Ingenieurholzbau. Werner Seim
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Mit der Vorgabe der Imperfektion bzw. der entsprechenden Ersatzlast liegt der Startwert für die iterative Berechnung der Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung fest. Für einfache System können die Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung ohne Weiteres von Hand ermittelt werden. Für den beidseitig gelenkig gelagerten Druckstab aus Abb. 1.19 lassen sich die Durchbiegungen schrittweise berechnen, indem der Verformung in Stabmitte immer wieder der zusätzliche Anteil aus dem Biegemoment des vorhergehenden Iterationsschrittes zugeschlagen wird.
Abb. 1.19 Ersatzkräfte für Imperfektionen: (a) Druckstab und (b) kippgefährdeter Träger.
Ausgangswerte
(1.84)
(1.85)
(1.86)
1. Iteration
(1.87)
(1.88)
2. Iteration
(1.89)
(1.90)
n. Iteration
(1.91)
mit
Für n→∞ ist dies eine geometrische Reihe und die Verformung in Stabmitte nach Theorie II. Ordnung liegt fest mit
(1.92)
Das zugehörige Biegemoment beträgt
(1.93)
Die kritische Last Fcrit wird erreicht, wenn M → ∞. Das ist der Fall, wenn a → 1:
(1.94)
Die kritische Last, also die Knicklast, lässt sich somit angeben zu:
(1.95)
Der Unterschied zur genauen Knicklast nach Euler beträgt weniger als 3 % und ist darauf zurückzuführen, dass anstelle einer sinusförmigen eine parabelförmige Verformungsfigur angenommen wurde.
Für die praktische Anwendung der Berechnungsverfahren nach Theorie II. Ordnung sind konkrete Werte für Imperfektionen in Abb. 1.20 angegeben. Bei Systemen mit mehreren Stäben sind Imperfektionen – in Analogie zu den äußeren Einwirkungen – immer in die Richtung anzusetzen, in der sie die Schnittgrößen vergrößern. Daraus kann schnell eine große Anzahl unübersichtlicher Imperfektionskombinationen werden, welche von einem kommerziellen Rechenprogramm zuverlässig beherrscht werden sollten.
Abb. 1.20 Imperfektionen: (a) Schiefstellung, (b) Vorkrümmung und (c) Überlagerung von Schiefstellung und Vorkrümmung.
Tab. 1.1. Verformungsmoduln für die Schnittgrößenermittlung nach Theorie II. Ordnung.
a) Zu berücksichtigen ist der KriechEinfluss bei druckbeanspruchten Bauteilen in der Nutzungsklasse 2 und wenn der Bemessungswert des quasiständigen Lastanteils größer als 70 % des Bemessungswertes der Gesamtlast ist.
Der Übergang von charakteristischen Werten zu Bemessungswerten der Tragfähigkeit könnte bei großen Schlankheiten umgesetzt werden, indem ein charakteristischer Wert der Knicklast
(1.96)
mit dem gewohnten Teilsicherheitsbeiwert γm zu einem Bemessungswert des Tragwiderstandes
(1.97)
wird.
Die Auswirkung von Kriechverformung auf die Schnittgrößen könnten berücksichtigt werden, indem man – wie bei der Verformungsberechnung – die Steifigkeit für den entsprechenden Lastanteil mit kdef abmindert.
Tabelle 1.1 fasst die aktuellen normativen Regelungen zusammen. Bei den Steifigkeiten dürfen demnach die durch γm abgeminderten Mittelwerte angesetzt werden, bei Verbindungen die mit γm abgeminderten Verschiebungsmoduln Ku.
Für den Spannungsnachweis kann die im Band 1, Abschn. 2.5.4 vorgestellte Interaktionsbedingung mit quadratischem Normalspannungsanteil verwendet werden.
Literatur
Blaß, H.J., Ehlbeck, J., Kreuzinger, H. und Steck, G. (2005). Erläuterungen zu DIN 1052: 2004–2008, 2. Aufi. DGfH, München/Karlsruhe: Bruderverlag.
Colling, F. (1990). Tragfähigkeit von Biegeträgern aus Brettschichtholz in Abhängigkeit von den festigkeitsrelevanten Einflussgrößen. Dissertation, TH Karlsruhe.
Foschi, R.O. und Barrett,