Handbuch der Soziologie. Группа авторов

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Handbuch der Soziologie - Группа авторов

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ermöglichen sollten, über die disziplinären Subwelten einzelner Sektionen der Standesorganisation oder traditionsreicher spezieller Soziologien hinaus- und auf spannende Fragen an inner- und interdisziplinären Kreuzungspunkten einzugehen, andererseits sollen auf diesem Wege zugleich neue Kategorien für die kollektive Wissensorganisation [9]im Fach gesucht, gefunden, erprobt und reflektiert werden (Teil IV). Vergleichbare Begriffsfelder haben wir schließlich auch für die Beiträge des letzten Teils formuliert, denen allerdings jeweils eine zentrale aktuelle Herausforderung für die innovative Weiterentwicklung der Soziologie vorangestellt worden ist: Ökologie, Gewalt, Demographie, Nebenfolgeneskalation, Sinnverlust und Öffentlichkeit zeigen als Stichworte unserer Zeit Probleme an, die das Fach Soziologie im 21. Jahrhundert vor ernsthafte Bewährungsproben stellen (Teil V).

      Im Folgenden werden wir die orientierungsleitenden Fragen dieser fünf Teile in ihrer Systematik näher ausführen und damit zugleich einen Überblick über den Aufbau des Handbuches und seine 29 Beiträge geben. Den Autorinnen und Autoren, die sich mit viel Energie, Sachverstand, Neugierde und vor allem Geduld an diesem umfangreichen Projekt beteiligt haben, wollen wir an dieser Stelle ganz herzlich danken! Ihre scharfsinnigen Analysen und kompetenten Darstellungen gewähren aus unserer Sicht den Forschenden, Lehrenden, Lernenden und allen an der Soziologie sonst noch interessierten Leserinnen und Lesern einen guten Einstieg und Überblick. Zugleich ermöglichen sie tiefe selektive Einblicke in die Struktur des soziologischen Arbeitens und Wissens, ohne die vorhandenen Differenzen, Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten zu verstellen, aber auch ohne Gegensätze und Unterschiede in den Positionen künstlich zu reproduzieren, so als wäre diese Heterogenität und Stimmenvielfalt alles, was Soziologie heute noch zu bieten hat. Dass das Fach Soziologie auch weiterhin von einer beachtlichen Kohärenz in den und hinter den Kontroversen und Gegensätzen geprägt ist, zeigen die Beiträge dieses Bandes unseres Erachtens sehr klar.

1.Warum Soziologie?

      Die unter der Überschrift »Der soziologische Blick« versammelten Texte im ersten Teil des Handbuches sind so angelegt, dass sie als eine breite und allgemeinverständliche Einführung in die Grundlagen des soziologischen Denkens schlechthin gelesen werden können. Die Fundamente des Faches sind erstens historischer, zweitens wissenschaftstheoretischer und drittens methodologischer Natur, und auch wenn sich diese drei Aspekte nicht immer eindeutig voneinander trennen lassen, erweist es sich doch als hilfreich für das Verständnis des Faches, zunächst danach zu fragen, wie sich die Soziologie als akademische Disziplin historisch herausgebildet und entwickelt hat. Die konsequente Beschäftigung mit den Anfängen soziologischen Denkens und Forschens, d. h. auch mit den praktischen Situationen und gesellschaftlichen Konstellationen, in denen bestimmte soziologische Theorien, Operationsweisen und Lösungsmuster aufgekommen sind, ermöglicht dem Fach, sich bewusst der historischen Kontingenz seiner Problemstellungen und Zugangsweisen zu stellen. Am Beginn einer problemorientierten Rekonstruktion und Darstellung der Soziologie steht die Einsicht, dass sie als Disziplin selbst tiefgreifend in praktische gesellschaftliche Interdependenzen und Zusammenhänge, Krisenwahrnehmungen und Machtverhältnisse verwickelt ist. Doch was kann Soziologie über Gesellschaft wissen, wenn sie selbst nur ein Teil dieser Gesellschaft ist? Was ist die Basis dieses Wissens – und wie wirkt sie auf ihren Gegenstand, die Gesellschaft bzw. das soziale Leben zurück? Es kann als zentrales Motiv und grundlegendes Problem erkenntnistheoretischer Reflexionen innerhalb der Soziologie angesehen werden, an dieser historischen Kontingenz nicht zu verzweifeln, sondern daraus spezifisch sozialwissenschaftliche Tugenden zu machen und systematisch zu entfalten, die ihr dennoch wissenschaftlichen Halt bieten können. Nach der Behandlung dieser ›epistemologischen‹, auf die Bedingungen der Möglichkeit soziologischen Wissens gerichteten Frage geht das Handbuch im dritten Schritt auf die nicht minder komplexe und kontroverse Frage ein, wie, das heißt mit [10]welchen Erkenntnismitteln, Forschungsinstrumenten und Methoden gesichertes oder zumindest legitimierbares soziologisches Wissen schließlich geschaffen werden kann – wie soziologische Forschung also zu betreiben ist. Auf dieser Ebene der Ausdifferenzierung unterschiedlicher Forschungsmethoden, insbesondere der folgenreichen historischen Gabelung zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung, wird die Bewahrung der disziplinären Einheit besonders virulent. Die Beschäftigung mit dem Problemfeld der Methodologie ist auch deshalb erforderlich, weil die Wahl der Techniken und methodischen Arbeitsweisen den soziologischen Gegenstand nicht unberührt lässt, sondern folgenreich beeinflusst und formt.

