Slow Slim. Marion Reddy

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Slow Slim - Marion Reddy

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wirft.

      Wenn wir heimlich essen, entgeht uns sehr viel an sozialem Miteinander: das Frühstücken im Bett zu zweit, ein Mittagessen mit Arbeitskollegen, die gemeinsamen Abendessen mit der Familie, dem Partner oder Freunden, das gemeinsame Kochen, Kaffee und Kuchen mit den Freundinnen. All das, was uns erwiesenermaßen glücklich macht, findet gar nicht mehr oder nur mit schlechtem Gewissen statt und schlechtes Gewissen ist eine üble Beilage im Menü des Lebens.

      Sozialpsychologen können erklären warum. Prinzipiell wollen wir alle ein positives Selbstbild von uns haben. Wenn wir nun Dinge heimlich machen, verbergen wir etwas vor anderen. Futtern wir eine halbe Torte heimlich im Bett, obwohl wir vor anderen den Salatesser spielen, entsteht im Gehirn ein Konflikt zwischen dem positiven Selbstbild, das wir gerne von uns hätten, und der Wirklichkeit mit dem täglichen Rendezvous mit dem Kühlschrank um elf Uhr nachts. Die Folge davon: Wir beginnen das heimliche Essen zu verdrängen. Prompt beginnt der Teufelskreis. Laut psychologischen Studien bleiben diese Geheimnisse nämlich besonders lange im Gedächtnis gespeichert. Ausgerechnet an die verschwiegenen Gedanken erinnern wir uns immer und immer wieder, dadurch geraten wir schnell in einen Kreislauf aus Versuchung zwischen dem heimlichen Essen und dem schlechten Gewissen, und dadurch wiederum können wir uns und unsere Gedanken immer weniger und weniger kontrollieren.

      Womit wir wieder bei unserem Essensprotokoll wären. Um es so zu führen, dass es tatsächlich einen Sinn hat, ist es wichtig, auch diese Gefühle zu erfassen:

      Wie fühle ich mich während des Essens?

      Kann ich meine Mahlzeit genießen?

      Fühle ich mich wohl und aufgenommen?

      Fühle ich mich beachtet?

      Hoffe ich, dass mich bloß niemand ertappt?

      Habe ich Schuldgefühle oder Wut?

      Schäme ich mich?

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      Frage Nummer 3: Wie essen wir?

      Es geht dabei nicht um Tischmanieren. Ob wir das Dessert mit der Salatgabel gegessen haben, bringt im Slow Slim-Spiel keinen Level-Verlust. Das Wie fasst nur zusammen, ob wir bei unseren Mahlzeiten alles getan haben, um das Essen zu einem Genuss, einem Vergnügen, in jedem Fall aber zur Hauptsache zu machen.

      Haben wir alleine oder in Gesellschaft gegessen?

      Haben wir uns ganz auf das Essen konzentriert oder nebenbei telefoniert, mit dem Handy gespielt, Zeitung gelesen oder die Hände für etwas anderes gebraucht, als das Besteck zu halten?

      Haben wir geschmeckt was wir essen?

      Wie viel Zeit haben wir uns genommen, um den Tisch vorzubereiten?

      Wie hat der Esstisch ausgesehen?

      Haben wir zwischen Bergen von Rechnungen und Erledigungen gegessen? Neben dem Computer? Im Stehen in der Küche? Im Auto? Oder auf der Straße im Gehen?

      Haben wir schon gegessen, während wir noch gekocht haben?

      Haben wir die Pralinen schnell zwischendurch genascht oder in Ruhe in der Badewanne?

      Welches Geschirr haben wir für das Frühstück benützt?

      Noch genügt es, das alles nur zu beobachten und zu dokumentieren. Wir sind noch immer auf Level 1, Fleißaufgaben müssen nicht sein. Niemand soll sich schlecht oder schuldig fühlen, wenn er in der Einkaufsstraße einen Hotdog im Gehen braucht oder in der Arbeit am Schreibtisch über den Tag verteilt eine Packung Gummibären isst. Sofern sich auch das auf dem Essensplan findet, ist die Welt ganz in Ordnung.

      Marion war vor zwei Jahren auf einem neurochirurgischen Kongress in Polen, weit weg von der nächsten Stadt, in einem Seminarhotel mitten in der Natur. Es war April, alles war grün, der Kongress war spannend und die Landschaft rundherum ein Traum.

