Exit Covid!. Hubert Niedermayr
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Ausbreitung
Deutschland musste bis März 2021 über 70 000 Covid-Tote bei rund 2,5 Millionen nachgewiesenen Infektionen verzeichnen, in Österreich waren es bis Hochsommer 2021 knapp über 10 000 Todesfälle bei rund 650 000 nachgewiesenen Infektionen.34 Gerade der Tiroler Wintersportort Ischgl hat sich im März 2020 als besonders tragischer Covid-Brennpunkt herausgestellt. Après-Ski ist eine österreichische Spezialität. Discofeeling auf engstem Raum in oftmals überfüllten Bars, alkoholgeschwängerte Stimmung und entsprechende Ausgelassenheit schienen geradezu Idealvoraussetzungen für eine Verbreitung des Virus zu bieten. Menschen aus allerlei europäischen Nationen und darüber hinaus hatten regelmäßig in den Wintermonaten den Urlaub in den Tiroler Bergen verbracht, um Abstand zum alltäglichen Lebenstrott zu gewinnen. Ski-Bars in Ischgl waren berüchtigt dafür, für ein Fallenlassen aller Hemmungen der Gäste zu sorgen. „Mach mit, wenn Du kannst!“ lautete das Motto.
Mit Ischgl ist der Begriff des Superspreading in unser aller Bewusstsein gekommen. Damit werden Events bezeichnet, die schlagartig für eine Vervielfachung von Ansteckungszahlen sorgen. So haben Erhebungen ergeben, dass tatsächlich mehr als 11 000 Infektionen europaweit auf Aufenthalte in Ischgl zurückzuführen sein sollen; gerade dieser Ort soll für eine regelrechte Überschwemmung des Kontinents mit Covid-19 gesorgt haben. Schwere Kritik wird nach wie vor an den Tiroler und österreichischen Behörden geübt. Man wäre nachlässig gewesen und habe, obwohl erste Fälle schon bekannt gewesen wären, erst verspätet reagiert. Behördliche Schließungen der noch immer voll ausgelasteten Lokale wären erst mit tagelanger Verspätung erfolgt. Die österreichische Bundesregierung habe ohne Not und Vorbereitung die Absperrung des dortigen Bereichs vorangekündigt, was erst recht zu einer überstürzten Abreise Abertausender Urlaubsgäste in deren Herkunftsländer geführt hätte. Dies hätte seriöse Testungen und daher eine verlässliche Überwachung des Virentransports in die Nachbarländer verhindert – und tatsächlich den Grundstein für die Ausbreitung der Pandemie in Nordeuropa gelegt.35
Impfstoffentwicklung
Die Entwicklung von Impfstoffen gegen den Erreger SARS-CoV-2 und dessen Varianten wurde von Anbeginn an fieberhaft vorangetrieben. Hunderte Substanzen wurden entwickelt, Dutzende fanden Eingang in klinische Prüfungen.
Weltweit haben sich Staaten dazu entschieden, aktiv an der Entwicklung mitzuwirken. Dies ist etwa durch unmittelbare staatliche Beteiligungen – etwa in den USA im Hinblick auf den Produzenten Moderna oder in Deutschland hinsichtlich CureVac – erfolgt, überwiegend jedoch durch großzügige Forschungsgelder.
Schon Ende 2020 wurden die ersten Impfstoffe zugelassen. Dies ist zur Überraschung der Weltöffentlichkeit erfolgt, war man doch zuvor davon ausgegangen, dass die Entwicklung derartiger Präparate, deren umfangreiche klinische Prüfungen, die mehrere Etappen vorsehen und eine risikolose Verwendung garantieren sollen, und schließlich deren Produktion und Vertrieb Jahre in Anspruch nehmen würden. Mancherorts ist sogar bezweifelt worden, ob es jemals gelingen würde, wirksame Impfstoffe zu produzieren.
