Kinder im Kreuzfeuer. Eia Asen

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Kinder im Kreuzfeuer - Eia Asen Systemische Therapie

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      3individuelle Arbeit mit Kind(ern)

      4Identifizieren der Triangulationsprozesse und Planung der Interventionsschritte

      5Paararbeit mit den Eltern

      6Arbeit am Umgangskontakt

      7Familienarbeit

      Family Ties integriert Bindungs- und Mentalisierungskonzepte in einen systemischen Rahmen, also in die Familie und die verschiedenen »Systeme«, denen sie angehört, etwa die Großfamilie, den Freundeskreis und die Unterstützer wie auch das umfassendere soziale und kulturelle Umfeld. Entscheidend sind bei alledem die wohlverstandenen Interessen und das Wohl des jeweiligen Kindes sowie die Fähigkeit der Eltern, ihre Aufgaben zu erfüllen und die psychosoziale Funktionsfähigkeit und die entwicklungsspezifischen Bedürfnisse des Kindes zu fördern.

      Kapitel 1 steckt den familiären Kontext ab, in dem sich Kinder und ihre Eltern nach der Trennung bewegen und, wenn es zu keiner Einigung kommt, wo ihre gemeinsamen Kinder leben und wie viel Zeit sie bei jedem von ihnen verbringen sollen. Der konzeptionelle Rahmen und das Modell des Family-Ties-Ansatzes werden in Kapitel 2 erläutert. Die rechtlichen Zusammenhänge und Probleme, die im Falle einer juristischen Auseinandersetzung drohen, werden in Kapitel 3 beschrieben. Die Kapitel 4 bis 6 erörtern recht detailliert die Untersuchung von Eltern, Kindern und Familienbeziehungen, die ein integraler Aspekt für die Planung therapeutischer Interventionen ist. In Kapitel 7 geht es darum, wie man Kindern und ihren Eltern helfen kann, eine »hinreichend gute« (Winnicott 1965) Beziehung zu einem bisher abgelehnten Elternteil wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten. Kapitel 8 gibt Anregungen, wie man die oft sehr belastende Arbeit mit stark zerstrittenen Familien durch reflektierende Praxis erleichtern kann. Kapitel 9 enthält für Eltern, die juristische Streitigkeiten und Gerichtsverhandlungen vermeiden wollen, Empfehlungen bezüglich frühzeitiger therapeutischer Interventionen, die bei diesem Bemühen von Nutzen sein können.

      Ein Hinweis noch zu juristischen Zusammenhängen: Das Buch nimmt auf einige rechtliche Bestimmungen Bezug, die für Großbritannien gelten. Diese Bezugnahmen müssten für andere Länder entsprechend modifiziert werden. Sie sind allerdings weder prinzipiell anderer Natur als in anderen Ländern unseres Kulturkreises, noch betreffen sie in irgendeiner Weise die inhaltliche und therapeutische Substanz dieses Buches. Insofern lag es nahe, sie aufgrund ihrer paradigmatischen Gültigkeit in der vorliegenden Übersetzung unverändert zu übernehmen.

      Zum Abschluss möchten wir nachdrücklich darauf hinweisen, dass man vor raschen Lagebeurteilungen und vor der anschließenden Entwicklung therapeutischer Interventionen bei Elterntrennungen ein wenig Zeit vergehen lassen sollte, damit sich der fast unvermeidliche »Staub« setzen kann: Ein gewisses Chaos am Anfang ist (leider) normal, und wenn eine Familie buchstäblich zerfällt, hilft es nicht, die Handlungen der einzelnen Mitglieder, die einen neuen Modus Vivendi zu finden versuchen, zu pathologisieren.

      1Zurzeit findet eine breitere Diskussion über die Frage statt, wie in der deutschen Sprache alle realen Geschlechter – das männliche, das weibliche, die diversen – angemessen repräsentiert werden können bzw. sollen. Wir möchten darauf hinweisen, dass wir in diesem Buch zwar die traditionellen Schreibweisen verwenden, dass aber bei Nennung eines grammatischen Geschlechts immer alle realen Geschlechter gemeint sind.

