Kommunikationswissenschaftliches Arbeiten. Petra Herczeg

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Kommunikationswissenschaftliches Arbeiten - Petra Herczeg

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der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gestellt werden, auseinandersetzen zu können. Wir hoffen, dadurch das Verständnis dafür, was wissenschaftliches Arbeiten ausmacht, zu fördern und zu zeigen, [10] dass Wissenschaft einerseits nach bestimmten nachvollziehbaren Kriterien, oder salopp formuliert nach bestimmten Spielregeln abläuft, aber andererseits auch das Potenzial schafft, über gesellschaftlich relevante Fragestellungen nachzudenken, diese aufzuzeigen, zu reflektieren und möglicherweise auch Lösungsvorschläge bzw. Handlungsalternativen zu formulieren. Und – dieser Satz sei erlaubt – das Buch soll auch Freude am Erarbeiten von Forschungsinteressen wecken.

      Zusätzlich zu den bereits angesprochenen Ausführungen finden sich in diesem Buch ganz grundsätzliche rechtliche Anforderungen zum rechtmäßigen Arbeiten, das seit 2018 durch die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einen Bedeutungszuwachs erfahren hat. Schließlich ist noch der Hinweis auf einen wichtigen Aspekt des wissenschaftlichen Arbeitens im Bereich der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft erforderlich: Für den Forschungsprozess ist das Wissen um Medien und ihre Inhalte unbedingt nötig. Vieles davon (bspw. Themen wie Medienkunde oder Medienlandschaft) kann man sich in Lehrveranstaltungen aneignen. Was man allerdings nicht lehren kann, ist das Interesse an Medien und den Inhalten, die dort täglich veröffentlicht werden, das Interesse an Vorgängen in allen Bereichen der Kommunikationswirtschaft und das Interesse an den Zusammenhängen von Politik und Medien. Dieses Interesse müssen Studierende mitbringen und durch Eigeninitiative professionell weiterentwickeln. Ohne dieses Interesse ist kommunikationswissenschaftliche Forschung nicht denkbar – es lassen sich keine Probleme identifizieren oder aktuelle Entwicklungen erkennen und beurteilen. Solche Alltagsbeobachtungen auch unserer Disziplin sind für den Forschungsprozess aber unbedingt nötig.

      „Wir können wohl sagen, daß, während unser hypothetisches Wissen endlich ist, unser Nichtwissen unendlich ist“ – sagte Karl Popper (2016/1983, S. 216), einer der bedeutendsten Wissenschaftsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Und wir müssten – so Popper – den sokratischen Satz „Ich weiß, daß ich nichts weiß“ ernst nehmen. In diesem Sinne: Es gibt viel zu erkennen und zu erforschen. Einen Tipp, der uns am Herzen liegt, möchten wir Ihnen ganz zu Beginn mitgeben. Es ist ein Satz, der sich bis jetzt aus unseren Erfahrungen immer bewährt hat: „Wer nichts liest, der schreibt schlecht.“ In diesem Sinne: lesen, lesen und lesen – denn Lesen ist, wie es eine Studierende einmal formuliert hat, der Schlüssel zum wissenschaftlichen Arbeiten.

      Dieses Buch soll als Basis dienen, um sich mit den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens zu befassen und darauf aufbauend eigenständige wissenschaftliche Arbeiten verfassen zu können. [11]

      Unser Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die bei der Zusammenstellung der Inhalte dieses Buches beteiligt waren, insbesondere Klaus Lojka, Tanja Fabian, Albrecht Haller und Larissa Ruhani, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des facultas Verlags.

      Im Dienste einer erleichterten Lesbarkeit wurden die Personenbezeichnungen für Frauen und Männer in diesem Buch bunt gemischt – ganz wie im echten Leben.

      Petra Herczeg & Julia Wippersberg

      Wien, Juli 2021 [12]

       2Publizistik- und Kommunikationswissenschaft als (Sozial-)Wissenschaft

      Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft wird den Sozialwissenschaften zugerechnet und zählt damit zu einem bestimmten Wissenschaftstypus. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Wissenschaften zu typisieren (vgl. näher dazu Seiffert, 1997).

