Rundgang nur mit Korb. Peter Schmidt

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Rundgang nur mit Korb - Peter Schmidt

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Sie haben jetzt deswegen keinen Stress?«

      »Das wird schon gehen.« Frau Petersohn lief die Treppen in die staubfreien Bereiche des Kombinats hinauf und zog eine unsichtbare Wolke aus Fliederduft hinter sich her. Er ging in den Pausenraum seiner Brigade und zog sich seine Arbeitssachen an. Noch vor Schichtbeginn suchte und fand er Krugmann: »Jürgen, kannst du mir heute Abend beim Abladen der Steine helfen?«

      »Na klar, ich frage Filkert noch, ob er mitmacht, dann geht das schneller.«

      *

      »Genosse Weber, Sie haben nachher einen Termin mit meinem Mann. Sechzehn Uhr zehn am Haupttor.«

      »Danke Genossin Petersohn.«

      »Fragen Sie beim Pförtner nach dem Genossen Petersohn. Da im Betonwerk gibt es keine Kollegen, sondern nur Genossen.«

      »Na wenn das so ist, dann werde ich das beherzigen.« Sie kramte in ihrer Handtasche: »Hier ist der Bezugsschein. Bringen Sie mir das Geld einfach morgen ins Büro.«

      In der Frühstückspause sprach er mit seinem Kollegen Krisch: »Ich muss heute um vierzehn Uhr Feierabend machen. Ich habe noch einen wichtigen Termin.«

      »Keine Sorge, Chef. Wir halten die Stellung.«

      *

      »Herr Summke? Hallo Herr Summke.« Axel Weber stand auf dem verwucherten Hof und suchte die Klingel zum Wohnhaus. Die Hof säumenden Pappeln raschelten gemütlich im Nachmittagswind. »Was gibt es denn?«

      »Ich bin es, Axel Weber, der Kollege von Christoph Filkert.«

      »Ach ja, mein Freund. Wann sollen wir denn fahren?«

      »Na ich kann in gut einer Stunde die Steine holen.«

      »Dann erscheint es wohl sinnvoll, dass ich mich mal schön mache.«

      »Keine Eile Herr Summke, lassen Sie sich Zeit.«

      Zehn Minuten später heulte der Traktor in der Bretterscheune auf. Zuerst gab es ein paar Fehlzündungen dann stotterte der Motor und letztendlich tuckerte er gleichmäßig, wie eine Heuschrecke auf einer Sommerwiese. Blauer Dunst verließ den Auspuff und besiegte den lieblichen Heuduft. »Steig ein. Es geht los.« Sie legten die ersten Meter im Schritttempo zurück. Als sie die asphaltierte Straße erreichten, gab Summke mehr Gas und ihre Fahrt beschleunigte sich. Getose hob an. Ihre Sitze schaukelten wie zwei Boote bei Wellengang. Summke überschrie den Traktorenlärm: »Weißt du, früher war irgendwie alles leichter. Da waren die Feste noch richtige Feste. Die jungen Kerle haben sich um die Mädchen geprügelt und die Kinder waren noch erzogen. Was man heutzutage so alles zu Gesicht bekommt. Da weiß man nicht mehr, ob das ein Junge oder ein Mädchen ist. Die Haare lang und struppig, die Hosen drei Nummern zu eng und dafür die Jacke drei Nummern zu groß.«

      »Und kein Respekt mehr vor dem Alter.« Summke nickte zustimmend, obwohl er kein Wort verstanden hatte. Er holte erneut aus: »Und weißt du was das Schlimme ist, denen fehlt jede Achtung vor den älteren Menschen. Dabei waren es gerade die, die das alles hier aufgebaut haben. Unseren Kindern soll es mal besser gehen. Dafür haben wir gearbeitet. Aber wenn man die sieht: sinnloses Betrinken, Randalieren. Die wissen nicht wohin mit ihrer überschüssigen Energie. Wenn die den ganzen Tag auf dem Feld wären, dann würden die erst gar nicht solche Flausen in den Kopf bekommen. Die wären abends froh, wenn sie ihre Ruhe hätten.«

