Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Wulf Diepenbrock
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung - Wulf Diepenbrock страница 4
![Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung - Wulf Diepenbrock Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung - Wulf Diepenbrock](/cover_pre1009856.jpg)
Ihren Anfang nahm diese Entwicklung vor etwa 7000 Jahren in Mesopotamien, als erste ackerbauliche Tätigkeit mit primitiven Formen des gezielten Anbaus von Kulturpflanzen begann. Seither ist die Geschichte der Menschheit eng mit der Geschichte des Ackerbaus verbunden. Die überwiegende Zeit war dies extraktives Wirtschaften auf sehr niedrigem Niveau und beschränkte sich zunächst ausschließlich auf den Getreidebau. Um das Jahr 800 n. Chr. hatte sich in Mitteleuropa mit der Dreifelderwirtschaft ein Ackerbausystem herausgebildet, welches über die folgenden rund 1000 Jahre Bestand hatte. Seine Überwindung Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts ist verbunden mit der Entwicklung des Ackerbaus als Wissenschaft. In dieser Zeit der Aufklärung in Europa traten wissenschaftlich gebildete Persönlichkeiten auf den Plan, die erkannten, dass in der Förderung des Landbaus ein Schlüssel für die Verbesserung der Lebensverhältnisse lag. Einer von ihnen war der Arzt Albrecht Daniel Thaer (1752–1828). Er hat als erster das bis dahin über die Landwirtschaft vorhandene Wissen systematisiert und in zahlreichen Schriften niedergelegt. Mit seinem Hauptwerk „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“ erlangte er den Ruf, Begründer der Agrarwissenschaften zu sein.
Albrecht Daniel Thaer – Kurzbiografie
Geb. 14. Mai 1752 in Celle, gest. 26.Oktober 1828 in Möglin bei Wriezen (heute Brandenburg).
Als Sohn eines kurfürstlichen Hofarztes studierte er ab 1770 Medizin in Göttingen und beschäftigte sich während dieser Zeit mit naturwissenschaftlichen und philosophischen Fragen. 1774 promovierte er „Über das Verhalten des Nervensystems bei Fieberkranken“. Danach praktizierte Thaer drei Jahrzehnte als Arzt in Celle. Nach anfänglicher Begeisterung für den Arztberuf wurde er unzufrieden und suchte Ausgleich als Gärtner, Blumenzüchter und Botaniker; dies brachte ihn schließlich zum landwirtschaftlichen Pflanzenbau. Ab 1786 baute er vor der Stadt Celle einen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb auf, den er schrittweise zur Versuchs- und Musterwirtschaft umwandelte. Dort richtete er 1802 ein erstes landwirtschaftliches Lehrinstitut ein. 1804 siedelte er nach Preußen über, errichtete auf dem Gut Möglin eine 300 ha umfassende Musterwirtschaft und eröffnete dort 1806 ein neues Lehrinstitut. Ab 1811 hielt er als a. o. Professor für Kameralwissenschaften landwirtschaftliche Vorlesungen an der neugegründeten Berliner Universität. Ab 1819 führte das Institut den Titel „Königlich preußische Akademie des Landbaus“. Sie hatte nach Thaers Tod noch bis 1861 Bestand.
Thaers wissenschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“ (Bd. 1–4, Berlin 1809–1812), in dem er erstmalig die Teilgebiete der Landwirtschaft zu einem wissenschaftlichen Lehrgebäude zusammengefasst hat (Böhm 1997).
Thaer hat erstmals in Mitteleuropa akademische Lehranstalten des Landbaus gegründet und dort junge Landwirte nach wissenschaftlichen Prinzipien unterrichtet. Aus dieser Schule gingen zahlreiche Vertreter hervor, welche die Agrarwissenschaften in verschiedenen Bereichen weiterentwickelten. Dazu zählt neben anderen der Agrikulturchemiker Carl Philipp Sprengel (1787–1859), der als erster die Mineralstoffernährung der Pflanzen beschrieb. Darauf aufbauend vermochte der Chemiker Justus von Liebig (1803–1870) mit seinem epochemachenden Werk „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie“ (1840) die Grundprinzipien der Pflanzenernährung und Düngung zu entwickeln.
Justus von Liebig – Kurzbiografie
Geb. 12. Mai 1803 in Darmstadt, gest. 18. April 1873 in München.
