Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland

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Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland

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      „Maretti hat Cindy erschossen.“

      „Wenn das zutrifft, frage ich mich, warum Sie zu mir kommen und sich nicht an die Polizei wenden.“

      „Ich bin noch am Recherchieren“, sagte Roberto.

      „Ich halte Sie nicht davon zurück, bedaure Ihnen jedoch erklären zu müssen, dass Sie sich in der Adresse geirrt haben“, meinte Archie Wingate.

      Er erhob sich und trat an die gläserne Schiebetür, die zum Dachgarten führte. Er hielt seine Rechte in den Strahlengang des Radarauges und sorgte auf diese Weise dafür, dass das schwere Kristallglas fast geräuschlos zur Seite glitt. Wingate betrat die Terrasse. Er atmete tief durch. „Ein herrlicher Tag“, sagte er. „Das Leben ist schön.“

      „Nicht mehr für Cindy Bell“, meinte Roberto und folgte Wingate auf das Dach.

      Um ein Blumenbeet waren kugelrund geschnittene Lorbeerbäumchen aufgestellt; in der Mitte des Beetes plätscherte ein Springbrunnen. Über die fast brusthohe Begrenzungsmauer hatte man einen fantastischen Blick über die Stadt. Ganz in der Nähe landete ein Helikopter auf dem Landeplatz eines Geschäftshauses.

      „Sie könnte noch leben“, sagte Wingate.

      „Aber sie ist tot.“

      „Sie hat ein paar Fehler gemacht, nehme ich an. Fehler sind in dieser Stadt tödlich.“

      „Ich werde Sie an Ihre Worte erinnern“, versprach Roberto.

      Sein Blick glitt über die Dächer. Dann sprang er nach vorn, packte Wingate mit beiden Händen an der Schulter und riss ihn mit sich zu Boden.

      Fast gleichzeitig wurde ein merkwürdiges Geräusch laut. Ein Projektil schrammte über die Ziegelmauer des Außenkamins und riss ein Stück Zementfüllung heraus. Die Kugel geriet ins Trudeln und zwitscherte als Querschläger durch die Luft.

      Wingate lag flach auf dem Bauch. Er hob den Kopf, maßlose Verwunderung im Blick.

      Es geschah nicht zum ersten Male, dass auf ihn geschossen wurde, aber seit dem letzten Anschlag waren Jahre verflossen. Niemand hatte es seither gewagt, den Schwiegersohn von Don Bruno anzugreifen. Wingate rang um Luft und Fassung. Er setzte sich auf.

      „Das galt Ihnen“, sagte Roberto und wies auf den Kaminabzug. „Sehen Sie sich das Loch an. Dort befand sich Ihr Kopf. Auf gleicher Höhe mit ...“ Er unterbrach sich, weil Wingate in diesem Moment lachte. Das Lachen war laut, hässlich und sogar wütend.

      „Ein hübscher Trick“, sagte er. „Sie geben jemand den Befehl, auf mich zu schießen. Ihr Helfer sollte mich nicht treffen, sondern erschrecken. Er sollte Ihnen die Gelegenheit verschaffen, sich als mein 'Lebensretter' zu bewähren. Was versprechen Sie sich von der Schmierenkomödie? Dass ich Ihnen jetzt aus der Hand fresse, oder dass ich vor Angst zu schlottern beginne?“

      „Ich habe nicht versucht, Sie zum Luftholen auf dem Dach zu bewegen“, erinnerte Roberto den Penthousebesitzer. „Es war Ihre Idee, den Dachgarten zu betreten. Ich sah den Burschen mit dem Gewehr sofort, er stand neben dem Wasserreservoir auf dem gegenüberliegenden Haus. Hätte ich warten sollen, bis er Ihnen ein Loch zwischen die Augen pustet?“

      Archie Wingates Gesicht war in Bewegung geraten und spiegelte die inneren Kämpfe, die er mit sich ausfocht, wider. Einerseits traute er dem Besucher nicht über den Weg, andererseits musste er einräumen, dass dessen Worte Hand und Fuß hatten.

