H. P. Lovecraft − Leben und Werk 2. S. T. Joshi

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу H. P. Lovecraft − Leben und Werk 2 - S. T. Joshi страница 38

Автор:
Серия:
Издательство:
H. P. Lovecraft − Leben und Werk 2 - S. T. Joshi

Скачать книгу

kommt ein »Sommergast« namens Thomas Olney, der als »Philosoph« vorgestellt wird und »an einem College an der Narragansett-Bay gewichtige Dinge lehrt«, auf den Gedanken, dem Haus und seinem geheimnisvollen Bewohner einen Besuch abzustatten. Olney, dem eine gewisse Vorliebe für das Seltsame und Wunderbare eigen ist, steigt mühsam die Klippen empor, muss jedoch, als er vor dem Haus steht, feststellen, dass es auf der Landseite keine Tür hat, sondern nur »einige kleine Gitterfenster mit blinden Butzenscheiben, die nach der Art des siebzehnten Jahrhunderts in Blei gefasst waren«. Die einzige Tür befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses, dessen Mauer bündig mit der senkrecht abfallenden Klippe abschließt. Da vernimmt Olney eine leise Stimme, und »ein großes, schwarzbärtiges Gesicht« schaut zu einem der Fenster heraus. Auf Einladung des Hausherrn klettert Olney durch das Fenster ins Haus, wird von diesem freundlich aufgenommen und mit wunderbaren Erzählungen unterhalten:

      Und der Tag ging weiter, und Olney lauschte noch immer den Geschichten aus alter Zeit und von fernen Gegenden und vernahm, wie die Könige von Atlantis mit schlüpfrigen, gotteslästerlichen Geschöpfen kämpften, die aus Spalten im Meeresboden emporkrochen, und wie die mit Pfeilern versehenen, tangbehangenen Tempel in Poseidonis von verirrten Schiffen immer noch zu mitternächtlicher Stunde erspäht werden können, die bei ihrem Anblick wissen, dass sie verloren sind. Die Jahre der Titanen wurden heraufbeschworen, aber sein Gastgeber wurde zurückhaltend, als er vom dunklen Uralter des Chaos sprach, ehe die Götter oder die Alten geboren wurden und als die anderen Götter kamen, um auf dem Gipfel des Hatheg-Kla in der steinigen Wüste bei Ulthar hinter dem Flusse Skai zu tanzen.

      Dann ertönt ein Klopfen an jener Tür über der senkrecht abfallenden Klippe. Als Olneys Gastgeber öffnet, füllt sich das Haus mit allen Arten phantastischer Gestalten, darunter »Neptun mit dem Dreizack« und »die graue, schreckliche Gestalt des uralten Nodens«. Am nächsten Tag kehrt Olney nach Kingsport zurück, unfähig, jemandem von seinen Erlebnissen zu berichten, außer dem »schrecklichen alten Mann«, der hinterher beschwört, dass »der Mann, der von dem Felsen herabgestiegen war, nicht mehr ganz der Mann sei, der hinaufgestiegen war«. Olneys Seele verlangt nicht länger nach dem Wunderbaren und Geheimnisvollen, stattdessen ist er nun zufrieden, mit seiner Frau und seinen Kindern sein prosaisches bürgerliches Leben weiterzuführen. Aber wenn die Bewohner von Kingsport zu dem Haus auf den Klippen hinaufschauen, dann scheint es ihnen, als ob »des Abends die kleinen, niederen Fenster heller erleuchtet seien als früher«.

      Mehrfach hat Lovecraft bekannt, dass er, während er »The Strange High House in the Mist« verfasste, keine bestimmte Örtlichkeit im Sinn hatte. Er gibt an, dass die »titanischen Klippen von Magnolia« eine Inspiration für die Szenerie waren,83 doch dass es auf ihnen kein Haus wie das in der Erzählung gab. Eine nicht eindeutig verortete Landzunge bei Gloucester, die Lovecraft »Mother Ann« nennt,84 diente ebenfalls als Vorbild. Ein Passage in Dunsanys The Chronicles of Rodriguez, in der das auf einer Klippe gelegene Haus eines Zauberers beschrieben wird, könnte ebenfalls Anregungen geliefert haben.85 Lovecraft hat in »The Strange High House in the Mist« den neuenglischen Schauplatz demnach stärker umgestaltet als in seinen »realistischen« Erzählungen: Die Geschichte enthält kaum spezifische topographische Beschreibungen, und wir befinden uns offensichtlich in einem Phantasieland, in dem – ungewöhnlich für Lovecraft – die Hauptaufmerksamkeit dem Charakter seiner Hauptfigur gilt.