      Wolfgang Eßbach hat sich der ersten Frage angenommen. Er rekonstruiert in seinem historisch ausgerichteten Beitrag die soziokulturellen Ereignisse und ideengeschichtlichen Traditionsbestände, aus denen sich die Soziologie im Laufe des 19. Jahrhunderts herausgebildet hat und die der mit den »soziologischen Klassikern« assoziierten Gründungsphase des Faches somit noch vorausgehen. Dies wirft ein neues Licht auf die Frage, in welcher Situation die Soziologie entsteht und auf welche Problemlage sie genau reagiert. Der Beitrag informiert zugleich darüber, welche Diskurse und Personen zur Gründung, Etablierung und Weiterentwicklung des Faches beigetragen haben, und auf welche Hindernisse, Widerstände und Veränderungen sie dabei gestoßen sind. Dabei wird ebenfalls sichtbar, welche gesellschaftliche Funktion und Rolle die Soziologie zu übernehmen vermag, mit welchem Anspruch sie auftritt und wie sie sich mit anderen Disziplinen wie der Politikwissenschaft, der Ökonomie, den Naturwissenschaften oder der Sozialphilosophie verbindet oder von ihnen abgrenzt. Besonderes Augenmerk legt Eßbach in diesem Zusammenhang auf die Differenz zwischen ordnungsstabilisierenden und emanzipatorischen, auf einen Gesellschaftswandel abzielenden Kräften. Beide haben großen Einfluss auf die entstehende Soziologie und zeigen, wie tief diese Disziplin in das Machtgefüge der Gesellschaft verflochten ist.

      Georg Kneer wendet sich im Anschluss daran dem zweiten Problemkomplex zu, indem er die grundlegenden wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Fragen präsentiert und diskutiert, an denen sich das Fach von seiner Gründungsphase bis heute abarbeitet. Welche Rolle spielt die Soziologie bei der Bestimmung ihres Gegenstandsbereiches? Kann sie ›neutrales‹, objektives Wissen darüber erwerben? In welchem Sinne gibt es Gesellschaft überhaupt, inwiefern gibt es Klassen oder ›die Wirtschaft‹? Entsprechen diesen Begriffen Dinge in der Wirklichkeit, wie es Positionen des Realismus behaupten, oder sind sie das Ergebnis kollektiver sprachlich-symbolischer Konstruktionsprozesse, wie konstruktivistische Positionen nahelegen? Mindestens ebenso virulent ist bis heute die Debatte darüber geblieben, welchen Erklärungsanspruch die Soziologie erheben kann: Vermag sie es, nach dem Vorbild der Naturwissenschaften gesetzmäßige, kausale Erklärungen sozialer Zusammenhänge zu liefern – oder ist sie eher auf hermeneutische Verstehensleistungen ausgerichtet und angewiesen? Ist sie eine erklärende oder eine deutende Wissenschaft? Der Autor schafft die hier geforderte Übersicht durch systematische Gegenüberstellungen und feingliedrige Differenzierungen einer Vielzahl von Beiträgen und Positionen zu den Debatten über die Bedingungen der Möglichkeit soziologischer Erkenntnis- und Wissensgenerierung.

      Die epistemologischen Fragen leiten bereits über zu dem Beitrag von Alexandra Krause und Henning Laux, in dessen Fokus die Rekonstruktion der soziologischen Methodenlehre steht. Zentral ist dafür die Gabelung zwischen quantifizierenden und qualifizierenden Forschungsmethoden. Während die ersteren vor allem mit Hilfe statistischer Verfahren und Berechnungen messbare Korrelationen und Zusammenhänge zwischen sozialen Phänomenen zu ergründen suchen, streben die letzteren beispielsweise über narrative oder biographische Interviews oder ethnografische Fallstudien danach, die Sinnstrukturen der sozialen Welt verstehend und deutend zu rekonstruieren. Der Beitrag untersucht aber vor allem, wie und warum es überhaupt zu dieser Aufspaltung der Sozialforschung gekommen ist und auf welchen Prämissen, Überzeugungen und [11]Erkenntniszielen die jeweiligen Positionen beruhen. Ausgehend von dieser Markierung werden einzelne Methoden gegenstandsnah, exemplarisch und knapp vorgestellt und im Hinblick auf Komplementaritäten und Unvereinbarkeiten geprüft. Wie forschen Soziologinnen und Soziologen, welche Techniken haben sie entwickelt, um Daten über die soziale Welt zu sammeln und zu verarbeiten? Abschließend wird gezeigt, wie mithilfe von problemorientierten Triangulationsverfahren bestehende Einseitigkeiten überwunden werden können.

2.Welche grundlegenden Alternativen bestehen in der Soziologie?

      Eine

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