Die Anfänge Roms. Harald Haarmann
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Der etruskische Einfluss war besonders nachhaltig in den Hafenstädten sowie in den Städten an der Peripherie Etruriens, die mit dem Meer verbunden waren, wie die Stadt Rom über den Tiber und den Hafen von Ostia.
(i)Ausdrücke für Preiswerte und Maßeinheiten
annona, ›Getreidepreis, Marktpreis‹ (B 508)
arra, ›Anzahlung, Kaufgeld; Pfand‹ (B 177)
as, ›Münzeinheit‹ (B 123)
culleus, ›Maß für Flüssigkeiten‹ (B 36)
instar, ›Einstellen des Züngleins an der Waage‹ (B 505)
pretium, ›Preis, Wert; Geld, Lohn‹ (B 144)
trutina, ›Waage, Waagbalken‹ (B 146)
ulna, ›Ellenbogenknochen, Elle; kleines Ellenmaß als halber cubitus = ¼ passus = 0,37 m‹ (B 235)
(ii)Ausdrücke im Bereich Handel, Gewerbe und Unternehmertum
arillator, ›Makler‹ (B 334)
caupo, ›Schenkwirt, Wirt in der Herberge, im Gasthaus‹ (B 250)
caupona, ›Schenkwirtin; Schenke‹ (B 250)
cocio, ›Makler‹ (B 441)
copa, ›Schenkmädchen‹ (B 250)
crumina, ›Geldbeutel, Börse‹ (B 163)
ganeum, ›Kellerkneipe, Garküche‹ (B 36)
hospita, ›Wirtin‹ (B 107)
lixa, ›Marketender‹ (B 421)
merx, ›Ware‹ (B 92)
pincerna, ›Trankmischer, Mundschenk‹ (B 422)
sequester, ›Vermittler, Unterhändler‹ (B 144)
taberna, ›Gasthaus‹ (B 424)
tocullio, ›Wucherer‹; über etrusk. Vermittlung aus griech. tokos (B 515)
Insbesondere das Treiben in den Hafenstädten spiegelt sich im etruskischen Lehnwortschatz des Lateinischen. Eine besondere Rubrik sind die Entlehnungen, die sich auf das horizontale Gewerbe und dessen Umfeld beziehen.
agaga, agagula, ›Zuhälter‹ (B 161)
lena, leno, ›Kupplerin, Kuppler‹ (B 262)
lupa, ›Dirne‹ (B 141)
lupanar, ›Bordell‹ (B 503)
scratta, scrapta, scratia, ›Prostituierte‹ (B 116)
Kontakte zwischen Griechenland und Italien gab es seit der Zeit der Migrationen der Proto-Etrusker aus dem ägäischen Raum ins westliche Mittelmeer. Es gab vor allem zwei maritime Routen über die attische Keramik nach Italien exportiert wurde. Die eine Route verlief an der tyrrhenischen Küste entlang nach Pyrgi, dem Hafen von Caere (Cerveteri). Die andere Route verlief durch die Adria bis zum Podelta in der Region der Etruria padana. Die dortige Hafenstadt Spina war eine etruskische Gründung, die im 6. Jahrhundert v. Chr. aufblühte. Damals war das Delta des Po besser überschaubar und schiffbar.
Die Seeroute von der Adria durchs Ionische Meer zum griechischen Festland war für die Handelskontakte und den Ideentransfer ebenso wichtig wie die westliche Verbindung über das Tyrrhenische Meer.
Bereits in der Anfangszeit der griechischen Kolonisation in Süditalien ließen sich griechische Kunsthandwerker in einigen Städten Etruriens nieder, eröffneten Werkstätten und stellten Keramik in den Stilformen her, die im Mutterland Hellas und in der Magna Graecia verbreitet waren.
»Die Präsenz von [Töpfer]Meistern aus Euboia in Veii in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. entwickelt einen bemerkenswerten Einfluss im lokalen Milieu, der von der Einrichtung von Töpferwerkstätten und der damit assoziierten Arbeitsorganisation bis hin zur Erneuerung des Repertoires des griechischen geometrischen Stils reicht« (Camporeale 2004: 53).
Möglicherweise steht die Einführung der Festlichkeit der Symposia (Weingelage) bei den Etruskern in Verbindung mit der Anwesenheit griechischer Handwerker und Kaufleute in Etrurien. Griechische Vertreter des Kunsthandwerks sind seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. auch in anderen Städten wie Caere, Gravisca und Tarquinia ansässig (Colonna 2004, Torelli 2004). In Caere hatten sich griechische Kaufleute als Handelspartner der Etrusker angesiedelt, und die Seeroute über Pyrgi nach und von Athen wurde in jener Zeit häufig befahren.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. ist die Präsenz griechischer Kaufleute und Handwerker auch im Norden Italiens bezeugt, in Spina an der Adriaküste. Aus Spina stammen rund 200 Inschriften. Die meisten davon (180) sind auf Etruskisch, ungefähr 20 auf Griechisch und eine auf Venetisch verfasst. Die griechischen Inschriften sind in der attischen Variante abgefasst, und deren Inhalt deutet daraufhin, dass auch in Spina eine Gruppe von Kaufleuten und/oder Kunsthandwerkern aus Athen ansässig waren. Im 5. Jahrhundert v. Chr. haben sich griechische Kaufleute ebenfalls in Populonia niedergelassen (Della Fina 2004).
Die Handelsbeziehungen der Etrusker mit Athen waren im ausgehenden 6. Jahrhundert v. Chr. besonders eng. Wie eng auch die Beziehungen der Etrusker zum Athener Staat und insbesondere zur historischen Landschaft Attika waren, kann man daran ermessen, dass die beiden Handelsmetropolen, Caere in Etrurien und Spina in der Etruria padana, Schatzhäuser auf dem Gelände der Orakelstätte von Delphi unterhielten. Hinweise darauf findet man bei antiken Autoren wie Herodot (I 66), Strabon (5, 220) und Pausanias (5, 12, 5).
Die Präsenz griechischer Kaufleute, Handwerker und Goldschmiede in den etruskischen Handelsstädten bewirkte auch Wissensvermittlung. In den örtlichen Werkstätten haben nicht nur griechische Handwerker griechische Keramik (insbesondere attische Vasen) für den etruskischen Binnenmarkt hergestellt, sondern etruskische Kunsthandwerker haben ihrerseits das Know-how von den Griechen erlernt, Vasen im griechischen Stil herzustellen.
Griechische Lehnwörter, die dem Lateinischen über das Etruskische vermittelt wurden:
Bacchanal, Bacchanalia, ›die römischen Bacchusfeste‹; Ableitung über etrusk. Vermittlung (pacha-na) aus griech. Bacchos (B 500)
brisa, ›Weintrester‹; über etrusk. Vermittlung aus thrak.-griech. brytea, brytia, ›Überbleibsel ausgepresster Trauben oder Oliven‹ (B 94)
bucar, ›Gefäß mit hornähnlichen Aufsätzen‹; über etrusk. Vermittlung aus griech. boukeros (B 179)
caduceum, ›Heroldstab, Friedensstab‹; ← griech. kerykeion/karykion