Gelassene Eltern – glückliche Geschwister. Laura Markham

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Gelassene Eltern – glückliche Geschwister - Laura Markham

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Kinder auf diese Art, »Drama Queens« zu werden? Genau das Gegenteil ist der Fall. Hierbei lernt das Kind, seine Gefühle anzunehmen, damit es sich durch sie hindurcharbeiten kann. Auf diese Weise lernen Kinder, sich zu regulieren. Einige sensible Kinder müssen vielleicht jeden Tag weinen, manche weinen einmal die Woche, aber alle werden über die Zeit gesehen weniger weinen, da sie es sich ermöglichen, all diese Emotionen zu fühlen, die sie angestaut haben.

      Was am meisten Mut macht, ist die Tatsache, dass Sie einen großen Unterschied zwischen den Trotzanfällen erkennen werden. Sobald Ihr Kind Ihnen all diesen unverarbeiteten Schmerz gezeigt und sich verstanden gefühlt hat – auch wenn sich im Außen nichts ändert – wird es sich mit Ihnen enger verbunden fühlen und gegenüber dem Geschwisterchen emotional großzügiger sein. Es wird immer glücklicher und in der Lage sein, mit sich zurechtzukommen. Eltern sagen dann oft »Er ist wieder ganz der alte« oder sogar »Sie ist ein anderes Kind« über Kinder, die über Jahre zu kämpfen hatten.

      Wie man jedem Kind mit großen Emotionen hilft, wenn mehr als nur ein Kind verärgert ist

      Ich habe festgestellt, dass wenn ein Kind mitbekommt, wie Kindern im Umgang Emotionen geholfen wird, es sich dessen gewahr wird und in der Lage ist, zu helfen. Meine Kinder imitieren oft mein Verhalten und können sich somit sogar durch Gefühle wie Ärger mit Empathie und Verständnis gegenseitig hindurchhelfen.

      Sabine

      Wenn man mehr als ein Kind hat, sind die schwierigsten Momente diejenigen, in denen Ihre Kinder Sie gleichzeitig brauchen. Schließlich haben Sie nur zwei Hände, ganz gleich, wie groß Ihre Liebe auch ist.

      Aus diesem Grund sind die vorbeugenden Maßnahmen so wichtig: Die Kinder verstreiten sich nicht so oft.

      Aber es wird ganz unausweichlich Situationen geben, in denen Sie als einzige oder einziger Erwachsene(r) da sind und mehr als ein Kind haben, um das Sie sich kümmern müssen. Beide Kinder brauchen Sie sofort oder ein Kind braucht Ihre ganze Aufmerksamkeit für zehn Minuten, aber Sie können sich nicht auf das Kind konzentrieren, da das andere Kind noch da ist. Was können Sie also tun?

      1 Wenn beide Kinder Sie gleichzeitig brauchen, versuchen Sie, sich um beide zu kümmern. (Wenn Sie sich für ein Kind entscheiden, werden Sie Ihre Kinder so wahrnehmen, dass Sie einen Favoriten haben oder Partei ergreifen.) Beschreiben Sie, was gerade passiert. »Ich habe hier zwei verärgerte Kinder, die gerade beide ziemlich unglücklich sind! Ihr braucht beide genau jetzt den Papa, nicht wahr … Kommt her, meine Süßen, ich habe immer genügend Platz in meinen beiden Armen … Du kommst auf die rechte Seite und du auf meine linke Seite, so habe ich euch beide im Arm … Genau, ihr könnt solange weinen, wie ihr wollt … dann bringen wir das wieder in Ordnung und alles wird besser … egal, was passiert, wir finden immer eine Lösung.« Das ist nicht einfach umzusetzen, aber es ist möglich. Nehmen Sie jeweils ein Kind auf eine Seite, damit zwischen den Kindern auch ein körperlicher Abstand ist.

      2 Wenn Sie nicht bei beiden Kindern gleichzeitig sein können, sprechen Sie mit dem Kind, das warten muss. Zum Beispiel hat sich ein Kind (Benedikt) wehgetan, während das andere Kind (Karla) emotional Ihre Unterstützung braucht. Sie können Benedikt in diesem Fall schon mal auf den Arm nehmen und dabei zu Karla sagen: »Karla, ich höre, dass du mich brauchst, und ich bin gleich bei dir. Ich helfe ­Bennedikt eben mit seinem Aua und dann helfe ich dir mit deinen Gefühlen.«

      3 Beschäftigen Sie das Kind, das gerade weniger Aufmerksamkeit braucht, und kümmern Sie sich um das aufgebrachtere Kind. Wenn ein Kind nicht besonders verärgert scheint, verbinden Sie sich kurz mit ihm, um sicherzugehen, das alles okay bei ihm ist. Geben Sie ihm eine innige Umarmung und sagen Sie ihm: »Du kannst ein paar Minuten etwas ganz Besonderes machen, während ich deiner Schwester mit ihren Emotionen helfe.« Geben Sie ihm dann eine Beschäftigung, die es über alles liebt, wie zum Beispiel ein Hörspiel oder die Kiste mit den Sachen, die Sie rausholen, damit Ihr Kind beschäftigt ist, während Sie das Baby füttern (siehe Kapitel 9). Machen Sie sich Sorgen, dass Ihr 16 Monate altes Kind nicht gefahrlos beschäftigt werden kann? Schauen Sie im Internet nach Sensorik-Beuteln für Kleinkinder und kleben Sie diese mit viel Tesafilm zu, damit keine Möglichkeit besteht, dass es den Beutel öffnet. Sorgen Sie dafür, dass das kleine Kind für Sie sichtbar im Raum bleibt, während Sie dem verärgerten Kind helfen, durch seinen Wutanfall hindurchzukommen.

