Die Suche nach Tony Veitch. William McIlvanney
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Читать онлайн книгу Die Suche nach Tony Veitch - William McIlvanney страница 13
»Nein«, sagte Laidlaw. »Das ist nicht der, den wir meinen.«
»Klingt aber nach ihm. Trotzdem viel Glück. Einen anderen Eck Adamson kenne ich nicht.«
»Danke«, sagte Laidlaw.
»Wofür? War froh, dass mein Bein mal Pause hatte. Tschüs, Jungs.«
Auf ihren Wegen begegneten sie auch ein paar Mal Obdachlosen und unterhielten sich mit ihnen. Einige, die um ein Feuer herumsaßen, schickten sie auf die Südseite des Flusses. Die Information war wahrscheinlich ebenso hilfreich wie ein hölzerner Kompass. Aber etwas anderes hatten sie nicht.
Sie überquerten den Fluss auf der Suspension Bridge. Eine Zeit lang passierte gar nichts. Nachdem sie weitergegangen waren, entdeckten sie fünf Leute hinter der Caledonia Road Church. Ein bemerkenswerter Moment. Vier Männer und eine Frau, die sich verschworen hatten, einer hatte eine Flasche in der Hand. Sie führten eine tiefgründige Diskussion. Platon hatte es nicht schwerer gehabt.
Mit der Kirche im Rücken, wirkten sie klein, und doch relativierten sie deren Größe. Die Außenmauern des in den Sechzigerjahren ausgebrannten Gebäudes waren ein Mahnmal der Zuversicht, die bröckelnde Gewissheit, dass Gott gut ist. Wie eine konkurrierende Glaubensgemeinschaft stritten sie lebhaft in ihrem Schatten
»Hallo zusammen«, sagte Laidlaw, womit er den Tag für Harkness auf eine andere Wellenlänge hob. Laidlaws Unterhaltung ähnelte dem Versuch, mit einem auf dem Atlantik sinkenden Schiff von der Küste aus zu kommunizieren.
»V’pissich«, sagte einer von ihnen, ein kleiner Mann, dessen Gesicht durch alkoholbedingte Zerfallsprozesse zum Wasserspeier geworden war. »V’pissich, das is uns.«
Die Frau schmunzelte, ein gespenstisch kokettes Kichern, das eigentlich hinter einen Fächer gehörte. Sie sah den Kleinen voll schelmischer Bewunderung an, als hätte er gerade einen seiner besten Sinnsprüche von sich gegeben. Die anderen drei ignorierten Laidlaw und Harkness.
»V’pissich«, wiederholte der Kleine.
Er näherte sich Laidlaw auf gleichermaßen bedrohliche wie rührende Weise, schleppte einen Stil, an den er sich kaum noch erinnerte, wie eine ungeladene Pistole mit sich herum.
»Ich will Sie nur etwas fragen«, sagte Laidlaw. »Hat hier jemand Eck Adamson gekannt? Sie, ich kenne Sie.« Laidlaw zeigte auf den Mann mit der Flasche. »Ich habe Sie mit ihm zusammen gesehen.«
Alle verstummten. Der Mann mit der Flasche schwankte, zog seine Würde wie einen Opernumhang fester um sich. Seine Iris wirkte pelzig.
»Ich weiß alles, was man über Boote wissen kann«, sagte einer. »Ich kann Boote zum Sprechen bringen.«
»Verzeihen Sie, Captain«, sagte der Mann mit der Flasche. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Die Höflichkeit der Nachfrage wirkte bizarr vor dem Hintergrund seines grausamen Niedergangs.
»Sie haben Eck Adamson gekannt, ist das richtig?«, fragte Laidlaw.
Der Mann schien mental in einem umfänglichen Terminkalender zu blättern.
»Ich freue mich, ihn zu meinen Bekannten zählen zu dürfen.«
»Sie durften. Er ist tot.«
»Hat nie genug gekriegt«, sagte jemand.
»Ich bin erschüttert«, sagte der Mann mit der Flasche. »Erschüttert.«
Er nahm einen Schluck und reichte die Flasche der Frau. Während die anderen tranken, erklärte Laidlaw, was geschehen war, und fragte den Mann, ob er wusste, wo sich Eck in letzter Zeit herumgetrieben hatte. Aber es kamen nur Bruchstücke bei ihm an.
»Einer unserer Lieblingsplätze«, sagte der Mann und setzte sich in Bewegung. Laidlaw und Harkness kamen mit, während die anderen hinterhertrotteten.
Weit mussten sie nicht gehen. Er blieb an einer Brache stehen, wo die Asche eines erloschenen Feuers auf ein verlassenes Lager verwies. Der Mann nickte. Die anderen stellten sich dazu.
»Haben Sie gesehen, dass ihn jemand angesprochen hat?«, fragte Laidlaw. »Ein Fremder vielleicht?«
»Ein junger Mann. Möglicherweise ein Wohltäter.«
Harkness verstand Laidlaws Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich heizten seine Fragen die kreative Fantasie des Mannes an. Außerdem war ihm die verstörende Angewohnheit des Säufers eigen, zwischen einzelnen Bemerkungen in eine Art Winterschlaf zu verfallen.
»Ja, da war ein junger Mann. John? David? Alex? Patrick?«
»Danke«, sagte Laidlaw. »Erinnern Sie sich auch an seinen Familiennamen?«
»Wir verwenden hier keine Familiennamen.«
»Hat nie was abgegeben«, sagte der Kleine.
»Was meinen Sie?«
»Wenn der eine Flasche hatte, wollte er nichts abgeben. Basta.«
Laidlaw gab dem Gediegenen fünfzig Pence.
»Vielen Dank. Derzeit fehlt es mir an finanziellen Mitteln.«
Die Versammlung löste sich auf wie Nebel.
»Nützliche Informationen«, sagte Harkness.
Sie standen ziellos auf der Brache herum.
»Lass uns suchen«, sagte Laidlaw.
»Wonach? Einer Visitenkarte?«
»Egal. Such!«
Sie suchten. Eine dreckige halbe Stunde später drehte Harkness eine Flasche in einer mit losen Backsteinen verstopften Mauernische herum. Lanliq mit Schraubverschluss. Darin befand sich etwas Dunkles.
Vorsichtig fasste Laidlaw die Flasche am Hals, schraubte den Deckel ab und roch. Nichts ihm Bekanntes. Er sah Harkness an.
»Wir müssen sowieso zurück aufs Revier und einen Wagen holen. Wir nehmen die Flasche mit.«
»Klar«, sagte Harkness. »Vielleicht gibt’s ja noch Pfand dafür.«
»Darauf spare ich mir die Entgegnung. Wir nehmen ein Taxi.«
An sich war die Idee einfach, aber sie führte zu einem jener unvorhergesehenen Momente Glasgower Kabarettkunst, vor der die Stadt nur so strotzt. Laidlaw winkte das Taxi heran und nannte mit dem ihm instinktiv eigenen Gespür für Unauffälligkeit ein Ziel unweit der Pitt Street. Kurz nachdem sie angefahren waren, scherte ein grüner Wagen ohne Vorwarnung direkt vor ihnen auf die Fahrbahn.
»Weg mit dir!«, brüllte der Taxifahrer. »Hoffentlich fallen dir die Räder ab.«
Er wirkte wie Ende dreißig, sein lockiges Haar wurde bereits schütter und