Die Suche nach Tony Veitch. William McIlvanney

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Die Suche nach Tony Veitch - William  McIlvanney

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sagte er und warf den Kopf hin und her, als müsse er den Fausthieben der Welt ausweichen.

      Er gehörte zu den Taxifahrern, die ihren Wagen wie ein kleines Häuschen auf Rädern ausstaffieren. Ein schicker Teppich lag auf dem Boden, und statt Werbung hingen an den Sitzlehnen Landschaftsbilder aus den Highlands, die Three Sisters of Glencoe und die Ballachulsih Ferry, bevor die Brücke gebaut wurde. Am Rückspiegel baumelten zwei Bommeln, und Plastikfußballer, Rangers und Celtic, thronten auf dem Armaturenbrett. Wie bei einer Spazierfahrt durch die Psyche eines anderen.

      »Wollt ihr ein bisschen Musik, Jungs?«

      Der Anblick seiner Augen im Spiegel ließ vermuten, dass Abwehr einem Kapitalvergehen gleichkam. Sie nuschelten etwas Unverbindliches und er legte eine Kassette ein.

      »Magisch, oder? James Last. In dem Job braucht man was Beruhigendes.«

      Eine fast volle Flasche Irn Bru klemmte verkehrt herum zwischen Taxiuhr und Gepäcktür. Während er weiterredete, entstand der Eindruck, dass er damit nicht nur seinen Durst löschte.

      »Ich sag euch, wo ich nicht hinfahre.« Er erklärte dies, als seien sie eigens gekommen, um sich nach seinen persönlichen Tabuzonen zu erkundigen. »Nicht mehr jedenfalls. Blackhill und Garthamlock. Auf keinen Fall. Wisst ihr warum? Garthamlock. Hab so einen Wichser da rausgefahren. Hinten drin hat er gesessen mit dem größten Schäferhund, den ich je gesehen hab. Rin Tin Tin mit Elefantiasis. Wir kommen an, er hat kein Geld. Will mir seinen Hund auf den Hals hetzen. Ich steig aus dem Taxi. Bevor ich Jack Robinson sagen kann, hat er mir auch schon einen Tritt voll in die Eier verpasst. Aus dem Nichts. Mein Sack war dick wie eine Wassermelone. Eine Woche bin ich gelaufen wie ein Cowboy. Aber clever war er nicht. Hab ja ungefähr gewusst, wo er wohnt, richtig? Bin mit ein paar Kumpels bei ihm vorbei, hab auf ihn gewartet. Und mit seinem Kopf Fußball gespielt. Keine Sorge. War ein großer Kerl. Hat geschrien wie ein Schwein. Sein Gesicht hat ausgesehen wie ein Puzzle. Als wir fertig waren, hatte er Nasenlöcher in den Ohren. Korrekt. War schön, Jungs.«

      Er drehte die Musik auf und summte kurz mit.

      »In dem Job trifft man Irre.«

      Harkness beobachtete die Augen des Fahrers, der auf den wahnsinnigen Vorfall mit einer kosmischen Verdauungsstörung zu reagieren schien. In der Erkenntnis, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten, lag eine gewisse Erleichterung. Jetzt konnte er sein Lachen nicht länger unterdrücken.

      »Ja. Man lernt, niemandem zu vertrauen. Gibt Leute, die massieren dir die Fresse mit ner Flex, schneller als du gucken kannst. Die Welt ist ein Schlachtfeld.«

      »Das Trinkgeld ist ja auf der Uhr schon drauf«, sagte Laidlaw, als er bezahlte.

      Harkness merkte, dass Laidlaw recht hatte. Mit seinem Gerede hatte er sie abgelenkt und war eine unnötig umständliche Strecke gefahren. Der Mann sah Laidlaw an, als überlege er, sich mit ihm zu duellieren.

      Er schaltete sein Taxischild ein und fuhr los. Harkness stellte sich vor, dass er wie ein manischer Radiomoderator auf Rädern durch Glasgow fuhr, Radio Armageddon, die Taxiuhr tickte wie eine Zeitbombe.

      »Wir bringen das hier ins Labor«, sagte Laidlaw und lachte plötzlich.

      Er zeigte hilflos auf das davonrauschende Taxi und schüttelte den Kopf. Harkness nickte, krümmte sich.

      »Was war das denn?«, brachte Harkness gerade so mit Mühe noch heraus.

      »Wie eine Fahrt im Taxi über die Niagarafälle.«

      »Ich frage mich, was in Blackhill los war?«, sagte Harkness.

