Das Mündel des Apothekers. Stefan Thomma

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Das Mündel des Apothekers - Stefan Thomma

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style="font-size:15px;">      »Es ist nicht Not, dass die Pfaffen heiraten, solange die Bauern Weiber haben!«, krächzte der Alte aus der gegenüberliegenden Zelle.

      »Mein Gott, spart Euch doch Eure dämlichen Sprüche für andere auf. Hier liegt eine fast zu Tode gefolterte Frau und Ihr macht immer noch blöde Witze«, rief Katharina, sichtlich erbost. Die gefolterte Frau stöhnte leise.

      »Kannst du mich hören? Wie heißt du?«, fragte die Heilkundige.

      »Martha, die Hebamme«, wisperte sie.

      »Ich werde dir jetzt leider noch einmal wehtun müssen, Martha. Deine Schultergelenke sind ausgekugelt.« Martha nickte fast unmerklich. Sie drehte die Frau auf den Rücken und stellte ein Bein auf ihre Brust, packte Martha am Handgelenk und riss mit einem schnellen Ruck an ihrem Arm. Erneut war ein Knacken in der Schulter von Martha zu hören. Die gepeinigte Frau brachte nur ein Stöhnen über ihre Lippen. Auch die zweite Schulter war auf gleiche Weise schnell in ihre ursprüngliche Lage gebracht. Ein leises »Danke« kam über ihre Lippen.

      Als Martha sich nach mehreren Stunden etwas erholt hatte, fragte sie: »Wer bist du, dass du weißt, wie man Gelenke einrenkt?«

      »Katharina, die Apothekerin aus Nördlingen.«

      »Und weshalb bist du hier?«

      »Das weiß ich auch nicht. Ich weiß nicht mal, wie ich hierhergekommen bin. Keiner gibt mir eine Antwort auf meine Fragen. Ich war mit einem Freund aus Nördlingen aufgebrochen, um meinen verschollenen Ehemann zu suchen. Im Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth wurden wir dann überfallen. Was mit meinem Freund passiert ist, weiß ich auch nicht. Mein Gott, Simon!«

      Martha nahm Katharina trotz ihrer Schmerzen in den Arm und tröstete sie:

      »Nicht weinen. Es wird schon alles gut werden. Dann ist es doch so, wie ich denke. Nur Augsburger und bekannte Personen werden hier hingerichtet. Die anderen werden weggebracht. Aber wohin, weiß ich nicht.«

      »Der Herrgott wacht und der Pfaffe lacht«, krächzte der Alte wieder. Es näherten sich wieder Schritte. Zwei Büttel führten einige Männer in Ketten Richtung Ausgang. Als Katharina den Wachmann genauer betrachtete, blieb ihr fast das Herz stehen.

      Wilhelm? Sie brachte kein Wort über ihre Lippen.

      »Wer war die Wache mit den roten Haaren und dem Vollbart?«, fragte Katharina die Hebamme.

      »Beim Namen kenne ich die auch nicht.«

      »Der rote Willi bringt die Brauchbaren von uns hier weg«, krächzte der Alte aus der Zelle gegenüber.

      »Was sagtest du, wie der heißt?«

      »Der rote Willi. Ist noch recht neu hier. Nicht mal ein Jahr. Flüchtet, solange ihr noch könnt. Der Herrgott wacht und der Pfaffe lacht.«

      »Oje, jetzt gehen die Sprüche wieder los«, sagte Katharina und verdrehte ihre Augen. Schritte näherten sich. Klimpernd schlugen Schlüssel aneinander, als eine Wache die Gittertüre der beiden Frauen entriegelte.

      »Hände auf den Rücken!«, befahl ihr der Hüne und fesselte Katharina.

      »Was soll das jetzt werden?«, wollte Katharina wissen, als ihr die Wache mit einem Stück Leinen die Augen verband.

      »Plapper nicht, Weib. Du sagst nur was, wenn du gefragt wirst!« Sie hörte, wie die Zelle hinter ihr wieder verschlossen wurde, und spürte einen festen Männergriff an ihrem Arm.

      Er führte sie nach rechts von der Zelle weg und bog nach wenigen Schritten links ab. Kurz darauf blieb er stehen. Ein Klicken und ein knarzendes Geräusch waren zu hören.

