

      „Ich habe zu lange gewartet. Wir hatten Absatzschwierigkeiten in Übersee, riesige Umsatzeinbußen drohten uns. Ich sagte mir, ich hätte keine Zeit zum Kranksein.“

      „Und damit setzen Sie Ihr Leben aufs Spiel.“

      Der Pastor wusste nicht, woran Anton Schwarzbach erkrankt war. Dr. Härtling sagte es ihm: „Zuerst war es nur eine harmlose Blinddarmentzündung. Wenn Herr Schwarzbach sich den Appendix hätte herausnehmen lassen, wie wir es ihm mehrfach empfohlen hatten, hätten wir nicht einige Wochen später um sein Leben bangen müssen. Aber er ließ es anstehen, kümmerte sich lieber um seine Geschäfte und ahnte nicht, wie rasch die Zeitbombe in seinem Bauch bereits tickte.“

      „Ich konnte die Überseekrise, die uns Verluste eingebracht hätte, von denen wir uns bis heute noch nicht erholt hätten, im letzten Augenblick verhindern“, berichtete Anton Schwarzbach. „Um arbeiten zu können, bekämpfte ich meine Schmerzen mit Medikamenten, doch bald wirkten die Pillen nicht mehr, und ich brach an dem Tag, an dem feststand, dass alle Schwierigkeiten gemeistert waren, hier, in meinem Haus, zusammen.“

      Es war ein Sonntag gewesen, daran erinnerte sich Dr. Sören Härtling noch genau ...

      4

      Ein Bilderbuchsonntag - blauer Himmel, Windstille, Sonne und angenehme Temperaturen. Die Familie Härtling saß im Garten und genoss im Schatten der hohen Birken den schönen, geruhsamen Tag.

      Bis Ottilie auf der Terrasse erschien und die Idylle mit lauter Stimme zunichte machte: „Herr Doktor! Telefon!“

      Sören erhob sich aus seinem bequemen Liegestuhl, nahm einen Schluck von seiner kühlen Kräuterlimonade und eilte ins Haus.

      „Hier Härtling“, meldete er sich kurz darauf am Telefon.

      „Herr Doktor ...!“ Die aufgeregte Stimme eines jungen Mannes. „Bitte kommen Sie schnell ...“

      „Wer spricht, bitte?“

      „Rainer Schwarzbach.“

      „Ist etwas mit Ihrem Vater?“

      „Ja.“ Die Stimme des Anrufers klang gepresst.

      „Das habe ich befürchtet. “

      „Er ist zusammengebrochen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

      „Ist er bewusstlos?“

      „Ja.“

      „Bringen Sie ihn in Seitenlage. Ich bin schon unterwegs.“ Sören Härtling unterbrach die Verbindung, indem er kurz auf die Gabel drückte. Nachdem er einen Krankenwagen zur Schwarzbach-Villa beordert hatte, holte er seine Bereitschaftstasche. Jana Härtling kam mit gespannten Zügen ins Haus.

      „Ich muss zu Schwarzbach“, informierte Sören sie. „Er ist soeben zusammengebrochen. Vermutlich Perforation des Appendix.“

      Er hastete aus dem Haus, holte den Wagen aus der Garage, und zehn Minuten später war er bei den Schwarzbachs. Ein Glück, dass sie so nahe beieinander wohnten!

      Renate Schwarzbach, die Frau des Industriellen und Rainers Mutter, ließ den Klinikchef in Tränen aufgelöst ein.

      „Großer Gott, Herr Doktor, mein Mann wird doch nicht sterben, nein?“, schluchzte sie.

      Sören hielt sich nicht damit auf, ihr zu antworten. Er eilte zu Anton Schwarzbach und leistete Erste Hilfe. Der Krankenwagen traf ein.

      „In die Paracelsus-Klinik, schnell!“, stieß Dr. Härtling knapp hervor.

      Er fuhr hinter dem Rettungswagen her, setzte sich während der Fahrt über das Autotelefon mit der Klinik in Verbindung, und als die Ambulanz das Krankenhaus erreichte, wartete bereits ein Notdienst-Team im Operationssaal auf den Patienten.

      Während des Eingriffs, bei dem Dr. Härtling assistierte, stand das Leben des Industriellen lange Zeit auf Messers Schneide. Zweimal brach Anton Schwarzbachs Kreislauf total zusammen, und es war nur den von Sören Härtling geistesgegenwärtig eingeleiteten lebensrettenden Maßnahmen zu verdanken, dass der Patient nicht auf dem Operationstisch verstarb.

      Das Team gewann den Wettlauf mit dem Tod - aber nur mit einem hauchdünnen Vorsprung, und es ging dem Industriellen danach so schlecht, dass er noch eine Woche auf der Intensivstation liegen musste, ehe man zuversichtlich sein durfte, dass er über dem Berg war.

      Als Dr. Härtling den Patienten in seinem Krankenzimmer besuchte, sagte dieser: „Ich stehe tief in Ihrer Schuld.“

      Der Klinikchef winkte ab. „Quatsch!“

      „Und ich rechne es Ihnen hoch an, dass all die Tage kein Wort des Vorwurfs über Ihre Lippen kam.“

      „Sie sind ein intelligenter Mann“, erwiderte Dr. Härtling. „Sie wissen selbst, was Sie sich angetan haben, deshalb erübrigt es sich, Ihnen Vorhaltungen zu machen.“

      „Der Mensch lernt aus seinen Fehlern. So etwas passiert mir bestimmt nicht noch mal.“

      Sören Härtling schmunzelte.

      „Dieses Versprechen können Sie leicht halten. Sie hatten nur einen Appendix, und den haben wir Ihnen herausgeschnitten.“

      „Sie wissen, wie ich es meine.“

      Von nun an erholte sich Anton Schwarzbach zufriedenstellend.

      Am Tage seiner Entlassung sagte er: „Ich möchte mich für meine Lebensrettung erkenntlich zeigen, Dr. Härtling.“

      Der Chefarzt grinste: „Es ist alles bezahlt. Es gibt keine offenen Rechnungen mehr.“

      „Ich spreche nicht von offenen Rechnungen, sondern von einer großzügigen Spende, über die Sie frei verfügen können. Wenn man so eine Klinik immer auf dem letzten Stand halten will, kostet das eine Menge Geld. Lassen Sie mich etwas dazu beitragen!“

      Der Chefarzt reichte dem Industriellen die Hand und sagte: „Ich bedanke mich im Namen der Paracelsus-Klinik.“

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