      Archie Wingate kam auf die Beine, wagte es jedoch nicht, sich voll aufzurichten. Gebückt hastete er im Schutz der Mauer zurück in das Wohnzimmer, dort holte er eine Flasche Whisky aus dem Schrank. Er füllte sich ein Glas. „Nehmen Sie auch einen?“, fragte er mürrisch.

      Roberto war Wingate in den Raum gefolgt und schüttelte den Kopf. Er sah zu, wie Wingate trank und sein Glas nachfüllte.

      Wingates Blick ging ins Leere. Sein Mund bildete einen verkniffenen Strich.

      „Sie haben Feinde“, stellte Roberto fest.

      Wingate schwieg.

      Roberto durchquerte den Raum. „Nehmen Sie sich in Acht“, sagte Wingate.

      Roberto blieb an der Tür stehen. Er lächelte. „Aber ja“, sagte er. „Ich weiß schließlich, mit wem ich es zu tun habe.“

      „Dann richten Sie sich danach“, empfahl Wingate.

      10

      Roberto hatte in der Gunderson Street ein kleines, möbliertes Apartment bezogen. Es war ihm von Colonel Myer besorgt worden. Die Tür der Wohnung trug noch das Namensschild des Vorbesitzers, Richard Allington. Das Apartment befand sich in der dritten Etage eines siebzehnstöckigen Wohnsilos und bot den Schutz der Anonymität, ohne die ein Mann wie Roberto nicht arbeiten konnte.

      Colonel Myer war Robertos Vorgesetzter und Kontaktmann in einem.

      Der Colonel betätigte sich als Auftraggeber, logistischer Berater, Geldüberbringer und Wohnungsbeschaffer gleichzeitig. Roberto hatte keine Ahnung, wie groß die Anzahl der COUNTER CRIME Mitarbeiter war, die der Colonel betreute, aber er musste zugeben, dass der zuweilen sehr spröde und konservativ auftretende Myer (den er nur selten zu Gesicht bekam) nahezu fehlerfrei arbeitete und immer dann zur Stelle war, wenn eine Situation brandheiß wurde und von einem Einzelgänger wie Roberto nicht allein gelöst werden konnte.

      Colonel Myer hatte seinen Auftrag wie immer mündlich erteilt.

      Der Auftrag lautete, herauszufinden, welche Rolle Archie Wingate in Chicago spielte und wie es um seine Aussichten stand, innerhalb der Mafia eine Spitzenposition zu erringen.

      COUNTER CRIME verfolgte den unaufhaltsamen Aufstieg des dynamischen Wingate seit Langem mit großer Aufmerksamkeit. Er gehörte zur Generation der harten, unnachsichtigen Dollarhaie, die eine Profitmaximierung mit allen Mitteln betrieben und dabei auch nicht vor Methoden und Einfällen zurückschreckten, die der älteren Mafiaklasse zu riskant gewesen wären.

      Endziel von Robertos Bemühungen war es, Archie Wingate auszuschalten. Roberto hatte eine gründliche Kenntnis von Wingates Lebensgewohnheiten erhalten, er besaß auch eine Liste von Wingates Freunden und Freundinnen – daraus hatte sich sein Kontakt zu Cindy Bell entwickelt. Der Besuch bei Wingate war, wie Roberto wusste, ein kalkuliertes Risiko und diente vor allem dem Zweck, die Persönlichkeit seines Gegners kennenzulernen. Es gab Dinge, die kein Bericht klarstellen und die man nur durch eigene Kontaktaufnahme beurteilen konnte.

      Roberto hatte nicht viel mit Wingate gesprochen und nicht mehr erfahren, als er erwartet hatte, aber er wusste jetzt sehr viel

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