Effi Briest / Эффи Брист. Книга для чтения на немецком языке. Теодор Фонтане
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Читать онлайн книгу Effi Briest / Эффи Брист. Книга для чтения на немецком языке - Теодор Фонтане страница 18
„… Und wenn die gnäd’ge Frau wirklich solche Angst haben, so kann ich mir ja ein Lager hier machen. Ich nehme die Strohmatte und kehre einen Stuhl um, dass ich eine Kopflehne habe, und dann schlafe ich hier bis morgen früh oder bis der gnäd’ge Herr wieder da ist.“
„Er will mich nicht stören. Das hat er mir eigens versprochen.“
„Oder ich setze mich bloß in die Sofaecke.“
„Ja, das ginge vielleicht. Aber nein, es geht auch nicht. Der Herr darf nicht wissen, dass ich mich ängstige, das liebt er nicht: Er will immer, dass ich tapfer und entschlossen bin, so wie er. Und das kann ich nicht; ich war immer etwas anfällig… Aber freilich, ich sehe wohl ein, ich muss mich bezwingen und ihm in solchen Stücken und überhaupt zu Willen sein… Und dann habe ich ja auch Rollo. Der liegt ja vor der Türschwelle.“
Johanna nickte zu jedem Wort und zündete dann das Licht an, das auf Effis Nachttisch stand. Dann nahm sie die Lampe. „Befehlen gnäd’ge Frau noch etwas?“
„Nein, Johanna. Die Läden sind doch fest geschlossen?“
„Bloß angelegt, gnäd’ge Frau. Es ist sonst so dunkel und so stickig.“
„Gut, gut.“
Und nun entfernte sich Johanna; Effi aber ging auf ihr Bett zu und wickelte sich in ihre Decken.
Sie ließ das Licht brennen, weil sie gewillt war, nicht gleich einzuschlafen, vielmehr vorhatte, wie vorhin ihren Polterabend, so jetzt ihre Hochzeitsreise zu rekapitulieren und alles an sich vorüberziehen zu lassen. Aber es kam anders, wie sie gedacht, und als sie bis Verona war und nach dem Hause der Julia Capulet suchte, fielen ihr schon die Augen zu. Das Stümpfchen Licht in dem kleinen Silberleuchter brannte allmählich nieder, und nun flackerte es noch einmal auf und erlosch.
Effi schlief eine Weile ganz fest. Aber mit einem Male fuhr sie mit einem lauten Schrei aus ihrem Schlafe auf, ja sie hörte selber noch den Aufschrei und auch wie Rollo draußen anschlug, „wau, wau“, klang es den Flur entlang, dumpf und selber beinah ängstlich. Ihr war, als ob ihr das Herz stillstände; sie konnte nicht rufen, und in diesem Augenblicke huschte was an ihr vorbei, und die nach dem Flur hinausführende Tür sprang auf. Aber ebendieser Moment höchster Angst war auch der ihrer Befreiung, denn statt etwas Schrecklichem kam jetzt Rollo auf sie zu, suchte mit seinem Kopf nach ihrer Hand und legte sich, als er diese gefunden, auf den vor ihrem Bett ausgebreiteten Teppich nieder. Effi selber aber hatte mit der anderen Hand dreimal auf den Knopf der Klingel gedrückt, und keine halbe Minute, so war Johanna da, barfüßig, den Rock über dem Arm und ein großes kariertes Tuch über Kopf und Schulter geschlagen.
„Gott sei Dank, Johanna, dass Sie da sind.“
„Was war denn, gnäd’ge Frau? Gnäd’ge Frau haben geträumt.“
„Ja, geträumt. Es muss so was gewesen sein… aber es war doch auch noch was anderes.“
„Was denn, gnäd’ge Frau?“
„Ich schlief ganz fest, und mit einem Male fuhr ich auf und schrie… Vielleicht, dass es ein Alpdruck war… Alpdruck ist in unserer Familie, mein Papa hat es auch und ängstigt uns damit, und nur die Mama sagt immer, er solle sich nicht so gehen lassen; aber das ist leicht gesagt… Ich fuhr also auf aus dem Schlaf und schrie, und als ich mich umsah, so gut es eben ging in dem Dunkel, da strich was an meinem Bett vorbei, gerade da, wo Sie jetzt stehen, Johanna, und dann war es weg. Und wenn ich mich recht frage, was es war…“
„Nun was denn, gnäd’ge Frau?“
„Und wenn ich mich recht frage… ich mag es nicht sagen, Johanna… aber ich glaube, der Chinese.“
„Der von oben?“ Und Johanna versuchte zu lachen. „Unser kleiner Chinese, den wir an die Stuhllehne geklebt haben, Christel und ich. Ach, gnäd’ge Frau haben geträumt, und wenn Sie schon wach waren, so war es doch alles noch aus dem Traum.“
„Ich würd es glauben. Aber es war genau derselbe Augenblick, wo Rollo draußen anschlug, der muss es also auch gesehen haben, und dann flog die Tür auf, und das gute, treue Tier sprang auf mich los, als ob es mich zu retten käme. Ach, meine liebe Johanna, es war entsetzlich. Und ich so allein, und so jung. Ach, wenn ich doch wen hier hätte, bei dem ich weinen könnte. Aber so weit von Hause… Ach, von Hause…“
„Der Herr kann jede Stunde kommen.“
„Nein, er soll nicht kommen; er soll mich so nicht sehen. Er würde mich vielleicht auslachen, und das könnt ich ihm nie verzeihen. Denn es war so furchtbar, Johanna… Sie müssen nun hier bleiben… Aber lassen Sie Christel schlafen und Friedrich auch. Es soll es keiner wissen.“
„Oder vielleicht kann ich auch die Frau Kruse holen; die schläft doch nicht, die sitzt die ganze Nacht da.“
„Nein, nein, die ist selber so was. Das mit dem schwarzen Huhn, das ist auch so was; die darf nicht kommen. Nein, Johanna, Sie bleiben allein hier. Und wie gut, dass Sie die Läden nur angelegt. Stoßen Sie sie auf, recht laut, dass ich einen Ton höre, einen menschlichen Ton… ich muss es so nennen, wenn es auch sonderbar klingt. Und dann machen Sie das Fenster ein wenig auf, dass ich Luft und Licht habe.“
Johanna tat, wie ihr geheißen, und Effi fiel in ihre Kissen zurück und bald danach in einen lethargischen Schlaf.
Zehntes Kapitel
Innstetten war erst sechs Uhr früh von Varzin zurückgekommen und hatte sich, Rollos Liebkosungen abwehrend, so leise wie möglich in sein Zimmer zurückgezogen. Er machte sich’s hier bequem und duldete nur, dass ihn Friedrich mit einer Reisedecke zudeckte. „Wecke mich um neun.“ Und um diese Stunde war er denn auch geweckt worden. Er stand rasch auf und sagte: „Bringe das Frühstück.“
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