Vom Verlust der Freiheit. Raymond Unger

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Vom Verlust der Freiheit - Raymond Unger

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der Hand – von der Wiege bis zur Bahre. Und wer sich weigert, sieht sich von den Gesinnungspolizisten in die rechte Ecke der ewig Gestrigen gestellt. Das Syndrom des politischen Moralismus kann man auf die Formel bringen: je schwächer der gesunde Menschenverstand, desto stärker die Gesinnung. Und wo Gefühle statt Argumente die Debatten bestimmen, kommt es ganz unvermeidlich zur Verteufelung der Andersdenkenden. Der politische Moralist sieht im politischen Gegner einen Unmenschen.« 10

      Der viel beschriebe »autoritäre Charakter« nach Erich Fromm, der sich durch Konformität, Willfährigkeit und Gehorsam auszeichnet, gedeiht immer dann, wenn große Gesellschaftsteile nur mangelhaft zum Erwachsenen ausreifen konnten. Kollektive Traumata, wie der Erste Weltkrieg, führten daher geradewegs in den Faschismus. Transtraumata, die Folgen des Zweiten Weltkrieges, sind jedoch nicht minder geeignet, zeitgenössische, autoritäre Charaktere auszubilden:

       »Auch Theodor W. Adorno verengte unter dem Eindruck des Nationalsozialismus das Profil der autoritären Persönlichkeit weiter auf den konservativen, prüden, menschenverachtenden und faschistoiden Kleinbürger. Allerdings zeigen die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, dass auch unter freizügigen Weltbürgern der autoritäre Charakter prächtig gedeiht. Denn gerade der progressive und engagierte Kosmopolit unserer Tage versucht, seine Ängste mittels Dogmatismus, Unterwürfigkeit und moralischer Orthodoxie zu kompensieren. Dafür klammert er sich panisch an die in seinem Milieu angebeteten Götzen, an Diversität, Offenheit und Multikulturalität. Sein zeitgeistiger Habitus kaschiert dabei nur unzulänglich, dass er sich damit ebenso einer autoritären Ideologie unterwirft wie sein biederer Vorgänger – nur dass diese eben nicht prüde und verklemmt daherkommt, sondern spaßorientiert und scheinbar weltoffen.« 11

      In diesem Buch möchte ich aufzeigen, dass es in Deutschland aufgrund dieses neoautoritären Zwangscharakters kaum resiliente Kräfte gibt, den Bestrebungen supranationaler Organisationen zu widersprechen. Zugunsten einer »großen Transformation«, die das Weltwirtschaftsform »The Great Reset« nennt, nimmt Deutschland eine Vorreiter- und Schlüsselposition ein, da viele deutsche Babyboomer aufgrund ihres Transtraumas noch immer von Schuldkomplexen beherrscht werden und gleichzeitig unter enormem Konformitätsdruck stehen. Die zentralen Narrative und Problemfeder, die im Zusammenhang mit dem globalen Strukturwandel stehen, sind:

      »Abbau vieler Grund- und Bürgerrechte im Zuge der »Corona-Schutzmaßnahmen«, Tracking-Apps, Schaffung einer weltweiten digitalen Identität, Lockdown und Reisebeschränkungen, Massenimpfung, Maskenzwang, Social Distancing.

      »Instrumentalisierung und Überdehnung des Rassismus-Begriffs, Idealisierung von Fremdkulturen und Multikulturalismus bei gleichzeitiger Verteufelung der eigenen Identität, positive Diskriminierung gegen »alte weiße Männer«.

      »Gender-Mainstreaming und Diversity-Management, Feminisierung der Gesellschaft, Dekonstruktion von Geschlecht und Familie, Betonung von Intersektionalität sowie Minderheitenkulte.

      »Dekonstruktion religiöser Sinngewissheiten und Postulat einer menschengemachten, CO2-bedingten Klimakrise als spirituelle Schuld-Sublimierung und neue Welt(untergangs-)Religion.

      »Idealisierung eines naiven humanistischen Universalismus sowie von One-World-Ideologien.

      »Bargeldabschaffung und zentralistische Finanzpolitik, sozialistische Grundkonzeptionen in der staatlichen Geldwirtschaft, selbstzerstörerische »Euro-Rettung« sowie Geldmengenvermehrung und Nullzinspolitik.

      »Negierung der Folgen einer unkontrollierten Migration mit Überlastung der Sozialsysteme, Kriminalitätsanstieg und Islamisierung, Verleugnung der demografischen Fakten und der Realität von Parallelgesellschaften.