      10

      DER »TOP SPOT« WAR im selben Gebäude untergebracht wie das Theatre Royal und hatte sich seit der Übernahme des Theaters durch die Scottish Opera verändert. Durch die nach wie vor bestehende Nähe zum neuen Haus von Scottish Television kam immer noch sehr viel Kundschaft von dort. Bob Lilley ging an der Bar vorbei nach unten, die gewölbten Kellernischen und mit Löwenbräuwappen geschmückten Bierfassdeckel an den Wänden wirkten wie Kulissen der Operette The Student Prince.

      In der Lounge war angenehm viel los. Er entdeckte Laidlaw und Brian Harkness an einem der Tische. Harkness sagte etwas, womit Laidlaw augenscheinlich nicht einverstanden war. Als Bob sich vor ihnen aufbaute, wartete Laidlaw ein paar Minuten und fragte dann: »Was muss man tun, um hier ein Getränk zu bekommen? Sich schminken?«

      Harkness und Laidlaw hatten erneut über die Autopsie gesprochen, der Laidlaw am Vormittag beigewohnt hatte. Harkness war froh, dass Bob gekommen war.

      Als Laidlaw an der Bar wartete, schüttelte Harkness den Kopf. Bob setzte sich und schaute zu Laidlaw rüber. Er sah einen großen, gut aussehenden Mann, der nicht wie ein Polizist wirkte, auch nicht wie vierzig, er betrachtete die kopfüber hinter dem Tresen hängenden Flaschen, als könne er sein Schicksal daran ablesen. Laidlaws intensive Gedankenverlorenheit war Bob so vertraut, dass er sich fragte, weshalb Harkness sie beunruhigend fand.

      »Jack hat keine fixen Ideen«, sagte Harkness, »das sind schon Wahnvorstellungen.«

      Bob teilte sich ein Büro mit Laidlaw und stand ihm näher als alle anderen, abgesehen vielleicht von Harkness, wobei sich Harkness selbst in diesem Punkt nicht so sicher war. Er kannte Laidlaw jetzt seit ungefähr einem Jahr und fand ihn im Umgang immer noch unberechenbar, jede beiläufige Bemerkung konnte erstaunliche Entgegnungen provozieren. Er war ähnlich undurchsichtig wie der Louisiana Purchase. Gegenüber den Kollegen beim Crime Squad hatte sich Bob selbst zu Laidlaws Verteidiger erkoren, wobei ihm diese Funktion manchmal wie ein Vollzeitjob vorkam.

      »Was ist los?«, fragte Bob.

      »Fruchtlose Tage liegen hinter uns. Ich denke, das ist es. Jack glaubt, er kann herausfinden, wer Eck Adamson auf dem Gewissen hat.«

      »Wurde Eck denn ermordet?«

      »Jack ist davon überzeugt.«

      »Wie?«

      »Das musst du ihn fragen. Wäre ja gut und schön, wenn er die Augen offen halten und hoffen würde, dass sich was ergibt. Aber das genügt ihm nicht. Ich merke, dass ihm der Fall zur Obsession wird. Und es ist hoffnunglos, oder? Als stünde man im Schneesturm und würde rufen: ›Siehst du die Flocke da hinten am Ende der Straße. Geh und hol sie dir.‹ Es ist aussichtslos. Und du weißt ja, wie Jack ist, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Auch wenn’s ein sinnloses Unterfangen ist. Man kann ihn ebenso wenig ignorieren wie einen singenden Aufmarsch der Heilsarmee. Alle werden die Köpfe schütteln.«

      »Inzwischen sollten sie sich an ihn gewöhnt haben.«

      »Wer gewöhnt sich schon an Jack? Du weißt, was ich meine. Ich mag ihn. Ich wünschte nur, jemand würde ihm einen Laster voll Valium zu Weihnachten schenken.«

      Laidlaw brachte Harkness’ Lager, einen Whisky für Bob und nahm einen Schluck von seinem Soda and Lime. Bob beschloss Harkness zu helfen.

      »Wurde Eck ermordet?«, fragte Bob.

      Laidlaw nickte.

      »Lungenfibrose. Verdacht auf Paraquat-Vergiftung.«

      »Paraquat? Ach, komm«, sagte Bob. »Wie kommst du dann auf Mord? Eck hat nicht mal vor Pferdepisse haltgemacht, wenn er Durst hatte. Der war wählerisch wie ein öffentliches Pissoir. Hat getrunken,

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