Gelassene Eltern – glückliche Geschwister. Laura Markham
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Versuchen Sie: »Du möchtest gerne laut Musik anmachen, damit wir Spaß haben und tanzen können … Ich möchte, dass es still ist, damit das Baby weiterschlafen kann und wir beide zusammen spielen können … hmm … Wie können wir alle nun zufrieden sein? Wie wäre es, wenn wir jetzt zusammen mit den Legos spielen, und wenn das Baby aufwacht, setze ich es in mein Tragetuch und wir können alle zusammen zu deiner Musik tanzen?«
Auszeiten überdenken
Ich habe Auszeiten mit meiner vierjährigen Tochter probiert. Genau wie Sie mich vorgewarnt haben, ging sie gleich über in »Ich bin so schlecht, ich kann nicht aufhören, meinen Bruder zu hauen, und du liebst mich nicht mehr.« Dies hat sie direkt beim ersten Mal gesagt, als ich sie, nachdem sie ihren zweijährigen Bruder gehauen hatte, in ihr Zimmer schickte.
Valerie
Wir haben untersucht, warum das Setzen von Grenzen ohne Bestrafung die Beziehung Ihrer Kinder untereinander verändern wird. Doch wie sieht es mit Auszeiten (Time-Outs) aus? Viele Eltern, die mehr als ein Kind haben, benutzen Auszeiten, wenn ihre Kinder sich streiten, um so ihre Kinder zu trennen, um ihnen so hoffentlich beizubringen, netter zueinander zu sein.
Doch Auszeiten sind eine Form der Bestrafung. In Wirklichkeit bringen sie den Kinder nicht bei, netter zueinander zu sein. Tatsächlich sieht es so aus, dass sie das Verhalten der Kinder eher verschlimmern, so, wie andere Arten der Bestrafung auch. Woran liegt das?
Auszeiten verursachen Scham. Kinder glauben, dass wenn sie »gut« wären, könnten sie die schlechten Gefühle, die ihr schlechtes Verhalten verursachen, unterbinden. Leider verhalten wir uns schlecht, wenn wir uns schlecht fühlen. Somit erzeugt Scham einen negativen Kreislauf, der das Gefühl des Kindes, ein schlechter Mensch zu sein, verstärkt.
Auszeiten helfen den Kindern nicht, zu lernen, ihre Emotionen zu regulieren. Wenn Sie das Kind alleine auf sein Zimmer schicken, wird es sich irgendwann beruhigen. Doch da es diese Gefühle in Wirklichkeit nicht äußern konnte, tauchen diese ab ins Unterbewusstsein und können nicht mehr bewusst reguliert werden. Aus diesem Grund werden Kinder durch Auszeiten eher wütender und emotional weniger reguliert. So kann es vorkommen, dass das Kind dann an der Schwester vorbeigeht und sie grundlos schubst.19
Auszeiten lösen tatsächlich nicht das Problem zwischen den Kindern, das dazu geführt hat, dass einer oder beide aufeinander losgehen. Eltern sind oft der Meinung, dass sie sich um das Problem gekümmert haben, wenn sie das Kind zu einer Auszeit oder Standpauke verdonnern. Doch es lernt nicht, wie es mit dem nächsten Konflikt besser umgehen kann.
Wie alle Bestrafungen schwächen Auszeiten die Verbindung mit unserem Kind. Unglücklicherweise ist diese Verbindung der einzige Grund, warum Kinder sich vor allem benehmen. Somit sorgen Eltern dafür, die Auszeiten wiederholt benutzen, dass ihr Kind in einen Kreislauf steigenden Fehlverhaltens gerät.
Auszeiten heizen Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern an. Je machtloser sich Kinder fühlen, desto mehr lassen sie es an schwächeren aus – meistens dann am Bruder oder der Schwester.
Auszeiten »funktionieren«, weil sie auf Angst basieren und ein symbolisches Verlassen darstellen. Alfie Kohn weist darauf hin, dass sie eine Form des »Liebesentzuges« sind.20 Da Geschwisterrivalität aus der Angst Ihres Kindes herrührt, Ihre Liebe an das Geschwisterchen zu verlieren, wird jegliche Form der Maßregelung, die Liebesentzug beinhaltet, die Geschwisterrivalität zwangsläufig verschlimmern.
Vielleicht haben Sie gelesen, dass es eine »richtige« Anwendung von Auszeiten gibt, die laut Studien »erfolgreich« ist. Aber wobei erfolgreich? Ich habe viele Studien gelesen, die belegen, dass Auszeiten Fehlverhalten für den Moment unterbinden. Aber das Gleiche gilt auch für das Hinternversohlen, und wir wissen, dass dies ein Risikofaktor für die emotionale Gesundheit des Kindes darstellt.21 Mir ist bisher keine Studie bekannt, die über einen langen Zeitraum die emotionale Gesundheit von Kindern untersucht hat, die in ihrer Zeit des Heranwachsens mit Auszeiten diszipliniert wurden, und diese Kinder dann mit solchen verglichen hat, die zu keiner Zeit Auszeiten oder andere Formen der Bestrafung erleben mussten. Und ja, es gibt mittlerweile Hunderttausende Kinder, die unter liebevoller Führung statt mit Bestrafung aufwachsen konnten dank Haim Ginott (dem Vater der Positiven-Disziplin-Bewegung), Jane Nelson (Gründerin der Positiven-Disziplin-Bewegung) sowie vielen anderen Menschen, die sich für Kinder einsetzen.
