Gelassene Eltern – glückliche Geschwister. Laura Markham
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Der Unterschied zwischen Konsequenzen und Grenzen
Viele Eltern verwirrt der Unterschied zwischen Grenzen und Konsequenzen.
»Natürliche« Konsequenzen sind das Ergebnis des Verhaltens des Kindes und Sie haben mit ihrer Entstehung nichts zu tun. Wenn das Kind zum Beispiel seine Brüder immer im Gesicht nass spritzt, wenn sie sich im Garten Wasserschlachten liefern, wollen die Brüder vielleicht keine Wasserschlachten mehr mit dem Kind veranstalten. Oftmals lernen die Kinder viel effektiver aus diesen natürlichen Konsequenzen, als Sie es je leisten könnten – wenn Sie es schaffen, nicht einzuschreiten, um Ihr Kind vor der Konsequenz »retten« zu wollen.
»Grenzen« sind eine Form von Rahmen, die Sie festlegen, in Bezug auf welches Verhalten in Ihrer Familie erlaubt ist. Wenn Ihr Kind diesen Rahmen nicht einhält, lenken Sie es liebevoll in die richtige Richtung. Wenn es die Grenze nicht einhalten kann, nehmen Sie es aus der Situation heraus. Das ist keine Bestrafung, Sie halten lediglich an Ihrer Grenze fest. Wenn also eine Ihrer Regeln lautet, dass Wasserschlachten in Ordnung sind, aber nicht »Wasser ins Gesicht spritzen«, und Ihr Kind zum wiederholten Mal die Regel bricht, obwohl Ihre anderen Kinder dies auch nicht wünschen, dann ist es Ihre Aufgabe, diese Grenze zu wahren.
»Daniel, die Regel lautet, dass wir kein Wasser ins Gesicht spritzen. Deine Brüder sagen NEIN! Kannst du damit aufhören, Wasser in ihr Gesicht zu spritzen oder brauchst du meine Hilfe?«
Wenn Daniel sagt: »Okay, ich höre auf«, wird er dies vermutlich auch tun. Warum? Weil er sich dazu bewusst entscheidet. Doch was ist, wenn er das nicht tut? Dann braucht er Ihre Hilfe.
»Daniel, deine Brüder sagen ‚›Hör auf, uns Wasser ins Gesicht zu spritzen!‹ und du machst trotzdem weiter. Komm rüber zu mir und lass uns zusammen etwas atmen und uns etwas beruhigen, damit du dich bremsen kannst, wenn dich etwas mitreißt.«
Grenzen setzen bedeutet, dass Sie konsequent bleiben müssen, und manchmal werden Sie Ihre physische Überlegenheit zum Einsatz bringen und Ihr Kind aus einer Situation wegbewegen. Beachten Sie jedoch, dass dies weder einer Strafe gleichkommt noch sind Sie gemein. Ja, Sie wahren die Grenze, aber anstatt dies zu »erzwingen«, coachen Sie eher Ihr Kind und unterstützen es, damit es Ihren Erwartungen gerecht werden kann.
Bevor Daniel wieder am Spiel teilnehmen darf, müssen Sie ihn fragen, ob er meint, sich regulieren zu können, helfen ihm dabei, einen Plan zu machen und fordern von ihm eine Zusage. »Daniel, warum gibt es die Regel, dass wir kein Wasser ins Gesicht spritzen? Wie wirst du dich daran erinnern? Was ist, wenn du dich nicht bremsen kannst? Super, somit lautet der Plan … Hand drauf!«
Sie sollten auch die natürliche Konsequenz seines vorangegangenen Verhaltens deutlich machen und ihm helfen, es wieder gutzumachen. »Deine Brüder befürchten, dass du ihnen wieder Wasser ins Gesicht spritzt. Wie kannst du ihnen dabei helfen, sich sicher zu fühlen, wenn sie mit dir jetzt spielen? … Super, du sagst ihnen also, dass du ihnen kein Wasser ins Gesicht spritzen wirst und dass du dich regulieren kannst?«
Was, wenn Daniel dies in fünf Minuten »vergisst« und einfach nicht widerstehen kann, seinem Bruder ins Gesicht zu spritzen? Dann nehmen Sie ihn aus dem Spiel. »Es war für dich heute einfach zu schwer … Wir versuchen es morgen noch einmal … Du wächst jeden Tag und kannst dich immer besser selbst regulieren, damit du ein verantwortungsvoller Spielgefährte sein kannst.« Was, wenn er weint? Es gibt schlimmere Dinge als zu weinen, und diese Trauer ist Teil dessen, was ihm helfen wird, sich beim nächsten Mal zu regulieren.