Der erste Zieleinlauf ist in Europa dem Mainzer Unternehmen BioNTech geglückt. Kurz darauf hat der US-amerikanische Prozent Moderna die Zulassung erhalten. Beide Varianten stellen den Impfschutz über die mRNA-Technologie zur Verfügung. Das deutsche Robert Koch-Institut bezeichnet derartige Impfstoffe als solche, „die auf einer neuartigen Technologie beruhen“ und „die ‚Bauanleitung‘ für einen einzigen Baustein des Virus, das sogenannte Spikeprotein, enthalten.“ Gegen anderslautende Mythen wird ausdrücklich festgehalten:
„Die COVID-19-mRNA-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Impfviren, das heißt geimpfte Personen können auch keine Impfviren auf andere Personen übertragen. Die in den Impfstoffen enthaltene mRNA wird nach der Impfung nicht ins menschliche Erbgut eingebaut,36 sondern nach Eintritt in die Zellen (vor allem in Muskelzellen an der Impfstelle und in bestimmten Abwehrzellen) ‚abgelesen‘, woraufhin diese Zellen dann das Spikeprotein selbst herstellen. Die so vom Körper des Geimpften gebildeten Spikeproteine werden vom Immunsystem als Fremdeiweiße erkannt; in der Folge werden Antikörper und Abwehrzellen gegen das Spikeprotein des Virus gebildet. So entsteht eine schützende Immunantwort. Die im Impfstoff enthaltene mRNA wird im Körper nach einigen Tagen abgebaut. Dann wird auch kein Viruseiweiß (Spikeprotein) mehr hergestellt.“37
Ende Jänner 2021 ist der von der Universität Oxford entwickelte Impfstoff des Pharmaproduzenten AstraZeneca zugelassen worden, wenige Wochen später jener des US-amerikanischen Johnson & Johnson. Beide Impfstoffe basieren demgegenüber auf der Vektortechnologie. So wird ein sogenannter Adenovirus – untechnisch kann man diesen als Schnupfenvirus bezeichnen – dahingehend modifiziert, dass dieser nach Injektion im Körper der geimpften Person Spikeproteine produziert.38 Anders als nach dem mRNA-Verfahren, mit welchem dem Körper ein Bauplan zur Verfügung gestellt wird, löst hier die Impfung eine unmittelbare Immunreaktion aus.
Die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna haben die jeweiligen Zulassungsstudien mit einer nachgewiesenen Wirksamkeit der Substanzen von über neunzig Prozent abgeschlossen. Jene der Vektorimpfstoffe wurde als deutlich geringer angegeben. AstraZeneca hat selbst von einer Wirksamkeit von siebzig Prozent gesprochen, wurde jedoch diesbezüglich als unseriös kritisiert, da mehrere Studien unterschiedlichen Designs vermischt worden wären, um auf diesen Wert als Durchschnitt zu kommen. Johnson & Johnson hat einen Wirksamkeitswert von über achtzig Prozent propagiert.
Das nationale deutsche Paul-Ehrlich-Institut schätzt die Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe nachstehend ein:39
•BioNTech/Pfizer (Comirnaty) nach der zweiten Teilimpfung, empfohlener Abstand der Gaben derzeit 3-6 Wochen | bis zu 95 Prozent |
•Moderna (Spikevax) ebenso nach der zweiten Teildosis, 4-6 Wochen | bis zu 95 Prozent |
•AstraZeneca (Vaxzevria) nach der zweiten erhaltenen Dosis, 12 Wochen | bis zu 80 Prozent |
•Johnson & Johnson (Janssen) Einzeldosis | bis zu 70 Prozent |
Nach der derzeitigen Studienlage schützen gerade die beiden mRNA-Impfstoffe auch im Hinblick auf die gegenwärtigen Mutationen in hohem Maß gegen schwere Krankheitsverläufe. Auch leichte sind in ihrer Wahrscheinlichkeit deutlich herabgesetzt.40 Sämtliche Impfstoffe dürften jedoch nicht davor bewahren, selbst Träger der Infektion zu sein (auch wenn diese konkret nicht ausbrechen mag) und daher den Virus weiter zu verbreiten und andere Personen zu infizieren.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Trotz der raschen Zulassung der dargestellten Impfstoffe