12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland
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Nachdem Milo auch herausgestiegen war, schloss ich den Gulli wieder.
"Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich über diesen Anblick freue", meinte Milo.
"Das da unten war ganz schön knapp", sagte ich. "Die wollten mich umbringen. Du hast mir in letzter Sekunde das Leben gerettet. Sid und Brett hatten leider nicht so viel Glück..."
"Was ist mit ihnen?"
"Die Maskierten haben sie einfach über den Haufen geschossen."
"Verdammt..." Milo ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. "Die beiden waren vielleicht - gemessen an der großen Masse der New Yorker - so etwas wie abgedrehte Freaks, aber sie waren auch nette Kerle. Ich will, das wir diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die so etwas tun. Die in den Menschen da unten nichts anderes als Tiere sehen. Ein Ersatzteillager für menschliche Organe bestenfalls."
Ich nickte. "Das werden wir", sagte ich. Wir sahen uns kurz an. Wir wussten beide, dass das nicht einfach so dahingesagt war. Es war ein Versprechen.
"Heh, verschwindet hier!", fuhr uns ein breitschultriger Beamter der City Police an, der zusammen mit einem Kollegen gerade hier unten auf Streife war. "Wollt ihr die Fahrgäste erschrecken?"
Milo und ich sahen wirklich nicht besonders gut aus. Unsere Sachen waren ohnehin abgetragen. Jetzt troffen sie von stinkendem Abwasser. Meine Haare klebten mir im Kopf, und ich starrte vor Dreck.
"Ich bin FBI Special Agent Jesse Trevellian, dies ist mein Kollege Agent Tucker", sagte ich meinen Spruch auf und wollte schon reflexartig unter meinen Parker greifen, als mir einfiel, dass ich meinen Dienstausweis ja ausnahmsweise mal nicht dabei hatte.
Die beiden Cops waren sehr nervös.
Sie griffen zu den Dienstpistolen.
Nur eine Sekunde später blickten Milo und ich in die blanken Mündungen ihrer SIGs.
"Schön ruhig ihr beiden, ja?", meinte der Breitschultrige.
Sein Kollege war etwas schmächtiger und mindestens zehn Jahre jünger. Er musste noch ziemlich neu beim NYPD sein.
Jedenfalls wirkte er sehr nervös.
"Hören Sie, das ist ein Missverständnis", sagte ich. "Bitte benachrichtigen Sie umgehend das Hauptquartier des FBI Districts New York. Eine Etage unter uns befindet sich eine Meute gefährlicher und schwerbewaffneter Killer... Das Gebiet muss weiträumig abgeriegelt werden und..."
"Zeigen Sie erstmal Ihren Ausweis!", zischte der Dürre.
"Haben wir im Moment nicht dabei", erwiderte ich kleinlaut.
Die folgende Prozedur konnte ich mir gut genug ausmalen, um zu wissen, wie zeitraubend das Ganze werden würde. Bis dahin waren die Maskierten längst verschwunden. Es blieb ein schwacher Trost, dass sie uns bis hier her nicht verfolgen konnten, geschweige denn an einem belebten U-Bahnhof über den Haufen schießen. Die Polizeibewachung, die wir jetzt genossen, trug dazu natürlich ein übriges bei.
"An die Wand stellen, Beine auseinander..."
"Sprechen Sie mit Mister McKee, dem District-Chef", meinte ich. "Sie gefährden eine Undercover-Mission..."
"Ja, und der letzte Freak, der hier den Bahnhof unsicher machte, war Napoleon oder Jesus Christus."
Es war nichts zu machen.
Milo und ich waren so überzeugend in unseren Undercover-Rollen, dass die beiden Cops uns für Mole People hielten. Und als einer der beiden wenig später noch die SIG Sauer P226 aus Milos Kleidern herausholte, war die Sache sowieso gelaufen.
5
Es war später Nachmittag, als Milo und ich im Büro unseres Chefs saßen. Natürlich hatten wir uns in der Zwischenzeit geduscht und umgezogen. Mister Jonathan D. McKee, Chef des FBI-Districts New York im Rang eines Special Agent in Charge setzte sich uns gegenüber. Auf dem Tisch dampfte der vorzügliche Kaffee seiner Sekretärin Mandy. Ein Kaffee, der im gesamten FBI-Headquarter an der Federal Plaza 26 berühmt war und einfach seinesgleichen suchte.
Während wir hier saßen, befanden sich unsere Kollegen Caravaggio und Medina mit mehreren Dutzend weiterer Beamten von FBI, City Police und Scientitific Research Division unten in den Tunneln und Kanälen, denen Milo und ich mit knapper Not entronnen waren.
Natürlich fahndeten sie nach den Maskierten - ohne dass wir uns in der Hinsicht viel Hoffnung machten.
Aber sie suchten auch dort nach Spuren, wo diese Unbekannten Sid und Brett einfach niedergeschossen hatten.
Die beiden hatten schließlich das Recht darauf, dass man ihren Mord genauso akribisch untersuchte wie den eines Wall Street Managers. Auch wenn Sid und Brett davon jetzt nicht mehr allzuviel hatten.
Wir hatten am Tatort nichts zu suchen.
Schließlich gab es da immer noch die Legende, die wir uns aufgebaut hatten. Es gab da unten in der Tiefe Leute, die uns einigermaßen vertrauten, weil sie uns eben nicht für FBI-Agenten hielten. Und das durften wir nicht aufs Spiel setzen. Also mussten andere jetzt da unten an die Arbeit...
Obwohl sich die Frage stellte, wie löchrig unsere Legende war.
Trotz all der Vorsichtsmaßnahmen, die wir getroffen hatten.
Mister McKee hörte sich unseren Bericht an. Seine Stirn zog sich in Falten.
"Diese Leute wussten, dass Sie ein G-man sind, Jesse?"
"Sie vermuteten es. Da ich keinen Ausweis bei mir hatte, waren sie sich nicht hundertprozentig sicher. Aber wenn ich zwei und zwei zusammenzähle, dann war es der Sinn ihrer Aktion, Milo und mich auszuschalten."
"Woher hätten Sie wissen können, dass das FBI unter den Mole People mit verdeckten Ermittlern arbeitet?"
"Eine gute Frage, Mister McKee. Tatsache ist aber, dass sie es gewusst haben."
Mister McKee fragte: "Ist es möglich, dass die Leute, mit denen Sie beide Kontakt hatten, vielleicht doch etwas herausgefunden haben?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Halte ich für ausgeschlossen..."
"Jesse, diese Mole People sind