Haben Sie bemerkt, dass ich »Konsequenzen«, die vom Vater für das Verfehlen des Kindes durchgesetzt werden, nicht erwähnt habe, wie z. B. Auszeiten oder Verlust von Privilegien? Diese Methoden sind aus den gleichen Gründen wie andere Formen der Bestrafung nicht sehr effektiv, wenn es darum geht, das Verhalten junger Kinder zu ändern: wenn ein Kind bestraft wird, das eh gerade Schwierigkeiten hat, wird es noch weniger Lust haben, zu kooperieren. Vor allem hilft die Bestrafung dem Kind nicht bei der Verarbeitung der Emotionen, die sein Ausflippen verursacht haben.
Wenn das Kind zum Beispiel seinen Brüdern immer Wasser ins Gesicht spritzt, wenn sie eine Wasserschlacht machen, dann geht irgendetwas vor sich, bei dem es Hilfe braucht, um es zu bewältigen. Vielleicht sieht es nicht den Schmerz und das Unbehagen in ihren Gesichtern und es braucht Ihre Unterstützung, um Empathie zu lernen. Oder aber es sieht das Unbehagen und den Schmerz und sie machen ihm Freude. Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass es Hilfe im Umgang mit seiner Eifersucht braucht oder dass es sich mächtiger in seinem Leben fühlen muss. Oder aber das Kind fühlt sich schrecklich, gleich nachdem es so etwas getan hat, aber kann sich nicht davon abhalten, es zu tun. In diesem Fall benötigt es Ihre Hilfe, seine Impulse zu steuern. Sie können erkennen, dass das Verhalten des Kindes während der Wasserschlachten nur ein Symptom eines größeren Problems ist und es Ihr Coaching braucht, damit es heilen kann.
Sie fragen sich vielleicht, ob dies nicht unnötiges Verhätscheln ist. Unabhängig davon, warum das Kind dies tut, würde es nicht aufhören, wenn sein Verhalten eine unangenehme Konsequenz zur Folge hätte? Anders gesagt: »Daniel! Du tust deinen Brüdern weh! Auszeit! Du setzt dich da drüben hin, bis du dich benehmen kannst!« Aber was genau lernt es? Ganz gleich, was Sie ihm sagen, bevor er wieder mitspielen darf:
Anstatt zu denken, dass er einfach nur jemand ist, der ein wenig Hilfe braucht, da er immer noch lernt, sich zu regulieren, wird er schlussfolgern, dass er jemand ist, der anderen wehtut. Er muss ein schlechter Mensch sein; schließlich konnte er sich nicht davon abhalten und muss jetzt eine Auszeit nehmen.
Anstatt Ihre Hilfe beim »Atmen und sich beruhigen« zu bekommen, soll er sich alleine beruhigen, was meistens bedeutet, dass er seine Gefühle herunterschluckt und sie jenseits der bewussten Kontrolle landen. Dadurch werden sie eher später wieder an die Oberfläche kommen, sprich, in zehn Minuten wird er seinen Brüdern wieder Wasser ins Gesicht spritzen. Aus diesem Grund landen Kinder an manchen Tagen immer wieder und wieder in Auszeiten.
Anstatt zu sehen, dass Sie an seiner Seite sind, auch wenn Sie eine Grenze setzen müssen, beschließt er, dass Sie immer Partei für seine Brüder ergreifen – Sie müssen sie lieber mögen. Warten Sie nur ab, bis er wieder diesen Schlauch in die Hände bekommt!
Aber sollte es nicht eine »Konsequenz« geben? Natürlich! Schauen Sie sich all’ die Konsequenzen an, die hier eingetreten sind. Was hat Ihr Kind bewusst und unbewusst gelernt?
»Wenn Mama sagt, dass ich was machen soll, dann meint sie es auch so. Es hat keinen Sinn zu versuchen, sie zu ignorieren.«
»Wenn ich anderen wehtue, dann darf ich nicht mehr mitspielen, bis ich wieder mit mir klarkomme.«
»Ich mache Fehler, aber Mama versteht das immer. Sie hilft mir, herauszufinden, wie ich es besser machen kann.«
»Wenn ich jemandem wehgetan habe, kann ich die Situation retten.«
»Jeder in unserer Familie nimmt unsere Familienregeln ernst. Die