Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit. Tanja Rinker

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Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit - Tanja Rinker narr studienbücher

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essbar, Lehrer, Lesung) oder ein PräfixPräfix (verfolgen, behalten, unwissend, erkranken) an den StammStamm tritt oder (eher selten vorkommend) ein Zirkumfix (Ge-red-e, be-schön-igen) den Stamm umschließt und die KonversionKonversion, bei der ohne Hinzufügen eines Wortbildungsmorphems ein Wortartwechsel stattfindet (V treff- → N Treff, N Fisch → V fisch-).

      Siehe Tab. 3.1 für einen Überblick und eine Auswahl an häufig vorkommenden Bildungsmustern mit Angabe der involvierten Wortarten ((N)omen, (V)erb, (A)djektiv). Das jeweils rechts stehende Element bestimmt die WortartWortart des Wortbildungsprodukts. Für die Affixe (abgekürzt mit hochgestelltem aff) bedeutet dies, dass Suffixe die Wortart festlegen, Präfixe hingegen nicht. Affixe verbinden sich nicht mit jedweder Basis, es gelten (mehr oder weniger strikte) Beschränkungen für ihre Kombinatorik. Beispielsweise verbindet sich das SuffixSuffix -bar mit Verben, die ein Akkusativobjekt verlangen (mit sog. transitiven Verben) und es entsteht daraus ein Adjektiv.

Bezeichnung und Kurzbeschreibung typische Muster mit Beispielen
KompositionKomposition Verbindung frei vorkommender Wörter N + N → N A + N → N Haus+tür, FußFuß+ball Hoch+haus, Rot+wein
DerivationDerivation Verbindung eines frei vorkommenden Wortes mit einem Wortbildungsaffix (Präfix,Präfix SuffixSuffix oder Zirkumfix) Präfigierung Vaff + V → V Aaff + A → A Suffigierung V + Naff → N A + Naff → N N + Naff → N V + Aaff → A ver+lauf(en), ent+lass(en) un+gut, un+wissend Les+ung, Les+er, Bohr+er Wahr+heit, Heiter+keit Kind+chen, Lehrer+in ess+bar, lös+bar
KonversionKonversion Wortartwechsel - morphologische KonversionKonversion 1 das Wortbildungsprodukt besteht nur aus dem StammStamm N → V A → V V → N A → N filter(n), fisch(en) glätt(en), kürz(en) der Lauf, der Treff, der Fall das Rot, das Hoch
- syntaktische KonversionKonversion das „Wortbildungsprodukt“ weist ein Flexionselement des zugrundeliegenden Wortes auf A → N A (aus Part. I) → N A (aus Part. II) → N V (Infinitiv) → N das/der/die Alt e der/die Studierend e der/die Abgeordnet e das Lauf en , das Bedauer n

      Tab. 3.1:

      Die wichtigsten Wortbildungstypen im Deutschen

      Ein spezieller Fall, der sich weder dem Wortbildungstyp der KompositionKomposition noch dem der DerivationDerivation zuordnen lässt, aber im Deutschen als ausgesprochen produktiv gilt, ist die sogenannte PartikelverbbildungPartikelverbbildung (z. B. auf-/an-/zu-/ab-machen). Der besondere Status ergibt sich aus der Trennbarkeit in bestimmten morphologischen und syntaktischen Kontexten, vgl. (1)-(4). Im Kontrast dazu handelt es sich bei Komposita und bei durch Derivation gebildeten PräfixverbenPräfixverben um feste Einheiten.

(1) Er will nachher seine Tochter von der Schule abholen.
(2) Er ist gerade los, um seine Tochter von der Schule abzuholen.
(3) Er holt gerade seine Tochter von der Schule ab.
(4) Er hat seine Tochter von der Schule abgeholt.

      Es ist daher also berechtigt, PartikelverbenPartikelverben einen besonderen Status zuzubilligen. Es handelt sich bei diesen um ein Phänomen zwischen Wortbildung und Syntax (siehe grammis2). Um Lernende auf die Besonderheiten von Partikelverben aufmerksam werden zu lassen, könnten die Partikeln fett markiert werden, vgl. (1)-(4). Diese Hervorhebung lässt sich auch dadurch rechtfertigen, dass Verbpartikeln (z. B. ab, auf, zu, an, ein, …) im Unterschied zu Verbpräfixen (z. B. be-, er-, ent-, ver-) den Akzent tragen, vgl. abfragen, anfragen vs. befragen, erfragen.

      Um die Lernenden an die morpho-syntaktischen Eigenarten von PartikelverbenPartikelverben heranzuführen und ihnen eine Mustererkennung der Verwendungsweisen zu ermöglichen, ist es ratsam, zunächst eine Auswahl an nur wenigen, frequent gebrauchten Partikelverben zu treffen. Wählt man hierbei einen semantisch unspezifischen Verbstamm, wird der Fokus automatisch auf die Partikel gelenkt, da sie die zentrale Bedeutung enthält (z. B. aufmachen, zumachen, anmachen). Bei einer solchen wohl überlegten Auswahl an Partikelverben gelingt es dem Lernenden leichter als bei einem Überangebot an verschiedenen Partikeln und Verbstämmen (wie häufig in Lehrbüchern zu finden) das zugrundeliegende System der Verwendungsmuster zu durchschauen und zu verinnerlichen. Hierauf aufbauend lässt sich dann systematisch der Verbwortschatz erweitern und die Produktivität einzelner Partikelverbmuster erfahren, vgl. (5) und (6).

(5) Wie, auf welche Art und Weise kann man etwas aufmachen? aufdrehen, aufschrauben, aufziehen, aufdrücken, aufbrechen, aufstoßen, …
(6) Wie, auf welche Art und Weise kann man ins Klassenzimmer reinkommen? rein rennen, rein schlendern, rein schleichen, rein schlurfen, rein poltern, rein stolpern, …

      Mit der PartikelverbbildungPartikelverbbildung haben wir nun also neben der KompositionKomposition, DerivationDerivation und

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