Kommunikationswissenschaftliches Arbeiten. Petra Herczeg

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Kommunikationswissenschaftliches Arbeiten - Petra Herczeg

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und den Weg dorthin systematisiert. Es gibt also je nach Vorgangsweise verschiedene Regeln, die man einhalten muss, um seine Ergebnisse „wissenschaftlich“ nennen zu dürfen. Tabelle 1 veranschaulicht den Unterschied zwischen Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen.

      Auf die Parallelitäten zwischen wissenschaftlicher Forschung und journalistischer Recherche sei an dieser Stelle hingewiesen: Hannes Haas und Klaus Lojka haben ein Konzept erarbeitet, das die kommunikationswissenschaftliche Vorgehensweise und den Journalismus (stellvertretend für die Kommunikationsberufe) gemeinsam betrachtet, um durch die Gegenüberstellung sowohl mögliche Berufsinteressen der Studierenden als auch die wissenschaftliche Grundausbildung miteinander zu verbinden (vgl. Haas & Lojka, 1988, S. 3).

Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen
intuitiv theoriebasiert
„gesunder Menschenverstand“ strukturiertes Wissen
frei systematisiert (Regeln)
spontan geplant
selektiv (zumeist) objektiv
„magisches“ Denken wissenschaftliches Denken
unkontrolliert, unvollständig kontrolliert, (so) logisch (wie möglich)
Fokus auf persönliche Entscheidungen Fokus auf Erfassung der Wirklichkeit

      Quelle: Berger, 2000, S. 6; eigene Übersetzung. [22]

      Im Journalismus geht es, wie die beiden Autoren ausführen, um „einen Modus von Erkenntnisgewinnung durch Recherche“ (Haas & Lojka, 1988, S. 4) und auf (kommunikations-)wissenschaftlicher Seite um die praktische Umsetzung des Kritischen Rationalismus. Zwar sind für diese beiden „Verfahren Forschen [in der Wissenschaft; Anm. d. Verf.] und Recherchieren [im Journalismus; Anm. d. Verf.] gleichermaßen Alltagsphänomene der Ausgangspunkt, doch unterscheiden sie sich hinsichtlich des professionellen Procederes (Forschungszwang versus Erkenntnisgewinn um des Gewinnes willen)“ (Haas & Lojka, 1988, S. 4). Als Zielsetzung sind dabei im wissenschaftlichen Kontext die Strukturierung des Erkenntnisprozesses zu benennen und für den Journalismus die Entwicklung eines Rechercheplanes. Dazu wurden für den Journalismus sieben Schritte der Recherche konzipiert – ausgehend von dem Input: Aussendung, Gerücht, Hinweis, Auffälligkeiten, der zum Output führt (bzw. führen soll): Artikel, Interview, Reportage, Story (vgl. Haas & Lojka, 1988, S. 6).

      Im wissenschaftlichen Bereich gehen die sieben Schritte wissenschaftlichen Forschens vom Input des wissenschaftlichen Problems aus und der Output ist hier die Seminararbeit, Diplom- bzw. Masterarbeit, Dissertation (vgl. Haas & Lojka, 1988, S. 7). Dabei können auch als didaktisches Modell in den jeweiligen sieben Schritten die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der wissenschaftlichen und journalistischen Verfahrensweisen festgemacht werden. In ihrem Aufsatz erörtern die beiden Autoren exemplarisch den ersten Schritt – Gewichten:

      „Auf dieser Ebene geht es um eine Problematisierung und Bewertung (um das Gewichten) von Alltagserfahrungen, die persönliche Aufmerksamkeit durch unmittelbares Erleben erregt haben. Im journalistischen und wissenschaftlichen System gibt es unterschiedliche und je spezifische Muster der Bewertung. Während bei der Wissenschaft die kommunikationswissenschaftliche Relevanz einer Thematik zu untersuchen ist, ist es beim Journalismus die öffentliche Relevanz, die sich durch Interessenslagen und Betroffenheit manifestiert.“ (Haas & Lojka, 1988, S.4)

      Sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der journalistischen Betrachtungsweise ist es entscheidend, dass die diesbezüglichen Prozesse anhand von konkreten Beispielen dokumentiert werden. Dabei beziehen sich Haas & Lojka auf die klassische Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ (Jahoda et al., 1975)2, die in den 1930er-Jahren von [23] Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel durchgeführt wurde, die reichhaltiges journalistisches Material – u. a. Sozialreportagen – enthält und bei der außerdem unterschiedliche Methoden eingesetzt wurden. Lazarsfeld nahm dazu selbst Stellung und schrieb in der Einleitung der Marienthal-Studie, dass es den Forschern darum gegangen sei, eine Brücke „zwischen den nackten Ziffern der offiziellen Statistik und den allen Zufällen ausgesetzten Eindrücken der sozialen Reportage“ (Jahoda et al., 1975, S. 24) zu schlagen. Und genau da setzen Haas und Lojka an und zeigen, wie einerseits Problemstellungen, die mit Forschungsschwerpunkten verbunden sind, umgesetzt werden können und wie dies in ähnlicher Weise in der journalistischen Wirklichkeit der Berichterstattung realisiert wird.3 [24]

      1Zur Frage der Subjektivität: Bereits Popper hat darauf hingewiesen, dass die Festlegung der Forschungsfragen und das Aufstellen von Hypothesen immer bereits etwas mit der Subjektivität der Forscher zu tun hat. Wissenschaftler sind in ein bestimmtes Umfeld eingebettet und verfügen über Wertvorstellungen, die implizit in den Forschungsprozess einfließen. Daher ist auch die intersubjektive Nachvollziehbarkeit wichtig. Es geht dabei um die Gütekriterien sozialwissenschaftlicher Forschung: Objektivität, Reliabilität, Validität. Die einzelnen Gütekriterien sind aufeinander bezogen, denn ohne Objektivität ist keine Reliabilität und ohne Reliabilität ist keine Validität möglich. Und seit Max Weber wird in den Sozialwissenschaften intensiv darüber diskutiert, welche Bedeutung Werte und Werturteile in der Forschung haben.

      2Die Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ gilt als eine Pionierarbeit der sozialwissenschaftlichen Forschung. 1930 erschien eine Sozialreportage über die Schließung der Textilfabrik in Marienthal, die auch einen Beitrag zur wissenschaftlichen Konzeption der Studie geleistet hat. Durchgeführt wurde die Studie unter der Leitung von Paul F. Lazarsfeld, der sie 1933 gemeinsam mit Marie Jahoda und Hans Zeisel unter dem Titel Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit publizierte.

      3In ihren Ausführungen verweisen sie auch auf die historische Kontinuität und die Arbeit von Eric W. Allen, der 1927 im Journalism Bulletin „Journalismus als angewandte Sozialwissenschaft“ beschrieb (vgl. Allen, 1927).

       3Publizistik- und Kommunikationswissenschaft – Anmerkungen zum Fach

      Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich mit den Phänomenen der Kommunikation als einer Form des „sozialen Handelns“ (Burkart, 2019, S. 25–28), wobei die massenmedial vermittelte, also öffentliche Kommunikation – so die mehrheitliche Auffassung der Fachvertreter – im Mittelpunkt steht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Fach in verschiedenen Ländern verschiedene Institutionalisierungen erfahren hat und sich unterschiedliche Schwerpunkte gebildet haben. Die Problematik des fachlichen Selbstverständnisses beginnt bei seinem konstitutiven Begriff, von dem unzählige Definitionen existieren.

      Kommunikation kann mit Gerhard Maletzke (1963, vgl. dazu Burkart, 2019, S. 21–23) als „Bedeutungsvermittlung zwischen Lebewesen“ begriffen werden. Mit dieser Definition ist zum einen bereits gesagt, dass in unserer Wissenschaft Kommunikationsprozesse zwischen „Nicht-Lebewesen“ (wie bspw. datenverarbeitenden Maschinen) ausgeklammert werden. Zum anderen wird damit auf den „sozialen“ Aspekt von Kommunikation verwiesen: Ein Kommunikationsprozess benötigt stets (mindestens) zwei Partner.

      Handeln

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