      »Bück dich«, sagte die Wache zu ihr und drückte Katharinas Kopf nach unten. Ein leichter Zugluft blies der Apothekerin entgegen. Es roch noch muffiger und feuchter als in ihrer Zelle. Eine ganze Weile marschierten sie geradeaus.

      »Jetzt die Treppe hoch!« So stapfte sie eine Vielzahl von Stufen empor, bis sich vor ihr wieder knarzend eine Türe öffnete. Der Modergeruch war plötzlich verschwunden.

      Als ihr die Augenbinde abgenommen wurde, staunte Katharina nur noch. So viel Pracht und Prunk hatte sie in ihrem Leben noch nie gesehen. Sie war in einer Halle, die gut zwei Steinwurf lang und einen breit war. Sie hätte einen Stein wohl nicht so hoch werfen können, um die Decke der Halle zu treffen. An dieser waren Malereien, umrahmt von goldenen Verzierungen. Es war unglaublich hell durch die vielen Fenster.

      »Da staunst du, was!«, lachte der Wachmann.

      »Lass uns allein«, befahl ein gut gekleideter Mann, der einige Jahre jünger als Katharina sein musste. Der Wachsoldat verbeugte sich und entfernte sich.

      »Man hat mir wirklich nicht zu viel versprochen. Eure Schönheit raubt mir fast den Atem.«

      »Danke, aber wer seid Ihr?«, fragte Katharina neugierig.

      »Oh, verzeiht mein rüpelhaftes Verhalten. Sigismund Franz von Habsburg. Wie ist Euer werter Name?«

      »Katharina Hof … ähm … Riesinger«, stotterte sie. Es war wohl besser, nicht den Namen des roten Willi zu erwähnen.

      »Na dann, Katharina, leistet mir ein wenig Gesellschaft. Lasst uns ins Fürstenzimmer hinübergehen. Hier im goldenen Saal ist es etwas ungemütlich«, erklärte Sigismund und reichte ihr den Ellbogen.

      »Warum hält man mich hier gefangen?«

      »Das, meine Liebe, entzieht sich meiner Kenntnis.«

      »Aber Ihr seid doch hier das Oberhaupt, dann müsstet Ihr doch wissen, wer wegen welcher Straftaten inhaftiert wird.«

      »Ich glaube, Ihr seid Euch nicht ganz bewusst, wen Ihr vor Euch habt. Ich bin Erzherzog und Bischof von Augsburg. Mein Onkel war Kaiser Ferdinand II. Meine Schwester wird am 2. Juli Ferdinand III., den römisch-deutschen Kaiser, meinen Cousin, heiraten. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich Wichtigeres zu tun habe, als zu wissen, wer bei uns im Kerker sitzt? Ohne Grund ist dort niemand«, verschärfte sich der Ton des edlen Mannes.

      »Tut mir leid, wenn ich Euch widersprechen muss, Eure Exzellenz. Ich leider schon. Und es wurde mir bisher nicht gesagt, was mir überhaupt vorgeworfen wird.«

      »Wärt Ihr nicht ein so bezauberndes Wesen, würde ich Euch für diese Unverschämtheit hinrichten lassen«, erwiderte ihr der Erzherzog mit lächelnder Miene. »Aber lasst uns doch das Thema wechseln. Ihr kommt aus Augsburg?«

      »Nein, ich komme aus Nördlingen. Mein Stiefvater hatte dort eine Apotheke, die ich erst kürzlich übernommen habe. Aber es gibt Probleme mit der Erbschaft. Warum können hierzulande Frauen nicht erben?«

      »Warum? Weil schon das Alte Testament lehrt: Mach dir die Frau zu deinem Untertan. Wozu also soll ein Weib eine Erbschaft machen?«, fragte er sie und blickte ihr in die Augen. Darauf wusste sie keine Antwort. Sie konnte sich nicht auch noch in Anwesenheit des Bischofs gegen die Kirche stellen.

      »Wie, sagtet Ihr, ist Euer Name?«

      »Riesinger.«

      »Nie gehört den Namen. Aus Nördlingen kenne ich nur einen Hofmeister.« Katharina schluckte.

      Was

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