12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland
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Unter anderem war ein angefangener Brief sichergestellt worden. Die Buchstaben stammten aus dem New Yorker, Papier und Klebstoff waren mit dem identisch, was bei den bisherigen Briefen verwendet worden war.
Es gab nur einen Haken.
Das fehlende Motiv.
Das Motiv für den Anschlag auf das Hauptquartier des Tunnel King hingegen lag auf der Hand.
Lopez' maskierte Killer hatten damit verhindern wollen, dass wir uns mit dem Tunnel King trafen, der die grausame Jagd in den Tunneln gedeckt hatte.
In dem Moment, als Lopez und seinen Leuten durch Ross' Computerangriff klarwurde, dass uns der Tunnel King in die Hände fallen würde, musste dieser ausgeschaltet werden.
In Dr. Jamesons Praxis wurden die Operationen durchgeführt und die Organe entnommen, die dann an Interessenten in ganz Amerika gingen.
Das zu organisieren war die Aufgabe eines gewissen Sanders, der ein Unternehmen zum Versand medizinischer Präparate betrieb. Sanders' Name tauchte immer wieder in den Befragungen auf. Außerdem besaß Lopez ein Schließfach, dessen Inhalt inzwischen aufgewertet worden war. Der Inhalt bestand aus Tonbändern, auf denen Dutzende von Telefongesprächen aufgezeichnet waren. Anrufe von Sanders, in denen zum Teil genaue Angaben über die jeweiligen 'Kundenwünsche' gemacht wurden.
Offenbar hatte Lopez gedacht, sich auf diese Weise absichern zu können.
Und das nicht nur gegenüber Sanders, sondern auch, was andere Gesprächsteilnehmer betraf.
Bei den Kassetten befanden sich genaue Aufzeichnungen darüber, welcher Anruf von wem stammte.
Es gab zwar Dutzende von Menschen mit dem Namen Sanders in New York, aber nur einen, zu dem eine der Telefonnummern aus Lopez' Register passte. Der Name war dort nur mit S. abgekürzt worden.
Er schien die treibende Kraft im Hintergrund zu sein.
Ein Organ-Dealer im großen Stil.
Wir ließen ihn durch eine Computerabfrage überprüfen.
Er war vor zehn Jahren Rausschmeißer in der Discothek eines Unterwelt-Paten gewesen. Im Zusammenhang mit einigen Schießereien war er als Zeuge vernommen worden. Eine eigene Tatbeteiligung hatte ihm nie nachgewiesen werden können.
Wir riefen Sanders in seinem Büro an, dass er in der 67. Straße betrieb. Die Beweise, die wir gegen ihn hatten, waren in unseren Augen zwar stichhaltig. Schließlich hatten wir Lopez' Aufzeichnungen und die Aussagen mehrerer Verhafteter, dass es sich bei der Stimme auf den Bändern tatsächlich um Sanders' Stimme handelte. Letzteres konnte man mit einer Stimmanalyse hieb- und stichfest machen. Daher nahmen wir das Gespräch mit ihm auf. Schließlich brauchten wir für die Analyse eine Vergleichsprobe.
"Mister Sanders?", fragte ich.
"Am Apparat."
"Ich möchte mich mit Ihnen treffen."
"Wer sind Sie?"
"Das tut nichts zur Sache. Nur so viel: Lopez ist tot. Und ich möchte gerne in seine Geschäfte einsteigen."
Auf der anderen Seite der Leitung herrschte Schweigen.
Von Lopez Tod konnte er kaum etwas wissen - und auch von den Verhaftungen nicht. Denn inzwischen gab es eine totale Nachrichtensperre in dem Fall. Außerdem war der Kontakt zu Sanders anscheinend ausschließlich über Lopez gelaufen. Zwar waren immer wieder einige seiner Leute bei verschiedenen Treffen dabei gewesen, aber niemand sonst hatte gewusst, wie man mit ihm in Kontakt treten konnte.
Auf der anderen Seite der Leitung hörte ich nur noch ein Atmen.
Sanders schien nachzudenken.
"Kommen Sie heute gegen 18.00 in die Lockwood-Bar, 23. Straße", schlug ich vor und legte auf.
"Glaubst du, er wird kommen?" fragte Milo.
"Ich hoffe es", erwiderte ich.
"Jedenfalls kann er uns in keinem Fall durch die Lappen gehen. Die Beschattung hat bereits begonnen..."
"Gut."
Um Sanders illegalen Handel mit Organen nachzuweisen, reichten unsere Beweise. Aber er würde natürlich behaupten, nichts von deren Herkunft gewusst zu haben.
Wenn sich aber beweisen ließ, das das doch der Fall war, konnte die Staatsanwaltschaft anschließend viel stärkere Geschütze gegen ihn auffahren...
Beihilfe und Anstiftung zum Mord zum Beispiel.
Eine Verurteilung auf Grund dieser Tatbestände würde Sanders jedenfalls für sehr viel länger aus dem Verkehr ziehen.
33
Unser Maskenbildner veränderte mein Äußeres vor dem Rendezvous mit Sanders in der Lockwood-Bar.
Schließlich war nicht ganz auszuschließen, dass auch Sanders durch Kenneth Ross' Computerkünste schon einmal ein Bild von mir gesehen hatte. Das war zwar unwahrscheinlich, aber die Möglichkeit bestand.
Ich bekam graue Haare und wurde insgesamt zwanzig Jahre älter geschminkt. So überzeugend war ich, dass selbst Agent Max Carter mich im ersten Moment nicht erkannte, als ich ihn auf dem Flur traf.
In der Lockwood-Bar herrschte gedämpftes Licht, als ich dort um 18.00 Uhr vor einem Glas Bourbon auf Sanders wartete.
Ich hatte ein winziges Mikrophon am Kragen. Milo und die anderen hielten sich in der Umgebung verborgen oder hatten sich unter die Gäste gemischt.
Sanders kam schließlich.
Mit Verspätung und in Begleitung von zwei Gorillas.
Einem von ihnen glitt das dunkle Jackett zur Seite, und ich sah für einen Moment den Griff eines Revolvers.
Sanders blickte sich etwas orientierungslos um.
Er suchte jemanden.
Mich.
Schließlich setzte er sich auf den Barhocker und bestellte einen Drink.
"Mister