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Zwischen Abgabemustern und Elternaktivierung: Von der Notwendigkeit, Grenzen neu zu denken
Margrit Lienhart/Alexander Kobel
Hannes Schindler/Bettina Oschgan/Elisabeth Pilch/Matthias Liebenwein/Martin Baumann
Ein Unternehmen integriert Sozialraumorientierung
Sozialraumorientierung in der Freien und Hansestadt Hamburg – dargestellt am Jugendamt Wandsbek
4.Forschungsbefunde und Perspektiven
Michael Noack
„Gibt es dazu auch Forschungsergebnisse?“ – Zur Empirie der „Big Five“
Einleitung
Im Jahr 2014 erschien unser erstes gemeinsames Buch „Sozialraumorientierung – Ein Studienbuch zu fachlichen, institutionellen und finanziellen Aspekten“. Mittlerweile ist das Buch in der dritten Auflage erschienen und aus dem Studien- und Lehrbetrieb nicht mehr wegzudenken, weil es nach wie vor das einzige aktuelle Studien- und Lehrbuch ist, welches das Fachkonzept Sozialraumorientierung in unterschiedlichster Weise in den Fokus nimmt. Das Buch findet nicht nur in den Ausbildungsstätten der Sozialen Arbeit an den verschiedenen Hochschulen im deutschsprachigen Raum Verwendung, sondern wird auch von den Organisationen und Administrationen entsprechend rezipiert. Vor einiger Zeit hat sich nun die Frage gestellt, ob wir das Studien- und Lehrbuch für eine neue Auflage überarbeiten oder ob wir aktuelle Beiträge von unterschiedlichen Autor/innen zu einem Buch zusammenfassen sollen, um den derzeitigen Anforderungen der Leserschaft in Profession und Disziplin gerecht zu werden, denn der Boom, den das Fachkonzept Sozialraumorientierung ausgelöst hat, ist ungebrochen. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden, wobei uns mehrere Anlässe dazu bewogen haben, das folgende Buch „Sozialraumorientierung 4.0 – Das Fachkonzept: Prinzipien, Prozesse & Perspektiven“ herauszugeben.
–Da sind zum einen die zahlreichen Prozesse in Organisationen der Sozialen Arbeit sowie in regionalen Landschaften, bei denen vor dem Hintergrund je spezifischer lokaler Gegebenheiten versucht wird, Soziale Arbeit auf der Basis des Konzepts „Sozialraumorientierung“ zu qualifizieren, sei es in der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe, der Arbeitsförderung, dem Quartiermanagement, der Arbeit mit geflüchteten Menschen oder der Pflege. Diese an vielen Orten laufenden Prozesse sind nur selten systematisch dokumentiert und nur wenig miteinander verzahnt. Einzelne lokale Akteure/innen aus verschiedenen Regionen lernen zwar voneinander, indem sie im Austausch stehen oder sich wechselseitig besuchen, doch der Großteil der organisationalen und regionalen Umbauten erfolgt nur selten unter Rückgriff auf anschaulich dokumentierte Erfahrungen aus anderen Prozessen, die inhaltlich vom Fachkonzept Sozialraumorientierung gespeist wurden. Wir haben für dieses Buch Akteure/innen aus den verschiedenen Regionen gebeten, Beiträge zu schreiben, die fachlich ausgewiesen in verantwortlichen Funktionen derlei Prozesse auf den Weg gebracht und gesteuert haben, und sie gebeten, zentrale Erfahrungen mitzuteilen, kritisch zu reflektieren und sie möglichst nachvollziehbar für interessierte Leser/innen zu präsentieren.
–Seit der Publikation „Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe“ (von Wolfgang Hinte und Helga Treeß) im Jahre 2007 (Erstauflage) und des Studienbuchs „Sozialraumorientierung“ (von Roland Fürst und Wolfgang Hinte) im Jahre 2014 (Erstauflage) sind einige Jahre ins Land gegangen. In dieser Zeit haben sich einige offene Fragen bezüglich konzeptioneller Grundlagen geklärt, sind neue offene Fragen entstanden, und es liegen neue Erkenntnisse sowohl aus den lokalen Prozessen wie auch darauf bezogenen Evaluationen vor. Zu diesen Fragen und Erkenntnissen äußern sich im vorliegenden Buch Autor/innen, die sowohl über die notwendige Feldkenntnis als auch über Kenntnisse zur aktuellen Debattenlage verfügen.
–Verwirrung und Unklarheit bezüglich dessen, was das Fachkonzept Sozialraumorientierung ausmacht und leisten kann, entstehen derzeit dadurch, dass über Erzählungen, Parolen und/oder Seitengespräche etwa auf Kongressen irgendwelche Halbwahrheiten über unter der Chiffre „Sozialraumorientierung“ firmierende Prozesse in verschiedenen Regionen von Personen verbreitet werden, die wiederum über mehrere Stationen irgendetwas gehört haben, das sie anschließend als Tatsache ausgeben und umgehend von einigen Zuhörenden geglaubt und dann weitergetragen wird. So entstehen Behauptungen wie etwa: „Bei dem Prozess in der Stadt XY geht es doch nur ums Sparen.“ Oder: „Die haben ja erstmal im Landkreis AB das halbe Personal ausgetauscht und konnten letztlich den Prozess nur gegen den Widerstand der Beschäftigten durchsetzen.“ Oder: „Seit der Sozialraumorientierung gibt es in Stadt EF doch erheblich schlechtere Leistungen als vorher.“ Wenn solche Parolen gelegentlich (vornehmlich aus dem akademischen Intrigantenstadl) noch angereichert werden durch Zwischenrufe von sich am Spielfeldrand tummelnden Akteur/innen, die sich als Forscher/innen verstehen und sich doch eher verhalten wie Kommentator/innen einer Sportart, von der sie weder die Regeln kennen noch die aktuellen Player, dann entsteht in den Augen interessierter Betrachter/innen sehr leicht ein Bild über so manchen Prozess, das mit der Wirklichkeit vor Ort kaum noch etwas zu tun hat.
Aus diesen Gründen liegt uns in dieser Publikation daran, lokale Akteure/ innen zu Wort kommen zu lassen, die in verantwortlicher Position engagiert und reflektiert Prozesse in Gang setzen und begleiten, die sich auf das Fachkonzept Sozialraumorientierung berufen und über fachliche Implikationen hinaus Auswirkungen auf Strukturen