Der kleine Ritter (Herr Wolodyjowski). Henryk Sienkiewicz

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Der kleine Ritter (Herr Wolodyjowski) - Henryk Sienkiewicz

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Ungar gefüllt, würde mich so mit ihrem Anblick entzücken.«

      »Gebt acht, Fräulein,« sagte Wolodyjowski, »ich werde mich nur verteidigen, nicht schlagen. Ihr, Fräulein, greift an, wie es Euch gefällt.«

      »Gut, wenn Ihr wollt, daß ich aufhöre, so sagt nur ein Wörtchen.«

      »Es könnte auch so aufhören, wenn ich nur wollte.«

      »Wieso, was?«

      »Einem solchen Kämpfer würde ich leicht das Säbelchen aus der Hand schlagen.«

      »Wir werden sehen.«

      »Wir werden es nicht sehen, denn ich werde es aus Höflichkeit nicht tun.«

      »Es bedarf keiner Höflichkeit, tut es nur, wenn Ihr es könnt. Ich weiß, daß ich weniger kann als Ihr, aber das laß ich doch nicht geschehen.«

      »Ihr gestattet also?«

      »Ich gestatte.«

      »Laßt das doch, geliebter kleiner Heiduck,« sagte Sagloba, »er hat es mit dem größten Meister aufgenommen.«

      »Wir werden sehen,« wiederholte Bärbchen.

      »Fangen wir an,« sagte Wolodyjowski, ein wenig unwillig über das Selbstlob des Mädchens.

      Sie fingen an.

      Bärbchen schlug mächtig zu und hüpfte dabei wie ein Heupferdchen. Wolodyjowski stand fest auf seinem Platze und machte nach seiner Gewohnheit kleine, kurze Bewegungen mit dem Degen, nicht besonders auf den Angriff achtend.

      »Ihr wehrt Euch gegen mich wie gegen eine lästige Fliege!« rief Bärbchen gereizt.

      »Ich nehme es nicht mit Euch auf, ich unterrichte Euch nur,« erwiderte der kleine Ritter. »Sehr gut so, für ein weibliches Wesen gar nicht übel; ruhiger mit der Hand!«

      »Für ein weibliches Wesen? Dies, mein Herr, für das weibliche Wesen! So! Und so!«

      Aber Michael blieb, obwohl Bärbchen ihre vorzüglichsten Streiche geführt hatte, ruhig und unbewegt, er fing sogar absichtlich mit Sagloba zu plaudern an, um zu zeigen, wie wenig er sich um ihre Hiebe kümmere.

      »Geht doch vom Fenster fort, denn dem Fräulein ist's zu finster, und wenn auch der Säbel größer ist als eine Nadel, so hat das Fräulein doch weniger Erfahrung mit dem Säbel als mit der Nadel.«

      Bärbchens Nasenflügel bewegten sich noch aufgeregter hin und her, und ihr Stirnhaar fiel ganz über die blitzenden Äuglein.

      »Ihr spottet meiner?« fragte sie schwer atmend.

      »Nicht über Eure Person, Gott bewahre!«

      »Ich kann Herrn Michael nicht leiden!«

      »Da hast du deinen Lohn, Schulmeister,« antwortete der kleine Ritter.

      Dann wandte er sich wieder zu Sagloba.

      »Wahrhaftig, es beginnt zu schneien!«

      »Schnee — Schnee — Schnee!« wiederholte Bärbchen höhnisch.

      »Genug, Bärbchen, du kannst kaum noch atmen!« warf Frau Truchseß ein.

      »Nun, Fräulein, haltet den Degen fest, sonst schlage ich ihn aus der Hand.«

      »Das werden wir sehen!«

      »Jetzt!«

      Und der kleine Säbel entflog wie ein Vogel Bärbchens Händen und fiel klirrend in der Entfernung am Ofen nieder.

      »Das habe ich von selbst getan, unwillkürlich, das ist nicht Euer Werk!« rief das Mädchen unter Tränen, ergriff im Augenblick den Degen und begann von neuem:

      »Versucht es jetzt!«

      »Nun wohl,« sagte Michael.

      Und wieder lag der kleine Säbel am Ofen.

      Michael aber sagte: »Genug für heute!«

      Die Frau Truchseß begann zu zittern und zu kreischen, lauter noch als gewöhnlich; Bärbchen aber stand in der Mitte des Zimmers, verwirrt, verblüfft, schwer atmend und biß sich in die Lippen, um die Tränen zu unterdrücken, die sich mit Macht in ihre Augen drängten; sie wußte, daß man noch mehr lachen würde, wenn sie in Weinen ausbrechen würde, und wollte es durchaus unterdrücken; da sie aber sah, daß sie es nicht vermochte, stürzte sie plötzlich aus dem Zimmer.

      »Bei Gott,« rief die Frau Truchseß, »sie ist gewiß in den Stall entflohen, und sie ist so erhitzt; sie wird sich noch eine Erkältung zuziehen. Man muß ihr nach; Christinchen, bleibe hier!«

      Mit diesen Worten ging sie hinaus, ergriff ein warmes Jäckchen im Flur und lief damit in den Stall. Sagloba folgte ihr, besorgt um seinen kleinen Heiducken. Auch Fräulein Drohojowska wollte hinauslaufen, aber der kleine Ritter ergriff sie bei der Hand.

      »Ihr habt doch den Befehl gehört, Fräulein? Ich lasse diese Hand nicht los, ehe sie wiederkommen.«

      Und in der Tat ließ er sie nicht los. Die Hand war wie Atlas weich; Herr Michael fühlte einen warmen Strom aus diesen warmen Fingern in seinen Körper hinüberfließen und empfand ein ungewöhnliches Wohlbehagen. Darum hielt er sie nur noch fester.

      Ein leichtes Rot huschte über Christinens dunkles Gesicht.

      »Ihr haltet mich wie eine Gefangene, die man den Ungläubigen abgejagt hat,« sagte sie.

      »Wer eine solche Gefangene gemacht hätte, brauchte auch den Sultan nicht zu beneiden, und der Sultan gäbe gern sein halbes Reich für sie.«

      »Aber Ihr würdet mich den Ungläubigen nicht verkaufen?«

      »So wenig, wie ich meine Seele dem Teufel verkaufen würde.«

      Hier bemerkte Michael, daß der Eifer des Augenblicks ihn zu weit führe, und verbesserte sich:

      »So wenig, wie ich meine Schwester verkaufen würde.«

      Und Fräulein Drohojowska sagte ernst:

      »Das habt Ihr getroffen, Herr! Eine Schwester bin ich der Frau Truchseß in der Liebe, ich will auch die Eure sein.«

      »Ich danke Euch von Herzen,« sagte Michael und küßte ihre Hand, »denn ich bedarf des Trostes gar sehr.«

      »Ich weiß, ich weiß,« wiederholte das Mädchen, »auch ich bin eine Waise.«

      Hier fiel eine Träne von ihrer Wange und setzte sich auf den kleinen Flaum über ihrem Munde.

      Und Wolodyjowski sah das Tränlein, den leicht beschatteten Mund und sagte:

      »Sie sind so gut, gerade wie ein Engel! Mir ist schon leichter.«

      Christine

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