Verwandte Lügen. Dawn Brower

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Verwandte Lügen - Dawn Brower

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nickte zustimmend. „Ich nehme es ihm nicht übel. Ich wäre begeistert, wenn meine Familie auch so eine langjährige Geschichte hätte. Es ist wirklich eine wunderschöne Pension. Ich bin schon viel herumgereist, auch ein paar exotische Orte waren dabei, aber eure Pension gehört bisher zu meinen Lieblingsplätzen.“

      Roman sah Amethyst verwundert an. „Sie sind noch sehr jung, um so viel gereist zu sein. In welchem Bereich ist Ihre Familie denn tätig?“

      Amethyst hasste es, wenn Leute ihr Alter kommentierten. Es war doch unwichtig, wie lange sie schon auf der Welt war. Ihre Mutter pflegte zu sagen, dass in ihr für eine fast Zwanzigjährige eine alte Seele wohnte. „Naja, was mein Vater macht, weiß ich nicht … ich habe ihn nie kennengelernt. Meine Mutter ist eine Art Unternehmerin. Sie probiert ständig neue Ideen aus, aber es ist nie etwas Dauerhaftes.“

      Roman nickte, als ob er das begriff, aber sein Blick sagte etwas anderes. „Aha, ich verstehe.“ Er blickte seinen Sohn an und fragte: „Cooper, willst du mit ihr eine Inselführung machen?“

      Cooper nickte seinem Vater bejahend zu. Nichts würde ihn glücklicher machen, als Amethyst auf eine Inseltour mitzunehmen. Das war die beste Gelegenheit, die er sich wünschen konnte, besser hätte er es gar nicht organisieren können. Ben war auch nicht da, um dazwischenzufunken, wenn er mit Amethyst allein war. Bisher lag er ganz vorne in dem Wettkampf, den sein Freund angezettelt hatte.

      Online hatte er einiges über sie erfahren. Sie hatte ihm nicht viele Informationen geliefert, aber bei der Zeitschrift ASK spielten ihre Artikel eine wichtige Rolle. Sie hatte außerdem die Leitartikel für fast alle Ausgaben geschrieben. Wenn er an ihre Anfangsbuchstaben dachte, kam er zu dem Schluss, dass die Zeitschrift vielleicht eine größere Rolle in ihrem Leben spielte, als sie ihn glauben ließ. Er würde sie ganz genau fragen, wie ihre Stellung dort aussah und ob die Zeitschrift später nach ihr benannt worden war.

      In der Zwischenzeit würde Cooper die Zeit nutzen, um ihr über die örtliche Legende des Dorfes zu erzählen. Cooper und Roman waren zufällig die einheimischen Experten. Alle kannten die Geschichten, aber nur die Marchant-Familie besaß alle Tagebücher von Marianne. Sie befanden sich unter den vielen Dingen, die sie in der Pension zurückließ, als sie aus North Point verschwand.

      „Wenn du mitkommst, kann ich dir alles zeigen. Es gibt hier viele interessante Attraktionen.“

      Amethyst trat mit begeistertem Blick auf Cooper zu. „Ich kann es kaum erwarten. Ich bin sofort bereit!“

      Der Nachmittag versprach, der beste seines Lebens zu werden. Er lächelte ihr zu und winkte ihr, ihm zu folgen. Sie schlenderten den Pfad hinunter, der zur Rückseite des Hauses und bis zum Rand einer steilen Klippe führte. Die Wellen des Sees schlugen gegen eine Seite der Felsformation unter ihnen. Wenn man über den See blickte, sah man in geringer Entfernung vor den Felsen unter ihnen eine winzige Insel mit einer kleinen steinigen Spitze in grauschwarz und weiß. Von ihrem Standpunkt aus schien es, als könnte man sie mit ausgestrecktem Arm berühren.

      Cooper tippte ihr auf die Schulter und zeigte auf die kleine Insel. „Das ist Ghost Peak. Es ist kein richtiger Berg und wir tun gerne so, als ob er uns allein gehört. Das Wasser hatte über die Jahre hinweg eine eigenartige Auswirkung und diese Insel mit dem winzigen Berg geformt. Die Formation selbst war immer schon da – jedenfalls schon lange bevor das Dorf zu dem wurde, was es heute ist. Die Insel wurde erst nach dem Tod von Easton Hill Ghost Peak Island genannt.“

      Amethyst wandte sich vom See ab und sah ihn an. „Warum hat man sie so genannt? Warum hat das etwas mit Easton Hills Tod zu tun?“ Sie legte den Kopf zur Seite und starrte auf Ghost Peak.

      Cooper verbarg ein Lächeln. Jetzt konnte er ihr alles erzählen, wozu er Lust hatte. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit und das würde er sich nicht entgehen lassen.

