Ein neues Ich. Джо Диспенза

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Ein neues Ich - Джо Диспенза

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sie lebten, als hätte sich ihr Traum bereits erfüllt. Diesen Traum konnten sie zwar weder sehen noch hören, schmecken, riechen oder spüren, aber sie waren davon so besessen, dass ihr Handeln dieser potenziellen Realität schon vor deren zeitlicher Verwirklichung entsprach. Oder anders ausgedrückt: Sie verhielten sich, als wäre jenes, was sie sich im Geiste »vergegenwärtigten«, tatsächlich bereits Wirklichkeit.

      Die Inder waren Anfang des 20. Jahrhunderts beispielsweise von der imperialistischen Kolonialherrschaft demoralisiert. Trotzdem glaubte Gandhi an eine Realität, die zu diesem Zeitpunkt im Leben seines Volkes noch nicht existierte. Mit ganzem Herzen vertrat er die Konzepte der Gleichheit, Freiheit und Gewaltlosigkeit, ohne jemals in seinen Überzeugungen zu schwanken.

      Gandhi verfocht Freiheit für alle, obwohl damals die Realität unter der Tyrannei der britischen Herrschaft ganz anders aussah. Die traditionellen Überzeugungen jener Zeit standen im Widerspruch zu seinen Hoffnungen und Bestrebungen. Während der ersten Zeit seines Kampfes um ein neues Indien war die Erfahrung der Freiheit in der Realität nicht möglich. Dennoch ließ er sich durch gegenteilige äußere Anzeichen nicht von seinem Ideal abbringen.

      Lange Zeit war für Gandhi in der Außenwelt nicht zu erkennen, dass er wirklich etwas veränderte. Doch nur selten ließ er sich von den äußeren Bedingungen beherrschen. Er glaubte an eine Zukunft, die er zwar mit seinen Sinnen noch nicht wahrnehmen und erleben konnte, die für ihn geistig aber so lebendig war, dass er gar nicht anders leben konnte. Er begrüßte das neue Leben der Zukunft schon, als er physisch noch sein gegenwärtiges Leben lebte. Seine Art und Weise, zu denken, zu handeln und zu fühlen, würde – so war ihm klar – die derzeitigen Bedingungen verwandeln. Und schließlich veränderte sich die Realität dank seiner Bemühungen tatsächlich.

      Wenn unsere Verhaltensweisen unseren Absichten entsprechen und wir analog zu unseren Gedanken handeln; wenn unser Geist und unser Körper zusammenarbeiten; wenn unsere Worte und unsere Taten aufeinander abgestimmt sind …, dann verfügt jeder Einzelne von uns über ungeheure Macht.

      Giganten der Geschichte: Warum ihre Träume »unrealistischer Unsinn« waren

      Die größten Persönlichkeiten der Geschichten engagierten sich standhaft für ein zukünftiges Schicksal, ohne dafür von ihrer Umwelt direktes Feedback zu benötigen. Es war ihnen einfach egal, wenn ihnen ihre Sinne noch keine Hinweise auf den von ihnen gewünschten Wandel lieferten und es auch keine entsprechenden physischen Anzeichen dafür gab; sie erinnerten sich wohl täglich der Realität, auf die sie sich konzentrierten. Ihr Geist war ihrer aktuell existierenden Außenwelt vorausgeeilt, da diese Umwelt keine Kontrolle mehr über ihr Denken hatte. Sie waren im wahrsten Sinn des Wortes ihrer Zeit voraus.

      All diese Berühmtheiten hatten noch etwas gemeinsam: Sie waren sich vollkommen klar, was sie genau wollten. (Und wie wir ja schon gehört haben, überlassen wir das Wie einem höheren Geist – und das wussten sie anscheinend.)

      So mancher Zeitgenosse hat diese Persönlichkeiten als »unrealistisch« bezeichnet. Und es stimmt, sie waren völlig unrealistisch, und ebenso ihre Träume. Das von ihnen in ihren Gedanken, Handlungen und Emotionen verinnerlichte Ereignis war nicht realistisch, denn diese Realität fand noch nicht statt. Ignoranten und Zyniker verspotteten ihre Visionen vielleicht sogar als »Unsinn«, und diese Bedenkenträger hatten durchaus recht: Die Vision einer zukünftigen Wirklichkeit war »Un-Sinn«, denn sie existierte in einer Realität jenseits der Sinne.

      Auch Jeanne d’Arc wurde als töricht, ja sogar verrückt angesehen. Ihre Vorstellungen stellten die Überzeugungen ihrer Zeit infrage und machten sie zu einer Bedrohung des herrschenden politischen Systems. Doch als ihre Vision sich dann tatsächlich manifestierte, wurde sie als tugendhaft und rechtschaffen gefeiert.