      Als Frau und Herr B. sich vor etwa 15 Jahren kennenlernten, erlebten sie etwas, das sie noch immer als »Liebe auf den ersten Blick« bezeichnen. In den ersten fünf Jahren waren sie glücklich miteinander, bis das Baby Rahul geboren wurde. Schwangerschaft und Geburt waren sehr schwierig, und Rahul war ein ziemlich anstrengender Säugling. Herr B. hatte eine sehr anspruchsvolle berufliche Position und arbeitete oft lange. Frau B., die früher einmal eine Vollzeitstelle in einer Apotheke gehabt hatte, blieb nun bei dem Baby zu Hause. Beide Eltern waren gestresst und erschöpft und verwickelten sich in Streitigkeiten wegen der Kindesbetreuung, wegen unterschiedlicher Erwartungen und kultureller Gepflogenheiten, wegen der Rolle der beidseitigen Schwiegereltern sowie wegen anderer Dinge. Als zwei Jahre später das zweite Kind, Marina, geboren wurde, befand sich die Beziehung der Eltern in einer tiefen Krise, wie sie sie noch nie erlebt hatten. Frau B. hatte das Gefühl, ihr Mann sei nicht der stets hilfsbereite Vater, der zu sein er ihr versprochen hatte. Er war nur selten zu Hause, und wenn, war er meist gestresst und verhielt sich, als wolle er jeden Schritt seiner Frau und der Kinder kontrollieren. Seiner Frau gegenüber ließ er nur wenig Zuneigung erkennen, und er würdigte auch kaum ihre Arbeit im Heim der Familie. Sie vermutete, er habe eine außereheliche Affäre, doch das stritt er vehement ab. Herr B. seinerseits hatte das Gefühl, das Leben im Heim seiner Familie werde von seiner Schwiegermutter bestimmt, die sich in der Nähe eine Wohnung gesucht hatte und fast täglich auftauchte. Frau B. und ihre Mutter kritisierten ihn oft und bezogen ihn in wichtige Entscheidungen fast nie ein. Deshalb fühlte er sich ausgegrenzt, als würde seine Rolle als Vater seiner Kinder unterminiert, als blieben seine Ansichten und Meinungen ungehört und als wollten die Kinder des Paars nur Kontakt zu ihrer Mutter.

      Die Atmosphäre in der Familie wurde immer angespannter, und es kam täglich zu Streitigkeiten; das passierte zunächst nur, wenn die Kinder nicht anwesend waren oder schliefen, doch später fanden die Auseinandersetzungen zunehmend auch vor den Kindern statt. Schon bald häuften sich bei Rahul Wutausbrüche, und Marina bekam Probleme mit dem Essen und litt unter Schlafstörungen. Die Beziehung der Eltern verschlechterte sich immer weiter. Rahul war drei Jahre alt und Marina noch nicht einmal ein Jahr, als Herr B. sich entschloss, aus dem Haushalt der Familie auszuziehen. Er fühlte sich von seiner Frau nicht mehr respektiert und glaubte, ihm werde »verboten«, der Vater zu sein, der er sein wolle. Frau B. hingegen fühlte sich von ihrem Mann verlassen und sah in seiner Entscheidung auszuziehen einen Beweis dafür, dass er sich seiner Familie nicht wirklich verpflichtet fühle. Das Paar vereinbarte, dass Herr B. die Kinder jedes zweite Wochenende zu sich nehmen solle und dass sie außerdem in der Wochenmitte einmal bei ihm übernachten dürften. Frau B. erklärte, sie wolle die Beziehung der Kinder zu ihrem Vater erhalten, machte sich aber andererseits Sorgen wegen seiner mangelnden Erfahrung im fürsorglichen Umgang mit ihnen. Jedes Mal wenn die Kinder von einem Besuch bei ihrem Vater zurückkamen, hatte die Mutter das Gefühl, sie kämen nicht zur Ruhe, und in den folgenden Tagen sei es schwieriger, mit ihnen zurechtzukommen. Nach zwei Monaten erklärte Frau B., sie könne nicht zulassen, dass Marina weiter bei ihrem Vater übernachte, wogegen er erfolglos protestierte. Rahul besuchte den Vater nun allein, sagte aber, er vermisse seine Schwester und seine Mutter. Drei Monate später weigerte er sich, das Wochenende bei seinem Vater zu verbringen. Er wollte sich nicht auf den Besuch vorbereiten und verhielt sich der Mutter gegenüber sehr anklammernd. Er sagte: »Papa ist mürrisch, und er brüllt.« Frau B. rief ihren Mann an und sagte, sie habe »buchstäblich alles« versucht, um Rahul dazu zu bringen, seinen Vater zu besuchen, aber er weigere sich.

      In den folgenden vier Monaten sah Herr B. keines seiner Kinder, obwohl er an jedem zweiten Wochenende mit seiner telefonierte, um die Übergabe der Kinder abzusprechen; doch Frau B. erklärte jedes Mal: »Ich habe alles versucht, aber Rahul will dich nicht sehen. Er ist jetzt so alt, dass ich ihn nicht mehr zwingen kann, dich zu besuchen.«

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