Der kleine Ritter (Herr Wolodyjowski). Henryk Sienkiewicz

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Der kleine Ritter (Herr Wolodyjowski) - Henryk Sienkiewicz

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strecke ich meine Hand entgegen und biete Euch meine Freundschaft an.«

      »Ich bin nur ein bescheidener Mann, solche Freundschaft ist für mich zu hoch. Ich müßte erst zu ihr heranklettern oder in die Höhe springen, und das fällt schwer in meinem Alter. Wenn Ew. Durchlaucht aber von einer Abrechnung mit Herrn Kmiziz, meinem Freunde, sprechen, so würde ich Euch von Herzen raten, diese Arithmetik aufzugeben.«

      »Ei, warum das?« fragte der Fürst.

      »Denn es gibt in der Arithmetik vier Spezies. Seht, wenn auch Herr Kmiziz ein recht schönes Vermögen hat, so ist es doch eine Fliege im Vergleich zu Ew. Durchlaucht; demnach wird Kmiziz mit Dividieren nicht einverstanden sein; mit dem Multiplizieren wird er sich selbst befassen; Subtrahieren wird er sich nichts lassen, er könnte höchstens etwas addieren, und ich weiß nicht, ob Ew. Durchlaucht danach begierig wären.«

      Obgleich Boguslaw im Wortgefecht nicht ungeübt war, so setzten ihn doch die Ausführungen Saglobas oder seine Kühnheit so sehr in Erstaunen, daß ihm die Zunge im Munde starr blieb. Die Anwesenden schüttelten sich vor Lachen, und Herr Sobieski sagte unter schallendem Gelächter:

      »Das ist ein alter Kämpe, er kann mit dem Säbel dreinhauen, aber er versteht auch mit der Schärfe der Zunge zu spielen. Es ist gescheiter, ihn in Frieden zu lassen.«

      Boguslaw, der einsah, daß er auf einen Unversöhnlichen gestoßen war, versuchte auch nicht mehr, Sagloba für sich zu gewinnen; er begann ein Gespräch mit einem anderen und warf nur von Zeit zu Zeit dem alten Ritter böse Blicke über den Tisch zu.

      Aber der Herr Hetman Sobieski war recht angeheitert und sprach weiter:

      »Ihr seid ein Meister, Herr Bruder, ein rechter Meister! Habt Ihr wohl schon Euresgleichen in dieser Republik gefunden?«

      »Mit dem Schwerte,« antwortete der geschmeichelte Sagloba, »kommt mir Wolodyjowski gleich; aber auch Kmiziz ist kein übler Schüler von mir.« Bei diesen Worten warf er einen schielenden Blick auf Boguslaw; aber dieser tat, als hörte er nichts, und sprach emsig weiter mit dem Nachbar.

      »Bah,« sagte der Hetman, »Wolodyjowski habe ich manchmal bei der Arbeit gesehen, und ich würde für ihn bürgen, wenn es sich auch um das Schicksal der ganzen Christenheit handelte. Schade, daß ein solcher Rittersmann wie vom Blitz getroffen ward.«

      »Was ist ihm geschehen?« fragte Sarbiewski, der Schwertträger von Tschiechanow.

      »Seine geliebte Braut ist ihm unterwegs in Tschenstochau gestorben,« antwortete Sagloba, »und das schlimmste ist, ich kann nirgends erfahren, wo er sich jetzt befindet.«

      »Beim Himmel,« rief darauf Herr Warschyzki, der Burgvogt von Krakau, »bin ich ihm doch, als ich nach Warschau kam, unterwegs begegnet! Er fuhr auch hierher und gestand mir, daß er die Welt und ihre Beschwerden satt habe und auf den Mons Regius[B] gehe, um in Gebet und Andacht sein verhärmtes Leben zu beschließen.«

      Sagloba griff mit der Hand in die Reste seines Scheitels. »Kamaldulenser ist er geworden! So wahr ich lebe!« rief er in höchster Verzweiflung.

      Die Mitteilung des Burgvogts machte auf alle übrigen einen großen Eindruck. Sobieski, der tapfere Soldaten gern hatte und selbst am besten wußte, wie sehr das Vaterland solcher bedürfe, grämte sich sehr und sagte:

      »Dem freien Willen des Menschen und dem Ruhm Gottes darf man nicht zuwiderhandeln; aber es ist schade, und es wird mir schwer, den Herren zu verbergen, daß es mir weh tut. Das war ein Rittersmann aus des Fürsten Jeremias Schule, gegen jeden Feind ausgezeichnet und erst gegen die Horde und das Gesindel unvergleichlich. Es gibt wenige solcher Meister im Kleinkrieg, in der Steppe, höchstens noch Piwo unter den Kosaken und Herrn Ruschtschyz in der Linie; aber auch die sind mit Wolodyjowski nicht zu vergleichen.«

