Auf der Wiese. Andreas Jaun
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Wiesenboden
Im Boden unter einer Wiese leben im Normalfall unvorstellbare Mengen an Kleinstlebewesen wie Fadenwürmer, Milben, Bodenrädertiere, Käfer, Ameisen, Insektenlarven usw. Wenn also eine Kuh auf einer Wiese liegt, so befinden sich unter ihr Millionen von Bodenlebewesen. Sie sind wichtig für die Zersetzung von Pflanzenresten und in der Folge für die Humusbildung sowie für die Durchmischung und Durchlüftung des Bodens. Regenwürmer tragen zur Humusbildung und -verbesserung bei. Mit ihrem Gangsystem durchlüften sie den Boden und erleichtern vielen Pflanzen das Wurzeln in der Erde. Regenwürmer sind auch Nahrung für den Maulwurf, für viele Vögel, Amphibien, Käfer usw. Maulwurf und Wühlmäuse wiederum tragen mit ihren Gangsystemen ebenfalls zur Durchlüftung des Bodens bei. Vor allem die Wühlmäuse sind wichtige Nahrung für Vögel wie den Turmfalken, den Mäusebussard oder für Säuger wie Fuchs und Wiesel.
Beobachtungstipp
› | Biegen Sie vorsichtig Gras und Kräuter beiseite, sodass Sie auf den Wiesenboden blicken können. Beobachten Sie das Gewusel der Regenwürmer, Schnecken und Käfer. |
Unter einer Kuh befinden sich Millionen von Kleinstlebewesen.
Wiesenklima
In den verschiedenen Schichten der Wiese herrschen unterschiedliche mikroklimatische Bedingungen.
Eine Wiese ist keine zweidimensionale Fläche, sondern ein dreidimensionaler Raum. In Wiesen gibt es einen mehrschichtigen Aufbau mit verschieden hoch gewachsenen Pflanzen die eine Ober-, eine Mittel- und eine Unterschicht bilden. In jeder Schicht sind die Lebensbedingungen für die Wiesenbewohner ganz unterschiedlich, so variiert je nach Schicht beispielsweise die Lichtintensität, Temperatur, Windgeschwindigkeit und Feuchtigkeit. In Bodennähe ist es in dichten Beständen kühler, feuchter, schattiger und windstiller als in lockeren Beständen oder in den oberen Schichten der Wiese. Das Mikroklima verändert sich also von unten nach oben; je höher man gelangt, desto wärmer, trockener, heller und besser durchlüftet wird es. In der Bodenregion und im untersten «Stockwerk» leben Käfer, Asseln, Hundert- und Tausendfüßler, Spinnen, Ameisen usw. In der mittleren Schicht kommen ebenfalls Ameisen vor, dazu auch Zikaden, Heuschrecken, Blattläuse, Marienkäfer- und Heuschreckenlarven usw. In der Oberschicht tummeln sich schließlich vor allem Blütenbesucher wie Hummeln, Bienen, Raubwanzen, Krabbenspinnen usw.
Beobachtungstipps
› | Greifen Sie in einer Wiese mit hohem Gras auf den Wiesenboden. Achten sie auf die Unterschiede von Feuchtigkeit und Temperatur am Wiesenboden oder im Bereich der Blüten. |
› | Legen Sie sich am Rand einer Wiese auf den Boden und blicken Sie den Pflanzen entlang in die Höhe. Beobachten Sie, wie die Gräser im Wind schwanken oder die Insekten herumfliegen. |
Wiese ist nicht gleich Wiese
Je nach Pflanzenarten, die in einer Wiese wachsen, unterscheidet man verschiedene Wiesentypen.
Glatthaferwiese oder Fromentalwiese
Grasreiche, bis 1 m hohe Wiese auf regelmäßig gedüngten, nährstoffreichen Böden bis auf 900 m ü.M.
Typische Arten: Glatthafer, Knaulgras, Wollgras, Margerite, Wiesenbocksbart, Sauerampfer, Klappertopf, Zaun-/Vogelwicke.
In diesem dichten, hochgewachsenen Wiesentyp können aus Mangel an Licht kaum niederwüchsige Arten überleben. Glatthaferwiesen werden zwei Mal jährlich geschnitten und im Herbst abschließend beweidet. Dieser blumenreiche Wiesentyp wird bei einem 3. Schnitt deutlich artenärmer. Früher war die Glatthaferwiese großflächiger verbreitet, während in den vergangenen Jahrzehnten viele davon in Kunstwiesen für Silofutter umgewandelt wurden.
Glatthafer- oder Fromentalwiese
Magerwiese oder Halbtrockenrasen
Niedrige, manchmal etwas lückige Wiese auf trockenen und nährstoffarmen (mageren) Böden in sonnigen und trockenen Lagen bis auf etwa 1500 m ü.M.
Typische Arten: Aufrechte Trespe, Zittergras, Wiesen-Salbei, Kleiner Wiesenknopf, Wundklee, verschiedene Orchideenarten.
Dieser Wiesentyp wird nicht oder kaum gedüngt und nur einmal pro Jahr gemäht oder im Spätsommer beweidet. Die vorkommenden Pflanzen sind gut an die Trockenheit angepasst. Sie könnten auch auf nährstoffreichen Standorten wachsen, würden dort aber wegen ihrer geringen Konkurrenzkraft von schneller wachsenden Arten verdrängt. Magerwiesen sind sehr artenreich und Lebensraum vieler seltener und geschützter Orchideen und Schmetterlinge. Allerdings ist dieser Lebensraum gefährdet: In den letzten 50 Jahren ist ihre Fläche vor allem in tieferen Lagen stark zurückgegangen. Gründe dafür sind die Intensivierung der Landwirtschaft und die Zunahme der Siedlungsflächen an gut besonnten Lagen.