Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit. Tanja Rinker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit - Tanja Rinker страница 16
2.** „Ich habe auf der Couch gelegen“ oder „Ich bin auf der Couch gelegen“? Welche der beiden Perfektbildungen bevorzugen Sie? Es handelt sich hier um regionale Varianten, die beide als richtig anzusehen sind.1 Wie würden Sie mit diesen Varianten im Deutschkurs umgehen?
Partner- oder Gruppenaufgabe
3.** Nachfolgend sehen Sie Auszüge zweier DaF/DaZ-Lehrwerke zur PerfektbildungPerfektbildung. Wie beurteilen Sie (aus der Lernendenperspektive) die Heranführung an die haben/sein-Distribution? Welche Aspekte der Übungen würden Sie als gelungen bezeichnen (bitte begründen) und wo sehen Sie Optimierungsbedarf? Tauschen Sie zu zweit und/oder in der Gruppe Ihre Meinungen aus.Abb. 4.3:Auszug aus: Prima ankommen. Deutsch. Arbeitsbuch DaZ 5-7, S. 26 © Cornelsen/ Gregor MecklenburgAbb. 4.4:Auszug aus: DaF kompakt A1-B1, Kursbuch, S. 40 © Ernst Klett Sprachen
4.2 NominalflexionNominalflexion
Unter NominalflexionNominalflexion (oder auch DeklinationDeklination) versteht man, wie es der Begriff selbst schon verrät, die FlexionFlexion der nominalen Wortarten. Hierzu gehören Nomen, Artikel, Adjektive und Pronomen. Diese Wortarten sind in Nominalphrasen (oder auch Nominalgruppen) anzutreffen. Den Kern (oder Kopf) einer Nominalgruppe (NG) bildet ein potenziell erweiterbares Nomen oder ein Pronomen, vgl. (1).
(1) | NG[NG[Der kleine, noch ganz junge Hund] von NG[meiner großen Schwester]] ist gestern weggelaufen. NG[Sie] hat NG[ihn] schon überall gesucht. |
Nominale Wortarten flektieren nach Numerus, Kasus und Genus mit folgender Einschränkung: Ein Nomen flektiert nicht nach Genus. Das Genus ist dem Nomen inhärent. Innerhalb einer Nominalgruppe stimmen Artikelwörter und Adjektive mit dem Nomen in Numerus, Genus und Kasus überein. Man spricht von nominalgruppeninterner Kongruenznominalgruppeninterne Kongruenz. Ein Pronomen muss ebenfalls mit dem Bezugsnomen in Numerus und Genus übereinstimmen (= nominalgruppenexterne Kongruenznominalgruppenexterne Kongruenz), aber nicht im Kasus, vgl. (1), denn der Kasus wird im jeweiligen Satz durch das Verb oder durch eine Präposition bestimmt.
Das Deutsche verfügt über ein umfangreiches Repertoire an Artikelwörtern und Pronomen, die die beschriebenen Kongruenzrelationen anzeigen müssen (siehe Tab. 4.1).
Artikelwörter | Pronomen |
indefiniter Artikel (ein Hund, eine Frau, ein Buch) | Personalpronomen (er, sie, es) |
definiter Artikel (der Hund, die Frau, das Buch) | Relativpronomen (der, die, das, welcher, welche, welches) |
demonstratives Artikelwort (DER Hund, dieser Hund, derselbe Hund) | Demonstrativpronomen (der, dieser, derselbe, derjenige) |
possessives Artikelwort (Das ist mein / sein / ihr Hund.) | Possessivpronomen (Das ist meiner / seiner / ihrer.) |
interrogatives Artikelwort (Welches Buch soll ich kaufen?) | interrogatives Pronomen (Welches soll ich nehmen?) |
indefinites Artikelwort kein Mann, keine Frau, irgendein Buch | indefinites Pronomen keiner, keine, irgendeins |
Tab. 4.1:
Artikelwörter und Pronomen (in Auswahl), in Anlehnung an DUDEN (2016: 251-253)
Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass alle genannten Artikelwörter und Pronomentypen das grammatische Geschlecht spezifizieren. Das bedeutet, potenzielle Schwierigkeiten im Erwerb des Genussystems werden an all diesen Stellen zutage treten. Gleichzeitig kann dieses umfangreiche Set an Genusindikatoren aber auch genutzt werden, um die Genuskategorie wahrnehmbar zu machen, sie aufzubauen und zu stabilisieren. Wir kommen auf die Genuskategorie gleich noch einmal zurück, doch zuvor sei der Blick auf die Adjektivflexion gelenkt – für Deutschlernende wohl eine der größten Herausforderungen. Dies verwundert kaum, denn wie in (2) zu erkennen, flektiert das Adjektiv je nachdem, mit welchem Artikelwort es gebraucht wird, mal schwach und mal stark.1 Hierhinter steckt das Prinzip der Monoflexion, demzufolge die morphologisch-syntaktische Kennzeichnung innerhalb der Nominalgruppe nur an einem Element erfolgt, und zwar an dem am weitesten links stehenden – vorausgesetzt das Element gehört nicht zu den endungslosen Artikelwörtern wie etwa ein, kein, irgendein, mein im Nominativ des Maskulinums, vgl. (2), sowie im Nominativ/Akkusativ des Neutrums. In diesen Fällen fungiert das Adjektiv als Hauptmerkmalträger (DUDEN 2016). In (2) und (3) sind die Hauptmerkmalträger der Nominalgruppen jeweils fett markiert.
(2) | Der kleine Hund Dieser kleine Hund Welcher kleine Hund | ⇒ | |
braucht Hilfe./? | |||
Ein kleiner Hund Mein kleiner Hund Irgendein kleiner Hund |
(3) | Dem kleinen Hund Diesem kleinen Hund Welchem kleinen Hund | ⇒ | ||
muss geholfen werden./? | ||||
Einem kleinen Hund Meinem kleinen Hund Irgendeinem kleinen Hund |
Auch bei artikellosen Nominalgruppen übernimmt das Adjektiv als das am weitesten links stehende Element die Funktion des Hauptmerkmalträgers, vgl. (4).
(4) |
|
Erwerbserschwerende Faktoren: PolyfunktionalitätPolyfunktionalität, HomonymieHomonymie, SynkretismenSynkretismen
Sprachlernende suchen beständig nach Form-Bedeutungs-Zusammenhängen. Dies gilt auch für grammatische Elemente. Erwerbsbegünstigend wäre die Konstellation: eine Form – eine (grammatische) Bedeutung. Die deutsche NominalflexionNominalflexion ist davon jedoch weit entfernt. Wird ein Artikelwort oder ein Pronomen im Satz verwendet