      »»Kampf gegen rechts« statt Kampf gegen Radikalismus, Abschaffung von Meinungspluralität, Stigmatisierung und Ausgrenzung regierungskritischer Meinungen, Diffamierung klassisch liberal-konservativer Positionen als »rechtsradikal«, Inkaufnahme und Förderung einer polarisierten Gesellschaft, mediale Manipulation durch Framing-, Nudging- und Gaslighting-Techniken.

      Heutige Entscheider in Politik, Medien und Kultur sind Kinder von traumatisierten Kriegskindern des Zweiten Weltkrieges. Kriegstraumatisierte Eltern von Babyboomern schützten sich vor Retraumatisierung, indem sie die Erziehung ihrer eigenen Kinder versachlichten. Viele Kinder der 1960er- und 1970er-Jahre fühlten sich aufgrund der emotionalen Distanz ihrer Eltern und Großeltern ungeliebt, verunsichert und abgelehnt. Insbesondere durch emotional abwesende Väter entwickelten sich Selbst-Infragestellungen, Schuldgefühle und mangelnde emotionale Ausreifung. Narzisstische Persönlichkeitsmuster, die sich in der Folge herausbildeten, räsonieren in besonderer Weise mit globalen zeitgenössischen Schuldnarrativen: Kolonialismus, Industrialisierung und Rassismus eignen sich dazu, den verdrängten Vaterhass einer emotional vernachlässigten Babyboomer-Generation zu sublimieren. Die Selbstwahrnehmung eines prinzipiellen Nicht-okay-Seins würde spirituelle und psychologische Befriedung erfordern. Fehlt beides, kommt es zu Generalisierung und Projektion auf die Welt: Hier wird alles als Missstand wahrgenommen; mannigfaltige Kämpfe um »Verbesserungen«, in der Regel nach feministisch-sozialistischem Muster, sind die Folge. Die Totalität in der Umsetzung der Agenden, zunächst in der »Flüchtlingskrise«, dann in der »Klimakrise« und schließlich in der »Coronakrise«, zeigt die affektive Ladung, mit der innerpsychische Schuldgefühle und Lebensängste projiziert werden. In der Wirklichkeitsblase narzisstischer Persönlichkeiten müssen Fakten und Realität überschrieben werden. Personen, die unangenehme kognitive Dissonanzen auslösen, werden früher oder später aus dem sozialen Umfeld entfernt. So entstehen Echokammern, und schließlich kommt es zur Polarisierung der Gesellschaft. Die Universalisierung humaner Werte gilt als alternativlos. Partikuläre Interessen und Bedürfnisse nach soziokultureller Identität, Wohlstand und Sicherheit werden tabuisiert und mit einem Höchstmaß an Entrüstung eingehegt.

      Deutschlands offensichtliche Bemühung, »total gut« zu sein, erfordert besondere Beachtung. Jenseits der Tatsache, dass alle westlichen Gesellschaften von Hypermoral und Schuldnarrativen geleitet werden, gilt bei den Deutschen immer noch das Motto: mehr davon!

      Im viel beachteten Lied »Deutschland« der Rockband Rammstein heißt es dazu:

      »Man kann dich lieben

      Und will dich hassen

      Überheblich, überlegen

      Übernehmen, übergeben

      Überraschen, überfallen

      Deutschland, Deutschland über allen«

      Zumindest moralisch steht Deutschland erneut über allen. Mit dem besten politischen Führungspersonal, das die Babyboomer-Generation hervorbringen konnte, Heiko Maas, Peter Altmaier, Robert Habeck, Anton Hofreiter, Annegret Kramp-Karrenbauer, Annalena Baerbock, Katrin Göring-Eckardt und Claudia Roth, geriert sich Deutschland als der große Oberlehrer Europas. Deutschland ist der Weltmeister der offenen Außengrenzen, unter Corona aber gleichzeitig Weltmeister der geschlossenen Binnengrenzen, Weltmeister der Windräder und Weltmeister im Diversity-Management. Das wirklich Verrückte ist jedoch: Im Gegensatz zu anderen Nationen, die in obigen Disziplinen vor Kurzem ebenfalls noch Weltmeister sein wollten wie Schweden oder Dänemark, ist Deutschlands Lernresistenz legendär. Wo andere Länder längst aus ihren Fehlern gelernt haben und politische 180-Grad-Wenden vollziehen, fährt Deutschland unbeirrt unter moralischem Volldampf weiter. Ungeachtet der unübersehbaren Fluchtbewegungen aufgrund deutscher Zwangsbeglückungen, man denke nur an den Brexit, die Sperrigkeit der Visegrád-Gruppe und den rasanten Aufstieg rechtskonservativer Protestparteien in ganz Europa, legt das deutsche Führungspersonal sogar noch Kohlen

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