      Sucht man nach Definitionen des Begriffs „Wissenschaft“, wird man rasch fündig. Allein im Brockhaus (eine der führenden deutschsprachigen Enzyklopädien) finden sich mehrere Begriffsbestimmungen: Demnach ist Wissenschaft der „Inbegriff menschlichen Wissens einer Epoche, das systematisch gesammelt, aufbewahrt, gelehrt und tradiert wird.“ Weiter heißt es: „Wissenschaft meint auch den method[ischen] Prozess intersubjektiv nachvollziehbaren Forschens und Erkennens aufgrund eines Interesses, die Wirklichkeit der Natur, der Gesellschaft oder des menschlichen Geistes zu erschließen, sowie die Institutionalisierung des Wissensbestandes und aller darauf bezogenen Aktivitäten im Rahmen einer Gesellschaft.“ (Brockhaus, 1998, S. 291)

      Wenn vom „Interesse“ am Forschen und Erkennen die Rede ist, dann kann man nach dem Sinn und Zweck bzw. nach dem Ziel des wissenschaftlichen Wissenserwerbs fragen. Neben dem Hinweis auf das Entwickeln von Theorien wird in diesem Zusammenhang auch der praktische Nutzen von Wissenschaft angeführt: „Wissenschaft könnte somit allgemein als Erarbeitung von gesellschaftlich nutzbarem Wissen durch Theoriebildung, Forschung und Anwendung ihrer Erkenntnisse begriffen werden.“ (Dahinden & Hättenschwiler, 2001, S. 491)

      Auch wenn die zitierten Definitionen nicht deckungsgleich sind, zeigen sie in Summe doch die wichtigsten Bestandteile des Begriffs „Wissenschaft“: [13]

      •die Forschung, als die systematische Erarbeitung von Wissen mithilfe bestimmter innerhalb der Wissenschaft anerkannter Forschungsmethoden bzw. Methoden der Erkenntnisgewinnung,

      •die daraus resultierenden Erkenntnisse und Theorien, die das zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandene wissenschaftliche Wissen darstellen; eine Theorie ist dabei die Gesamtheit logisch zusammenhängender Urteile über Teile der Realität. Sie erfüllt drei Funktionen: Darstellungs-, Erklärungs- und Prognosefunktion. Der Theoriebegriff ist nach wie vor unscharf. Weil die Komplexität des Untersuchungsgegenstandes „soziale Realität“ viel zu umfassend ist, um jemals Gesetzesaussagen naturwissenschaftlicher Strenge zuzulassen, herrscht mittlerweile Konsens darüber, dass selbst die bestgeprüften sozialwissenschaftlichen Theorien immer nur „Theorien mittlerer Reichweite“ (Merton, 1968, zit. nach Burkart, 2019, S. 136) sein können, d. h., ihre Gültigkeit ist in der Regel raum- und/oder zeitabhängig,

      •die systematische Sammlung und Dokumentation dieses Wissens,

      •die Lehre bzw. Weitergabe dieses Wissens, insbesondere die Ausbildung der Studierenden an den Universitäten,

      •das institutionelle Gefüge (Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitute …), in dem all diese Tätigkeiten stattfinden,

      •und die Nützlichkeit des Wissens für die Gesellschaft. Diese „Nützlichkeit“ ist freilich nicht immer gleich einsehbar (bspw. im Fall von Grundlagenforschung), aber letztendlich ist jede Wissenschaft dazu da, Probleme mithilfe der gewonnenen Einsichten zu lösen oder wenigstens zu minimieren.

      Nun ist es für die Tätigkeit der Wissenschaftler nicht unerheblich, welchen Ausschnitt der uns umgebenden Wirklichkeit sie untersuchen. Je nach Untersuchungsgegenstand (= Materialobjekt) und Untersuchungsperspektive (= Formalobjekt) werden verschiedene Wissenschaftsbereiche unterschieden, die zumeist auch mit bestimmten Forschungstraditionen verbunden sind. Als eine derartige Grobdifferenzierung kann gelten: Natur-, Technik-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Innerhalb dieser Bereiche können dann wiederum vielfältige Fächer bzw. Disziplinen unterschieden werden.

      Die grobe Einteilung in Abbildung 1 zeigt eine im vorliegenden Kontext sinnvolle Möglichkeit auf, unterschiedliche Typen von Wissenschaften zu unterscheiden. [14]

      Quelle: Eigene Darstellung.

       Formalwissenschaften

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