Wir haben allerdings eine Menge Belege dafür, dass Auszeiten dahingehend nicht funktionieren, dass sie ein wiederholtes Fehlverhalten verhindern, was die Frage aufwirft, ob es nicht sogar die Auszeit ist, die dieses wiederholte Fehlverhalten verursacht. Eine vom National Institute of Mental Health durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass Auszeiten in der Weise wirksam sind, dass sie Kleinkinder zum Kooperieren bringen, dieser Effekt aber nur vorübergehend ist.22 Die Kinder zeigten öfter Fehlverhalten als solche Kinder, die nicht mit Auszeiten diszipliniert wurden, auch wenn ihre Mütter sich die Zeit nahmen, nach der Auszeit mit ihnen spazieren zu gehen. Die Autoren der Studie, Michael Chapman und Carolyn Zahn-Wexler, schlussfolgerten, dass die Kinder auf den empfundenen »Liebesentzug« in der Art reagierten, dass sie sich noch öfter nicht korrekt verhielten. Das steht im Einklang mit den Studien über Liebesentzug als Bestrafungsmethode, aus denen hervorgeht, dass Kinder, die dem ausgesetzt sind, dazu neigen, mehr Fehlverhalten, schlechtere emotionale Gesundheit und eine weniger entwickelte Moral zu zeigen.23 Diese Ergebnisse überraschen nicht angesichts der Tatsache, wie sehr sich Kinder mit uns verbunden fühlen müssen, um sich sicher zu fühlen, und wie wahrscheinlich es ist, dass sie sich aufführen, wenn sie sich nicht sicher fühlen.
Ich kann verstehen, wenn Sie jetzt ein wenig beunruhigt sind. Wenn Sie keine Auszeiten anwenden können, wie bringen Sie Ihre Kinder dazu, nicht völlig aus dem Ruder zu laufen? Die Antwort lautet, dass Auszeiten Ihrem Kind nicht helfen, sich besser zu verhalten. Stattdessen schwächen sie seine Verbindung zu Ihnen und bewirken weiteres Ausflippen. Ich habe Tausende von Familien erlebt, die zum Gelassene-Elternschaft-Ansatz übergehen, bei dem sie sich darauf konzentrieren, ihre Gefühle zu regulieren, sich mit ihren Kindern zu verbinden und empathisch Grenzen setzen – und die Kinder flippen weniger aus. Gelassene Elternschaft bringt Kinder hervor, die die Familienregeln befolgen wollen, sodass es für Sie immer seltener notwendig ist, zu bestrafen wie auch Auszeiten anzuwenden, und diese allmählich der Vergangenheit angehören werden.
Belohnungen überdenken
Mit Sicherheit ist es eine gute Sache, einen positiven Weg einzuschlagen. Warum also nicht Belohnungen statt Bestrafung einsetzen? Machen Belohnungen schließlich nicht das gewünschte Verhalten wahrscheinlicher?
Nun, ja – die Belohnung bringt das Kind dazu, mehr Belohnungen zu wollen. Sobald Sie von außen wirkende Belohnungen wie Sticker einsetzen, hört das Kind auf, die inneren Belohnungen wertzuschätzen wie zum Beispiel den glücklichen Gesichtsausdruck des Bruders, wenn es mit ihm teilt.24 Somit funktioniert die Belohnung nur solange, wie das Kind Sticker haben möchte. Unterdessen lernt es nicht, das warme Gefühl innen drin wertzuschätzen, das sich einstellt, wenn man sich umsichtig verhält. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass Belohnungen bei einem Kind eher dazu führen, weniger zu teilen, es sei denn, Sie schauen zu.25
Das andere Problem, das entsteht, wenn man das Verhalten von Kindern mittels Belohnungen steuern will, ist, dass wenn sich Menschen von außen kontrolliert fühlen, ganz gleich ob durch Belohnung oder Bestrafung, sie von Natur aus rebellieren. Geht es Ihnen nicht auch so? Eine Mutter erzählte mir, dass ihre willensstarke Tochter sich endlich gut genug »benahm«, um sich im Laden eine Barbie aussuchen zu dürfen. Als sie aus dem Laden kam, riss sie der Barbie den Kopf ab und warf sie auf den Boden. Wenn sich Menschen manipuliert fühlen, entwickeln