      Wer an seinem Traum, ganz unabhängig vom jeweiligen Umfeld, festhält, ist eine große Persönlichkeit. Wir werden noch sehen, dass das Überwinden der Umwelt untrennbar mit dem Überwinden von Körper und Zeit verbunden ist. Gandhi ließ sich durch die äußeren Geschehnisse (Außenwelt) nicht von seinen Idealen abbringen, er scherte sich nicht um seine Gefühle und das, was ihm hätte zustoßen können (Körper), und es war ihm egal, wie lange es dauern würde, seinen Traum von der Freiheit in die Wirklichkeit umzusetzen (Zeit). Er wusste einfach: All das würde sich früher oder später seinen Absichten beugen.

      Haben all diese Großen der Geschichte in ihrem geistigen Labor ihre Ideen vielleicht so ausgetüftelt, dass ihr Gehirn meinte, die Erfahrung wäre schon passiert? Können auch wir rein durch Gedankenkraft unser Ich verändern?

      Der mentale Probelauf: Wie unsere Gedanken zu unserer Erfahrung werden können

      Nach neurowissenschaftlichen Erkenntnissen können wir tatsächlich unser Gehirn verändern – und damit auch unsere Verhaltensweisen, Einstellungen und Überzeugungen –, einfach indem wir anders denken (also ohne im äußeren Umfeld etwas zu verändern). Durch mentales Proben (sich immer wieder vorstellen, wie man etwas Bestimmtes tut) können sich die Schaltkreise im Gehirn umorganisieren, sodass sie unsere Ziele widerspiegeln. Wir können unsere Gedanken so real gestalten, dass das Gehirn sich verändert und so ausschaut, als wäre das Ereignis in der physischen Wirklichkeit bereits eingetreten. Wir können das Gehirn vor jeglicher tatsächlicher Erfahrung in der Außenwelt verändern.

      Dazu ein Beispiel: In meinem Buch »Schöpfer der Wirklichkeit« habe ich davon berichtet, wie Probanden, die mental fünf Tage hintereinander zwei Stunden täglich einhändige Fingerübungen fürs Klavier übten (und dabei nie ein echtes Klavier unter die Hände bekamen!), fast dieselben Veränderungen im Gehirn aufwiesen wie diejenigen Versuchsteilnehmer, die genau dieselben Fingerbewegungen physisch auf einer Klaviertastatur über denselben Zeitraum übten.2 Wie funktionelle Hirnscans nachwiesen, waren bei allen Teilnehmern im gleichen Gehirnbereich Neuronengruppen aktiviert und vergrößert worden. Die Gruppe, die ihre Tonleitern und Akkorde nur mental übte, konnte dabei ihr Gehirn um fast dieselbe Anzahl an Verschaltungen erweitern wie die Gruppe, die tatsächlich physisch übte.

      Diese Studie zeigt zwei wichtige Punkte auf: Wir können durch Umdenken nicht nur unser Gehirn verändern. Das Gehirn unterscheidet nicht einmal zwischen der Innenwelt des Geistes und der tatsächlichen Erfahrung in der Außenwelt, wenn wir uns wirklich auf das eine Ziel fokussieren. So können unsere Gedanken zur Erfahrung werden.

      Diese Vorstellung ist entscheidend für den Erfolg, wenn Sie versuchen, alte Gewohnheiten (verkrustete alte Nervenverbindungen) durch neue (frisch keimende Nervennetzwerke) zu ersetzen. Es lohnt sich also, sich einmal genauer anzuschauen, wie jene Versuchspersonen, die physisch nie auch nur eine Note gespielt, sondern nur mental geübt hatten, dieselben Lernprozesse durchliefen.

      Egal ob wir physisch oder mental etwas Neues erlernen, es sind immer vier Elemente an der Veränderung des Gehirns beteiligt: Wissen erlernen – praktische Anleitung erhalten – aufmerksam sein – wiederholen.

      Lernen schafft synaptische Verbindungen; Anweisungen beziehen den Körper mit ein, sodass eine neue Erfahrung stattfinden kann, die wiederum das Gehirn bereichert. Wenn wir dann auch noch mit Aufmerksamkeit dabei sind und die neuen Fähigkeiten durch Wiederholung regelmäßig praktizieren, verändert sich das Gehirn.

      Die Gruppe, die physisch auf dem Klavier Tonleitern und Akkorde spielte, erzeugte neue Verschaltungen im Gehirn, weil sie dieser Formel folgte.

      Auch die Teilnehmer, die mental übten, befolgten diesen Ablauf, bezogen aber den Körper nicht mit ein. Doch mental konnten sie sich einfach vorstellen, Klavier zu spielen. Nach wiederholtem mentalem Üben wiesen ihre Gehirne die gleichen neurologischen Veränderungen auf wie jene der Teilnehmer, die tatsächlich Klavier spielten. Neue Neuronennetzwerke wurden ausgebildet, und das zeigte: Sie hatten effektiv bereits Tonleitern

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