Geschichte der deutschen Literatur. Band 3. Gottfried Willems

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Geschichte der deutschen Literatur. Band 3 - Gottfried Willems

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rel="nofollow" href="#ulink_d020a375-0a87-5c7c-839c-15569848ebf4">4.1.2 ­Goethe als Mittelpunkt des literarischen Lebens

       4.2 ­Goethe und die literarischen Bewegungen

       4.2.1 ­Goethe und die Dichter des Sturm und Drang

       4.2.2 ­Goethe und die Dichter der Spätaufklärung

       4.2.3 ­Goethe und Schiller

       4.2.3.1 Schillers Weg zu ­Goethe

       4.2.3.2 Weimarer Klassik

       4.2.4 ­Goethe und die Frühromantiker

       4.3 Genie-Kult und „Kunstreligion“

       4.4 ­Goethe und die literarischen Einzelgänger

       4.4.1 ­Goethe und Jean Paul

       4.4.2 ­Goethe, Schiller und Hölderlin

       4.5 Heine und ­Goethe

       5 Die Literatur der ­Goethezeit und die Gefahren der Moderne

       5.1 Moderne, Aufklärung und Gegenaufklärung

       5.2 Die Gefahren der Moderne

       5.3 Blicke in den Abgrund

       5.3.1 ­Goethes „Werther“

       5.3.2 Schillers „Räuber“

       5.3.3 Hölderlins „Hyperion“

       5.3.4 Jean Pauls „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab“

       5.3.5 Novalis’ „Die Lehrlinge zu Sais“ und „Die Christenheit oder Europa“

       5.3.6 Kleists Briefe aus Paris

       5.3.7 „Nachtwachen von Bonaventura“

       6 ­Goethes „Faust“

       6.1 Entstehung, Handlung und Aufbau des „Faust“

       6.2 „Faust“ als Spiegel der ­Goethezeit

       6.3 Mephisto und die Gefahren der Moderne

       6.4 Der Mensch in der Moderne

       Anhang

       Siglen

       Literaturhinweise

       Personenverzeichnis

       Rückumschlag

      Klassik, Romantik, ­Goethezeit

      Seitdem es in Deutschland ein Interesse an der Geschichte der deutschen Literatur gibt, ist die Zeit von 1770 bis 1830 meist als ein einziger, mehr oder weniger fest umrissener epochaler Zusammenhang gesehen worden, als eine Epoche überdies, die für die deutsche Kultur von besonderer Bedeutung wäre. Denn die Jahre, in denen ­Goethe und Schiller, Klopstock, Herder und Lenz, Novalis und Tieck, Hölderlin und Kleist, E. T. A. Hoffmann und Eichendorff schrieben, galten und gelten vielfach noch immer als die große Glanz- und Blütezeit der deutschen Literatur, als eine Periode, in der mehr Autoren von Rang hervorgetreten und mehr große Kunstwerke entstanden wären als in den Jahrhunderten zuvor und danach – mit einem Wort: sie galten als der klassische Höhepunkt ihrer Geschichte, und so hat man sich mit ihrer Literatur seit jeher besonders intensiv beschäftigt und alles dafür getan, um sie in Erinnerung zu halten.

      Die Jahreszahlen 1770 und 1830 sind also als Epochengrenzen bestens eingeführt, aber warum gerade diese beiden Daten? Nicht nur daß sie zu der Einteilung in Jahrhunderte quer liegen, derer sich die Geschichtsschreibung ansonsten so gerne bedient – sie stimmen auch mit keiner der Jahreszahlen überein, an denen in anderen Bereichen der Kultur die epochalen Einschnitte und Umbrüche der geschichtlich-gesellschaftlichen Entwicklung festgemacht werden, wie sie übrigens auch in der Geschichte anderer europäischer Literaturen keine Rolle spielen. Das letzte große politische Drama, der Siebenjährige Krieg (1756–1763), liegt 1770 bereits sieben Jahre zurück, und das ­nächste, die Französische Revolution (1788–1794), wird noch achtzehn Jahre auf sich warten lassen. Und das Jahr 1830 ist fast gleich weit von den epochemachenden Umbruchsphasen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von der Zeit der sogenannten Befreiungskriege und des Wiener Kongresses (1813–1815) und von der Revolution von 1848 entfernt. Warum also gerade 1770 und 1830?

      [<< 7] Seitenzahl der gedruckten Ausgabe

      Dafür scheint es nur einen einzigen Grund zu geben, einen Grund, der niemandem gefallen kann, der sich mit der Maxime „Männer machen Geschichte“ schwertut – und die moderne Geschichtsschreibung ist nicht müde geworden zu zeigen, wie problematisch sie sei – sie bezeichnen die Jahre, in denen ­Goethe als Autor aktiv war. Schon für die Zeitgenossen war ­Goethe die alles überragende Gestalt des literarischen Lebens, und erst recht für die Nachgeborenen. So hat man bereits in ­Goethes letzten Lebensjahren begonnen, von der Zeit seit seinem ersten Auftreten als der „­Goetheschen Kunstperiode“ zu sprechen, eine Formulierung, die sich bei keinem geringeren als Heinrich Heine findet, und in einer Arbeit, die als ein erster Versuch

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