      Denn das eigentliche Thema von »The Strange High House in the Mist« ist die merkwürdige Veränderung, die mit Thomas Olney vorgeht. Wie und warum hat er jene Sehnsucht nach dem Wunderbaren verloren, die bis zu seinem Besuch in Kingsport sein Leben bestimmte? Der »schreckliche alte Mann« deutet eine Antwort auf diese Fragen an: »Irgendwo unter dem grauen Spitzdach oder inmitten unfassbarer Bereiche des unheimlichen weißen Nebels verweilte immer noch der verlorene Geist dessen, der Thomas Olney war.« Olneys Körper ist ins normale Alltagsleben zurückgekehrt, doch sein Geist ist bei dem Bewohner des merkwürdigen hochgelegenen Hauses im Nebel zurückgeblieben. Die Begegnung mit Neptun und Nodens hat Olney erkennen lassen, dass jenes nebelumwogte Reich der Wunder der Ort ist, an den er wirklich gehört. Sein Körper ist nur noch eine leere, seelen- und phantasielose Hülle: »Sein gutes Weib wird immer dicker, während die Kinder immer älter, langweiliger und nützlicher werden, und er unterlässt es nie, zur gegebenen Zeit stolz und korrekt zu lächeln.« Die Erzählung lässt sich so gewissermaßen als Spiegelbild zu Lovecrafts früher Dunsany-Erzählung »Celephaïs« lesen: Während dort Kuranes in der wirklichen Welt sterben muss, damit sein Geist in das erträumte Reich der Phantasie eingehen kann, lebt Olney in der wirklichen Welt weiter, doch sein Geist bleibt im Phantasiereich zurück.

      Ein weiteres kleines Werk aus dem Jahr 1926 ist ein Gedicht, das in der Dezemberausgabe von WEIRD TALES unter dem Titel »Yule Horror« veröffentlicht wurde. Dieses effektvolle vierstrophige Poem, das in demselben Swinburne entliehenen Versmaß verfasst ist wie »Nemesis«, »The House« und »The City«, war eigentlich ein Weihnachtsgedicht, das Lovecraft unter dem Titel »Festival« an Farnsworth Wright geschickt hatte. Wright war so angetan, dass er es – zu Lovecrafts Überraschung und Freude – in WEIRD TALES abdruckte, wobei er die letzte Strophe wegließ, die direkt auf ihn selbst anspielte:

      And mayst thou to such deeds

       Be an abbot and priest,

      Singing cannibal greeds

      At each devil-wrought feast,

      Abgesehen von »Yule Horror« beschränkte sich Lovecrafts poetische Produktion in seinen ersten acht Monaten in Providence auf eine gefühlvolle Elegie auf Oscar, den Kater eines Nachbarn von George Kirk, der von einem Auto überfahren worden war, und »The Return«, ein C. W. Smith gewidmetes Gedicht, das im TRYOUT vom Dezember 1926 erschien.

      Ein bemerkenswertes Stück Prosa, das Lovecraft am 23. November verfasste, war der Essay »Cats and Dogs«, dessen Titel später von August Derleth in »Something about Cats« geändert wurde. Der Brooklyner Blue Pencil Club plante zu diesem Zeitpunkt eine Diskussion über die jeweiligen Vorzüge von Katzen und Hunden. Lovecraft hätte natürlich gern persönlich teilgenommen – insbesondere, da die meisten der geladenen Gäste Hundefreunde waren –, doch da er nicht nach New York kommen konnte oder wollte, verfasste er einen schriftlichen Diskussionsbeitrag, in dem er seine Zuneigung zu Katzen bekannte und zugleich eine – nur halb ironische – philosophische Begründung seiner Vorliebe gab. Das Ergebnis ist einer der köstlichsten essayistischen Texte, die Lovecraft verfasst hat.

      Im Wesentlichen läuft Lovecrafts Argumentation darauf hinaus, dass die Katze das Haustier des Künstlers und Denkers ist, während der Hund von stumpfsinnigen Bürgern gehalten wird. »Der Hund spricht simple und oberflächliche Empfindungen an, während die Katze die tiefsten Quellen der Imagination und kosmischen Empfindungsfähigkeit im menschlichen Geist berührt.« Dies führt unvermeidlich zu einem veritablen Klassenunterschied zwischen beiden Spezies, den Lovecraft bündig zusammenfasst: »Der Hund ist ein Bauer und die Katze ein Gentleman.« Es sind letztlich nur oberflächliche Sentimentalität und der Wunsch nach Unterwürfigkeit, die im Lob des »treuen« und anhänglichen Hundes zum Ausdruck kommen, während die unnahbare Unabhängigkeit der Katze verschmäht wird. Es ist ein Irrtum zu meinen, dass die »sinnlose Geselligkeit und Freundlichkeit oder die sabbernde Hingabe und Ergebenheit des Hundes etwas an sich Bewundernswürdiges oder Wertvolles darstellen«. Betrachten wir das jeweilige Verhalten der beiden Spezies: »Wirf einen Stock, und der unterwürfige Hund japst und hechelt und schnauft, um ihn dir zurückzubringen. Tue dasselbe bei einer Katze, und sie wird dich nur mit kühler Höflichkeit und leicht gelangweilter Belustigung ansehen.« Und, sehen wir nicht denjenigen Menschen als überlegen an, der in seinem Denken und Handeln Unabhängigkeit beweist? Warum loben wir dann nicht die Katze, wenn sie ebendiese Eigenschaften an den Tag legt? Man besitzt eine Katze nicht, man bewirtet sie bestenfalls. Sie ist Gast, nicht Diener des Menschen.

      Man

Скачать книгу