      *

      Das Pförtnerhäuschen zum Betonwerk wurde von einem älteren Herrn in blauer Uniform besetzt, dessen verlängerter Zeigefinger eine rot und weiß gestreifte Schranke war. Die Schranke war geschlossen und verdeutlichte, dass es für Unbefugte keinen Zutritt gab. Axel sprang vom Traktor. Der Pförtner öffnete sein Sprechfenster und hielt das Ohr an die Scheibe. »Guten Tag.«

      »Guten Tag.« schallte es teilnahmslos zurück. »Mein Name ist Weber. Ich habe einen Termin mit dem Genossen Petersohn.« Der Pförtner verzog keine Miene. Er schloss das Sprechfenster, hob das Telefon ab, bediente die Wählscheibe und unterhielt sich mit der Sprechmuschel. Als er aufgelegt hatte, öffnete er das Sprechfenster erneut und wies ihn an: »Warten Sie bitte hier, der Genosse Petersohn kommt gleich.«

      *

      Aus der Werkhalle kam ein groß gewachsener Mann mit kräftigen Schultern. Er deutete ihm an, dass sie mit dem Traktor einfahren sollten. Der Pförtner bekam das Zeichen, die Schranke zu öffnen. Langsam rollten die Traktorenreifen über die Betonplatten bis zur Werkhalle, aus der der Mann gekommen war.

      Axel stieg vom Traktorsitz. »Genosse Petersohn?«

      »Ja, Genosse Weber?«

      »Genau der bin ich. Hier ist der Bezugsschein.«

      »Das klappt ja super. Na auf die Leute aus dem Werkzeugmaschinenkombinat ist eben Verlass, sagt meine Frau immer.«

      »Ja, vielen Dank für die Unterstützung.«

      »Kein Problem. Wenn man an der Quelle sitzt, dann kann man ja auch ruhig mal ein bisschen mit Wasser spritzen, oder?«

      »Da haben Sie ganz recht.«

      »Kommen Sie hier herüber, da können wir die Steine gleich aufladen.« Sie traten in die Werkhalle wie in eine andere Welt. Große Neonröhren sorgten für Tageslichtersatz. Lärm sprang ihnen entgegen. In einer Ecke standen abholbereite Paletten mit Gasbetonsteinen. Ein handgeschriebener Zettel verdeutlichte die Eigentumsverhältnisse. Bruchsteine Petersohn. Nebenan lagen Paletten mit Gehwegplatten. »Kann man die bei Ihnen auch beziehen?«

      »Nein Genosse Weber, die sind nur zur Auslieferung bestimmt.«

      »Schade, aber nicht zu ändern. Ich bräuchte nämlich welche für eine Terrasse und einen Gartenweg.«

      »Nun, da kann ich Ihnen nur folgenden Vorschlag machen: Ich kann in Erfahrung bringen, wohin die Auslieferung erfolgt. Wenn mal in der Nähe was ausgefahren wird, sage ich meiner Frau Bescheid, ok?«

      »Das ist sehr nett von Ihnen.« Genosse Petersohn lenkte auf die reservierten Paletten: »Die Steine sind zum Vermauern noch ganz gut, aber Sie müssen beim Verfugen aufpassen, dass keine Zwischenräume bleiben.«

      »Und Sie bekommen da keinen Ärger?« Genosse Petersohn lachte: »Dann hätte ich ihn schon vor Jahren bekommen.«

      *

      Wie bekommen wir denn die Steine jetzt in den Garten?« Axel verzog das Gesicht und auch seine Kollegen Krugmann und Filkert bemerkten, dass der Gartenweg für den Traktor ein wenig zu schmal war. »Wir brauchen Schubkarren. Dann können wir die Steine aufladen und in den Garten fahren.« Axel pustete aus. »Also, wenn ihr mich fragt, ist das eine gute Idee, denn ich habe ja schon beim Aufladen geholfen. Soll ich mal Zigarren-Schmidt fragen, ob wir seine Schubkarre haben können?«

      »Vielleicht hilft er sogar beim Transport mit.«

      »Ich gehe mal hin.«

      *

      Dietmar Schmidt saß in gewohnter Pose rauchend in seinem Gartenstuhl und genoss die frische Abendluft. »Mensch Axel, macht ihr da vorne so einen Lärm?« Er lächelte und sprach im ironischen Ton weiter: »Da kann man ja gar nicht abschalten.«

      »Wir können schon dafür sorgen,

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