      „Die Legende besagt, dass Easton Hill mit Marianne Trenton im Boot zu einem Picknick zur Insel ruderte. Dort machte er ihr einen Antrag und kurz darauf heirateten sie. Die Insel wurde zu einem ihrer romantischen Lieblingsplätze. Das ist auch bei den Einheimischen so geblieben. Viele von uns verbringen bei Gelegenheit gerne Zeit auf der Insel.“

      Amethyst schüttelte den Kopf, als sie sagte: „Aber dann sollte sie Love Peak heißen, nicht Ghost Peak. Das passt doch nicht. Er hat ihr dort einen Heiratsantrag gemacht? Warum sollte es dann auf der Insel spuken?“

      Sie war so liebenswert, dass er sie gerne umarmt hätte. „Ja, so sollte sie heißen, tut sie aber nicht.“

      Amethyst neigte den Kopf zur Seite, als ob sie über den Sinn nachgrübelte. „Ich verstehe es nicht. Erkläre mir das bitte.”

      „Eine einfache Erklärung ist, dass er dort nach seiner Frau sucht. Er hat sie verloren oder sie ihn, je nachdem, wie man es sieht. Also sucht er die Insel einmal im Jahr heim und hofft, dass er sie findet. Bisher hat er nicht viel Glück gehabt, der arme Kerl.“ Das war wirklich eine düstere Geschichte …

      „Das ist unglaublich traurig. An welchem Tag im Jahr kommt er auf die kleine Insel?“ Sie knabberte an ihrer Unterlippe. Er wünschte sich, dass er näher wäre und sie küssen könnte. Sie hatte einen reizenden Mund und das Knabbern machte ihre Lippen noch voller.

      Cooper zuckte mit den Achseln und meinte: „Ich bin mir nicht sicher. Es ist von unterschiedlichen Tagen die Rede. Ich könnte dir sagen, wann sie geheiratet haben und raten … aber nicht mal in Mariannes Tagebuch steht, wann genau sie auf die Insel gerudert sind. Sie haben am 1. April 1953 geheiratet.

      „Am 1. April? Das ist interessant … “ Sie unterbrach sich und sah zu ihm auf. Ihre Augen weiteten sich, als sie sagte: „Warte mal, hast du ein paar ihrer Tagebücher? Kann ich sie lesen?“ Ihre Stimme wurde ganz aufgeregt, ihr Blick war beinahe flehend.

      Es war wirklich einfach gewesen, sie auf die Spur zu führen, wo er sie haben wollte. Sie merkte nicht einmal, dass er sie manipuliert hatte. Alles lief ganz wunderbar und bald würde er herausfinden, ob sie wirklich eine so besondere Frau war, wie er annahm. Je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, umso mehr stieg seine Chance, ihr näherzukommen.“ „Ich weiß nicht. Das sind sozusagen Familienerbstücke und über ein halbes Jahrhundert alt.“

      „Oh, ich verspreche, dass ich ganz vorsichtig damit umgehen werde. Wenn ich sie lesen darf, meine ich.“ Ihre Stimme war voller Eifer, als sie sprach.

      Er tat so, als wäre die Erlaubnis dafür eine schwere Entscheidung. „Naja, die Sache ist die, ich kenne dich nicht besonders gut. Wie kann ich sicher sein, dass du dich nicht mit ihnen aus dem Staub machst?“

      Sie legte wieder den Kopf schief, als ob sie überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. „Na, wenn es dir lieber ist, könntest du ja dabeibleiben, während ich sie durchlese. Dann siehst du, dass ich nichts kaputtmache, was mir nicht gehört.“

      Ja, wunderbar. Er musste es nicht einmal vorschlagen. Sie machte es wirklich etwas zu einfach für ihn. Nicht, dass er sich deswegen beschwert hätte. „Hm … naja, ich denke, das wäre in Ordnung. Warum interessieren dich Marianne und Easton denn überhaupt?“

      „Ich schreibe … “ Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich denke mal, das weißt du schon. Ich habe es ja schon gesagt, als wir uns getroffen haben.“ Amethyst seufzte. „Mir gefällt es einfach, interessante Sachen über Plätze zu entdecken, die ich besuche. Ich gebe zu, dass ich mir Orte aussuche, die mich von Anfang an faszinieren und dann hoffe ich darauf, die Geschichte einer Stadt aufzudröseln und in meinen Artikeln zu verwenden. Ich bin über mögliche Gespenster in diesem Dorf gestolpert und dachte, das wäre ein wunderbarer Beitrag. Ich schreibe gerne die Wahrheit und keine Artikel, in denen

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