      4 Wenn sich Ihr anderes Kind um die weinende Schwester Sorgen macht, nehmen Sie seine Gefühle wahr und beruhigen Sie es. »Deine Schwester ist traurig und wütend … ich helfe ihr mit ihren Gefühlen … es wird ihr bald besser gehen.«

      5 Wenn das andere Kind unbedingt nahe bei Ihnen sein möchte, setzen Sie sich auf den Boden und nehmen Sie ein Kind auf jeweils eine Seite. Sie müssen die Aufmerksamkeit von einem zum anderen wechseln, aber Sie können die Gefühle von beiden wahrnehmen.

      6 Das Kind, das den Wutanfall hat, wird oftmals darüber wütend, dass sein Bruder oder seine Schwester stört. Nehmen Sie seine Unzufriedenheit einfach wahr: »Du willst nicht, dass deine Schwester hier ist … Du hast schon ohne sie eine schwere Zeit … Manchmal fällt es einem schwer, eine andere Person um sich zu haben.« Schaffen Sie dann wieder den sicheren Raum: »Deine Schwester macht sich nur Sorgen um dich … Sie bleibt hier drüben, weg von dir. Ich bin hier für dich da.«

      7 Bewahren Sie sich Ihren Humor. Zwei weinende Kinder zu haben wird sich wie ein Notfall anfühlen. Doch wenn Sie ruhig bleiben, helfen Sie den Kindern, ihre eigene Energie auch zu verändern. Wenn Kinder erschöpft sind, ist es für sie wichtig, dass Sie verstehen, warum sie verärgert sind. (»Du bist wütend und traurig … dein Bruder ist gegen deinen Turm gekommen und der ist dann eingestürzt.«) Genauso wichtig ist auch, dass Sie Ihren Kinder nonverbal kommunizieren, dass sie in Sicherheit sind. Es ist nicht das Ende der Welt, auch wenn es sich für sie so anfühlt. Nehmen Sie also einen tiefen Atemzug und rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass Ihre Kinder sich besser fühlen (und verhalten) werden, nachdem sie sich ausgeweint haben.

      8 Versuchen Sie nicht, ihnen etwas zu vermitteln. Wenn wir besorgt sind, versuchen wir häufig Probleme zu lösen, indem wir einen Sündenbock suchen. (»Wenn du nicht so zu deiner Schwester gewesen wärest, wäre alles in Ordnung. Höre nächstes Mal auf dich, wenn ich sage…«) Aber wenn die Emotionen überkochen, schalten sich die Gehirn­areale, die für das Lernen zuständig sind, ab, sodass Ihr Kind nicht lernen kann. Wenn wir wütend sind, sagen wir oft genau das Falsche, da es unserem Gefühl der Angst entspringt. Versuchen Sie, nichts zu sagen, es sei denn, Sie wollen die Verbindung auf der Herzensebene wiederherstellen. »Es tut mir leid, dass es so schwer für dich ist, mein Schatz.«

      9 Was ist, wenn Sie auch weinen müssen? Nur zu! Erklären Sie einfach Ihrer Tochter, dass es nicht ihre Schuld ist und dass sie auch nichts tun muss, damit es Ihnen besser geht; dass jeder mal weinen muss und dass es Ihnen besser gehen wird, nachdem Sie eine Weile geweint haben. Sie leben vor, dass Emotionen keinen Notfall darstellen, und dies ist der erste Schritt in Richtung gesunder Selbstregulierung. (Sie sind Ihren Kindern natürlich keine Hilfe, wenn Sie jedes Mal anfangen zu weinen, Sobald Ihr Kind sich aufregt. Sollte dies der Fall sein, dann ist es für Sie an der Zeit, sich Unterstützung für Ihren eigenen Heilungsprozess zu holen.)

      Es gibt keine einfache Lösungen für Situationen, in denen Sie von allen gleichzeitig gebraucht werden. Aus diesem Grund sind die vorbeugenden Maßnahmen so wesentlich. Sie verringern in der Tat unvorhersehbare Wutanfälle. Und Kindern dabei zu helfen, mit großen Emotionen fertig zu werden, ist harte Arbeit, denn Sie müssen Ihre eigenen Emotionen regulieren. Doch wenn Ihr Kind Sie dabei beobachtet, wie Sie dem Bruder oder der Schwester dabei helfen, seinen oder ihren Ärger zu überwinden, lernt es, jemandem gegenüber, der Schmerzen hat, Empathie zu zeigen und zu helfen. Dies ist eine Lehre, die sein Leben lang Bestand hat. Ein Ergebnis, das nicht übel ist für eine halbe Stunde harte Arbeit!

      

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