Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Dolomiten. Eugen E. Hüsler
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Relikte einer schrecklichen Zeit: Gebirgskrieg 1915–1917
Schlutzer, Polenta und Vino rosso
Abwechslung ist angesagt in der Küche Südtirols und der Dolomiten. Sie ist manchmal tirolerisch, mitunter, vor allem bei den Nachspeisen, schimmert die k. u. k. Vergangenheit durch. Dann ist sie wieder italienisch, oben am Berg eher deftig, drunten im Tal gelegentlich ausgesprochen ambitioniert. Die besten Vorspeisen kommen aus der südlichen Nachbarschaft, Knödel und Nocken sind typisch südtirolerisch, und beim Dessert hält man es mal so, mal so: Marillenknödel oder Tiramisu. »Knödel, Nudeln, Nocken, Plenten sind die vier Tiroler Elementen!« heißt es mit gutem Grund an Etsch, Eisack und Rienz. Sie finden sich – vielfältig variiert – auf jeder Speisekarte. Knödel, mit oder ohne Fleisch, werden in der Suppe oder mit Salat gegessen, auch als Beilage zu Gulasch oder Braten. Beliebte Nudelgerichte sind die Pustertaler Schlutzer, Teigtaschen mit Topfen-, Spinat- oder Krautfüllung. Sehr beliebt sind auch die Spinatnocken, mit brauner Butter oder Parmesan. Die Plenten (Polenta) wird vor allem als Beilage zu Wild serviert, in den ladinischen Tälern und im Bellunese ist Polenta mit Pilzen (funghi) sehr beliebt. Der Tiroler Strudel kann – je nach Füllung – sowohl Vor- als auch Nachspeise sein. Bei den süßen Gerichten ist der Apfelstrudel sehr beliebt, auch jenseits der Sprachgrenze. Im Süden der Dolomiten sind lombardische und venezianische Einflüsse unverkennbar: Risotto mit Pilzen aus den heimischen Wäldern und Forellen stehen oft auf der Speisekarte, im Bellunese auch Meeresfische. Und dann – last, but not least! – ist da noch der Speck, liebste Brotzeit aller Dolomitenwanderer, am Stück vom Brettl gegessen. Wenn man Glück hat, ist er auf dem Bauernhof gepökelt und geräuchert worden – längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Guten Speck gibt’s auch in den Trentiner Tälern, und gekäst wird noch auf mancher Alm. Zum Speck passt natürlich ein »Roter«. Der kommt in den südostlichen Dolomiten meistens aus dem Piavetal (Merlot), in Südtirol aus den klassischen Anbaugebieten des Etschtals und wird überall offen angeboten (Kalterer, Grauvernatsch, Blauburgunder).
Eine Pustertaler Spezialität: Tirtlen
Die Dolomiten in Zahlen
Am Kleinen Lagazuoi; Blick zum Pelmo
5000 Rund 5000 Quadratkilometer groß sind die Dolomiten zwischen dem Pustertal und den Tälern des Eisack und des Piave.
3343 Exakt 3343 Meter über dem Spiegel des Mittelmeers ragt die Marmolada, das »Dach« der Dolomiten, in den südlichen Himmel.
1036 Rund ein Fünftel der Dolomiten-Gesamtfläche steht als Naturpark unter Schutz: 1036 Quadratkilometer.
1789 Ein Revolutionsjahr. In Paris erschallte der Ruf nach »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« – und im Südtiroler Eisacktal entdeckte der Franzose (!) Déodat Gratet de Dolomieu ein bisher unbekanntes Kalkgestein, das später nach ihm benannt werden sollte: Dolomit.
2009 Im Jahr 2009 wurden die Dolomiten – genauer: große Teile von ihnen – in die Welterbeliste aufgenommen.
1956 Gut ein Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fanden in Cortina d’Ampezzo die VII. Olympischen Winterspiele statt.
109 Genau 109 Kilometer lang ist die Große Dolomitenstraße, die Bozen mit Cortina d’Ampezzo verbindet und 1909 eröffnet wurde.
3 Sie sind weltberühmt, obwohl sie eigentlich gar keinen richtigen Namen haben (und eigentlich zu sechst sind): die Drei Zinnen.
1857 Im September des Jahres 1857 stand John Ball, späterer Präsident des englischen Alpenclubs, als erster Mensch auf dem Gipfel eines Dolomiten-Dreitausenders (Monte Pelmo, 3168 m).
200 000 000 Über 200 Millionen Jahre alt sind die Dinosaurierspuren, die am Monte Pelmo entdeckt wurden.
Tipps und Infos für unterwegs
Ausrüstung
Ganz wichtig ist beim alpinen Wandern eine der Jahreszeit, dem Klima und dem Wetter angepasste Kleidung. Ein zweckmäßiges Outfit schaut nicht nur fesch aus, es wärmt, kühlt und hält auch trocken. Moderne Stoffe transportieren Schweiß von der Haut nach außen, Regenwasser perlt dagegen ab. Die vom Körper abgegebene Feuchtigkeit bleibt nicht auf der Haut, wo sie abkühlt, was – im schlechtesten Fall – zu einer Erkältung führen kann. Als sinnvoll hat sich bei der Bekleidung das sogenannte »Zwiebelprinzip« erwiesen: mehrere Schichten übereinander, die an- bzw. ausgezogen werden können. So ist der Körper bei jeder Witterung angemessen geschützt: nie zu kalt, nie zu heiß!
In den Pragser Dolomiten; hinten links die Drei Zinnen
Das sollte jeder mit auf die Wanderung nehmen
Das sollte mindestens einmal in der Wandergruppe vorhanden sein