      »Ein Glück, daß die Zeiten etwas ruhiger sind,« erwiderte der Schwertträger von Tschiechanow, »und daß die Heiden getreulich die Verträge wahren, die das unbesiegbare Schwert meines Wohltäters ihnen abgerungen hat.«

      Hier verneigte sich der Schwertträger vor Herrn Sobieski, dieser aber freute sich im Herzen über das öffentliche Lob und antwortete:

      »In erster Reihe war es die Güte Gottes, die mir gestattete, mich an die Schwelle einer Republik zu legen und dem Feinde zuzusetzen, und in zweiter die stets bereite Entschlossenheit meiner guten Krieger. Daß der Khan die Verträge gern halten möchte, weiß ich, aber in der Krim selbst regt es sich gegen den Khan, und die Horde von Bialogrod versagte ihm den Gehorsam. Ich habe soeben Nachrichten erhalten, daß sich dort an der Grenze der Moldau Wolken zusammenziehen, und daß es Scharmützel geben kann; ich habe auch Späher ausgesandt, aber es sind zu wenig Mannschaften. Schicke ich hier einen Trupp hin, so werden an der anderen Seite zu wenig sein; gerade an erfahrenen Männern, die die Kriegsgebräuche der Horden kennen, fehlt es mir, und darum beweine ich Wolodyjowski so.«

      Da nahm Sagloba von der Schläfe die Fäuste, mit denen er sich den Kopf zusammengedrückt, und rief laut:

      »Aber er darf nicht Kamaldulenser werden, und sollte ich auch mit Gewalt auf den Mons Regius und ihn davonführen! Bei Gott, morgen will ich zu ihm, vielleicht läßt er sich durch meine Worte gewinnen, wo nicht, so gehe ich zum Primas, zu dem General der Kamaldulenser, — und wenn ich bis nach Rom reisen sollte, ich tu's! Ich will den Ruhm Gottes nicht schmälern, aber was kann er für ein Kamaldulenser sein? Ihm wächst ja nicht einmal ein Haar am Kinn. Er ist glatt wie meine Faust, so wahr ich Gott liebe. Er kann ja im Leben keine Messe absingen, und wenn er singen sollte, so werden die Mäuse aus dem Kloster entfliehen, denn sie werden glauben, daß der Kater miaut und Hochzeit hält. Verzeiht, ihr Herren, daß ich so hinspreche, was mir der Schmerz auf die Zunge legt; — wenn ich einen Sohn hätte, ich liebte ihn nicht mehr, als ich diesen Braven liebe. Behüt' ihn Gott, behüt' ihn Gott! Wenn er wenigstens Bernhardiner geworden wäre — aber Kamaldulenser! Daraus darf nichts werden, so wahr ich hier lebendig sitze! Gleich morgen will ich zum Primas gehen, er soll mir Briefe an den Prior geben.«

      »Das Gelübde kann er doch noch nicht geleistet haben,« warf der Herr Marschall ein; »aber drängt nicht in ihn, damit er nicht schwankend werde; und auch damit müßt Ihr rechnen, ob nicht in seiner Absicht Gottes Wille sich offenbart.«

      »Gottes Wille? Gottes Wille kommt nicht plötzlich; wie schon unser altes Sprichwort sagt, was plötzlich kommt, kommt von der Hölle. Wäre es Gottes Wille gewesen, so hätte ich längst in ihm eine Neigung dazu gefunden; er aber war kein Geistlicher, er war ein Dragoner. Hätte er im Besitze seines vollen Verstandes in Ruhe und mit Überlegung einen solchen Entschluß gefaßt — ich hätte nichts gesagt. Aber Gottes Wille kommt nicht über den Menschen in der Verzweiflung, wie der Blaufuß über die Kriekente. Ich will nicht in ihn drängen. Bevor ich zu ihm gehe, werde ich mir zurechtlegen, was ich ihm sagen will, um ihn nicht abzuschrecken; aber ich hoffe zu Gott. Der brave Rittersmann hat stets meinem Witz mehr getraut als seinem, und ich denke, es wird auch jetzt so sein, sonst müßte er sich ganz verändert haben.«

      Am folgenden Tage zog Sagloba die Glocke an der Klosterpforte des Mons Regius. Er hatte sich mit Briefen des Primas versehen und den ganzen Plan mit Ketling entworfen. Das Herz schlug ihm mächtig bei dem Gedanken, wie ihn Wolodyjowski empfangen würde, und obgleich er sich vorher zurechtgelegt hatte, was er sagen wollte, sah er doch selbst ein, daß viel davon abhängen würde, wie er aufgenommen wurde. Mit diesem Gedanken beschäftigt, zog er das zweitemal die Glocke, und als der Schlüssel im Schloß knarrte und die Pforte ein wenig geöffnet wurde, drang er schnell, sogar ein wenig gewaltsam durch dieselbe ein und sagte zu dem jungen Mönch, der verwirrt dastand:

      »Ich

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