Als Sohn eines Drogisten und Farbenhändlers geboren, verließ er mit 14 Jahren das Gymnasium und arbeitete als Apothekerlehrling. 1819 begann er in Bonn mit dem Studium der Chemie, das er 1821 in Erlangen fortsetzte. 1822 ging er nach Paris, um im Laboratorium des berühmten Chemikers Gay-Lussac zu arbeiten. 1823 promovierte er an der Universität Erlangen. Er wurde 1824 zum a. o. Professor für Chemie an die Universität Gießen berufen und 1825 zum o. Professor ernannt. Dort richtete er ein chemisches Laboratorium für experimentellen Unterricht ein, das sich innerhalb weniger Jahre zur bedeutendsten Lehr- und Forschungsstätte auf dem Gebiet der Chemie in Deutschland entwickelte. Aufgrund seiner außerordentlichen Begabung als Lehrer und seiner epochemachenden Forschungsergebnisse war Liebig alsbald ein weltberühmter Chemiker. 1852 folgte er einem Ruf des Königs Maximilian II. von Bayern nach München, wo ihm ein Forschungsinstitut an der Universität neu errichtet wurde. Seit 1859 war er Präsident der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München.
Liebig war auf vielen Gebieten der theoretischen und angewandten Chemie tätig. Sein wissenschaftliches Hauptwerk im Bereich der Landwirtschaft ist das Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“ (Braunschweig 1840), in dem er vor allem die Theorie von der Mineralstoffernährung der Pflanzen niederlegte (Böhm 1997).
Die wissenschaftliche Ackerbaulehre basiert heute auf den fortgeschrittenen Erkenntnissen der Bodenkunde, der Agrarklimatologie sowie der Ökologie und integriert Aspekte der Pflanzenernährung und der Phytomedizin ebenso wie der Agrartechnik. Sie stellt somit eine integrative Disziplin dar und behandelt die allgemeinen Grundlagen für den landwirtschaftlichen Pflanzenbau.
2Acker als Pflanzenstandort
Die ackerbauliche Bodennutzung mit dem Ziel der Gewinnung von pflanzlichen Produkten ist stets ortsgebunden und unterliegt somit den jeweiligen natürlichen Standortverhältnissen. Diese ergeben sich aus den Wechselbeziehungen zwischen den Bodenbedingungen einerseits sowie von Klima und Witterung andererseits und stehen unter dem Einfluss der räumlichen Lage, der Exposition des Geländes sowie spezieller ökologischer Gegebenheiten.
Beim Boden ist zwischen natürlichen und kultürlichen Faktoren zu unterscheiden. Natürliche Faktoren sind die Bodentextur, die Horizontabfolge im Profil, die Tiefe des durchwurzelbaren Raumes sowie die von der Bodentextur abhängige Fähigkeit zur Speicherung von Wasser und Nährstoffen. Kultürlich beeinflusst sind hingegen in gewissen Grenzen die Bodenstruktur und damit der Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt, der Gehalt an organischer Bodensubstanz, die Gehalte an mineralischen Makro- und Mikronährstoffen sowie die Bodenreaktion. Aber auch das Auftreten von bodenbürtigen Schaderregern kann unter dem Einfluss von Kulturmaßnahmen des Ackerbaus stehen. Aus dem Zusammenwirken aller dieser Faktoren resultiert letztlich die Fähigkeit von Böden, Pflanzenbeständen als Wuchsort zu dienen und deren Ertragsbildung zu ermöglichen. Auf dieses als Bodenfruchtbarkeit bezeichnete Phänomen müssen daher auch die vielfältigen ackerbaulichen Maßnahmen ausgerichtet werden.
Der Ackerbau ist sehr stark vom Wetter abhängig. Dies ist nahezu unkalkulierbar und durch große zeitliche und räumliche Unterschiede gekennzeichnet. Allerdings weist das Wettergeschehen trotz kurzfristiger Wechsel doch systematische Züge auf, die sich im typischen Jahresgang der Witterung an einem Ort und in großräumigen Unterschieden äußern. Es ist daher zwischen dem Klima eines Ortes und der jeweils konkreten Witterung in einem Jahr zu unterscheiden. Unter Klima versteht man die für einen Ort oder eine Landschaft typische Zusammenfassung aller bodennahen Zustände der Atmosphäre und Witterung, welche Boden, Pflanzen, Tier und Mensch beeinflussen und die sich während eines längeren Zeitraumes einzustellen pflegen.
Aufgabe des Ackerbaus ist es, geeignete Bodennutzungssysteme für die naturgegebenen Standortverhältnisse zu etablieren und mit angepassten Kulturmaßnahmen die bestmögliche Nutzung der Standortfaktoren für die Ertrags- und Qualitätsbildung zu fördern.
2.1Boden
Der Boden gehört zu den wichtigsten Existenzgrundlagen der Menschheit. Der weitaus überwiegende Anteil der Nahrungsmittel wird auf terrestrischen Böden erzeugt. Mit seinen vielfältigen Funktionen, insbesondere der Filter- und Pufferfunktion, beeinflusst er aber auch die Qualität des Trinkwassers, das zu 70% durch den Boden gefiltert wird.