Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit. Tanja Rinker

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Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit - Tanja Rinker narr studienbücher

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belebt (XNom küsst YAkk, XNom umarmt YAkk, …) oder unbelebt (XNom liest YAkk, XNom trinkt YAkk, …) sein. Sind die Lernenden mit den Formen für Nominativ und Akkusativ vertraut, können dreistellige Verben des Besitzwechsels (XNom schenkt / gibt / bringt ZDat YAkk) zum Lerngegenstand werden – inhaltlich vielleicht eingebettet in eine Lektion über ein Geburtstagsfest oder eine andere Festivität, bei der Geschenke übergeben werden. Im Fokus steht nun die semantische Rolle des Rezipienten (Z), die mit einer belebten Entität zu besetzen und mit dem Dativ zu markieren ist.

      Aufgrund der Kasusmarkierung erlaubt das Deutsche eine variable Anordnung der Aktanten, vgl. (15) und (16). Dies sollte den Lernenden frühzeitig vermittelt werden, um zu vermeiden, dass sich bei ihnen die Hypothese verfestigt, dass das Erstelement immer Subjekt bzw. Agens sei.

(15) a. Der Junge / das Mädchen umarmte den Vater / die Mutter.
b. Den Vater / die Mutter umarmte der Junge / das Mädchen.
(16) a. Die Mutter / der Vater schenkte der Lehrerin / dem Lehrer einen Blumenstrauß.
b. Der Lehrerin / dem Lehrer schenkte die Mutter / der Vater einen Blumenstraß.
c. Einen Blumenstrauß schenkte die Mutter / der Vater schenkte der Lehrerin / dem Lehrer.

      Selbstverständlich muss eine vom Normalfall abweichende Reihenfolge entsprechend motiviert werden, um in Bezug auf die Anordnung relevanter Informationen eine gewisse Natürlichkeit im Sprachgebrauch zu simulieren. Abb. 4.8 enthält Anregungen, wie man hierbei vorgehen könnte.

      Mit den in Abb. 4.7 dargestellten Regularitäten lassen sich „prototypenhaft die Standardfälle“ der HandlungsverbenHandlungsverben (Wegener 1995a: 123) erfassen. Darüber hinaus gibt es für alle vier Kasus weitere Verwendungskontexte, die im Folgenden lediglich kurz aufgelistet werden sollen, um danach einzelne Aspekte, die den Lernenden besondere Schwierigkeiten bereiten, noch einmal herauszugreifen.

      Übung mit Vorgabe der Zielstruktur (Rezipient als Erstelement)

Am Abend wollen Lisas Eltern noch etwas lesen. Lisa holt für sie eine Zeitung und ein Buch.
Wem bringt Lisa die Zeitung und wem bringt sie das Buch? Was meinst du? Wem bringt Lisa was? Schau dir nun die Bilder an und vervollständige die Sätze.
Dem Vater bringt sie ___ _______ . Der Mutter bringt sie ___ ________ .

      Übung zum Einsetzen der Zielstruktur (Rezipient als Erstelement)

Die Großeltern sind heute zu Besuch. Tom holt einen Tee und eine Cola aus der Küche.
Wem bringt Tom die Cola und wem bringt er den Tee? Was meinst du? Wem bringt Tom was? Schau dir nun die Bilder an und vervollständige die Sätze.
___ Oma bringt er ___ _______ . ___ _____ bringt er ___ _______ .

      Abb. 4.8:

      Auszüge einer Übung zur Objektvoranstellung bei Besitzwechselverben (© Bryant/Erhard)

       Kasuszuweisung durch RektionKasuszuweisung durch Rektion

      Der Kasus wird einer NominalphraseNominalphrase in Abhängigkeit ihres Gebrauchs im Satz von außen zugewiesen – entweder durch Rektion oder durch Kongruenz (DUDEN 2016: 818).2 Rektion „liegt vor, wenn ein Wort verlangt, dass eine von ihm abhängige Phrase ein bestimmtes grammatisches Merkmal [z. B. Kasus] aufweist“ (ebd. 818). Nicht nur Verben können den Kasus einer Nominalphrase bestimmen (17)3, sondern auch Präpositionen (18), Adjektive (19) sowie im attributiven Falle auch Substantive (20).

      Beispiele für Kasusrektion

(17) a. [des Diebstahls]Gen beschuldigen / bezichtigten / verdächtigen
b. [dem Großvater]Dat helfen
c. [die Aussage]Akk verweigern
(18) a. während [des Urlaubs]Gen
b. mit [meinem Freund]Dat
c. ohne [meinen Freund]Akk
(19) a. [seiner Sache]Gen sicher
b. [ihrem Mann]Dat treu
c. [einen Meter]Akk lang
(20) a. [Lisas]Gen Mütze; [Omas]Gen Brille
b. das Auto [unseres Nachbarn]Gen
c. [Timos]Gen Erklärung [der Situation]Gen

      Der Genitiv bereitet sowohl im Erstspracherwerb als auch im Zweitspracherwerb die meisten Schwierigkeiten – ausgenommen hiervon sind Genitivformen von Eigennamen und Verwandtschaftbezeichnungen, vgl. (20a). Es ist daher zu empfehlen,

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