      »Aber weißt du, was das Tollste war?«, hat mir Marion nach ihrer Rückkehr gemailt und gleich die Antwort dazugeschrieben: »Es war der Grillabend. Sie hatten im Garten des Hotels einen Teil überdacht und dort für alle Kongressteilnehmer die Tische gedeckt. Alles in Weiß. Weiße Tischtücher, weiße Blumen, weiße Kerzen, wunderschön und an den Seiten lange Buffettische mit Beilagen, Salaten und den Desserts. Dazwischen brannten Fackeln.« Mir lief schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammen.

      »Als Vorspeise haben sie eine regionale Spezialität gemacht«, schrieb Marion weiter, »eine Pilzsuppe, die in einer kleinen Halbkugel aus Brot serviert wurde, unglaublich war das. Und erst die Grillspeisen, wirklich beeindruckend, Berge von Steaks, Würsten, und Blutwürsten, gegrilltes Gemüse, unglaublich, welches Festessen die aus einem ganz normalen Grillbuffet gemacht haben und dann noch in diesem wunderschönen Ambiente. Das war ein absolut unvergessliches Erlebnis für mich!«

      Es gibt ein Sprichwort für das Phänomen: Das Auge isst mit.

      Als ich vorigen Sommer in Italien war, gab es eine Kaltfront über mehrere Tage in Norditalien und Österreich. Am Nachmittag hatte es zu regnen aufgehört, aber das Meer war noch sehr stürmisch und es war noch zu kalt zum Schwimmen. Ich wollte die Atmosphäre auf der Terrasse genießen, den Blick auf die Bucht und die wilden Wellen. Ich machte mir also einen großen Cappuccino und setzte mich damit vors Haus.

      Ich würde gerne schreiben, dass ich eine hochwertige dunkle Schokolade dazu gegessen habe, mindestens 70 Prozent Kakaoanteil, und dass mir nur zwei kleine Stücke davon gereicht haben, wie das die Ernährungs-Streber gerne von sich behaupten. Oder dass ich mir nur ein Mini-Törtchen aus der Patisserie geholt habe oder mit einer Kakaomandel vollkommen glücklich war.

      Nein, ich habe ein fettes Snickers gegessen und ich habe es vom ersten Biss bis zum letzten Schokokrümel genossen. Plötzlich war es zu einem Gourmet-Menü geworden. Vorspeise: der Blick auf das Meer. Erster Gang: die immer noch wilden Wellen. Zwischengang: die frische, klare Luft. Wie eine edle Weinbegleitung dazu der heiße Kaffee. Nachspeise: die picksüße Schokolade. Es war zu schön, um jetzt die Nase über den Nährwert des Snickers zu rümpfen.

      Das Rundherum kann das einfachste Mahl zu einer Köstlichkeit machen. Ein Rollmops aus dem Glas auf Zeitungspapier in einer Wiese kann in der richtigen Gesellschaft ein Dinner sein. Oder man hat Pech und kommt an jemanden wie Thomas, den Mann meiner Freundin Franziska.

      »Ich hatte wieder einen üblen Streit mit ihm«, erzählte sie mir unlängst bei einem Glas Wein. »Ich glaube, wir passen einfach nicht zusammen, wir sind zu unterschiedlich. Diesmal ging es wieder um die Sache mit dem Frühstück.«

      Franziska war es seit ihrer Kindheit gewohnt, ausgiebig zu frühstücken. Ihre Mutter hat sich immer sehr darum gekümmert, nie ging sie ohne etwas Anständiges im Magen in die Schule, und an den Wochenenden gab es ausgedehnte Brunchs mit vielen Köstlichkeiten aus dem Feinkostladen des kleinen Ortes, wo sie wohnten. Da bog sich der Tisch unter Baguettes und mehreren Arten Gebäck, Schinken und etlichen Wurst- und Käsesorten. Sogar Brioches backte die Mutter selbst für den Sonntagmorgen.

      Franziskas Mann Thomas ist es dagegen seit Jahren gewöhnt, auf dem Weg in die Arbeit zu frühstücken. Ein Coffee-to-go und ein Donut ist für ihn Frühstück genug, Franziskas Kult um das erste Essen am Tag kann er absolut nicht verstehen.

      »Es war am Samstag«, beklagte sich Franziska weiter, »und wir hatten nichts Besonderes

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