Gelassene Eltern – glückliche Geschwister. Laura Markham
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Wenn wir möchten, dass unser Kind dem Bruder oder der Schwester gegenüber Empathie empfindet, dann müssen auch wir Empathie dem Kind gegenüber empfinden. Dies bedeutet, dass egal, was es sagt oder tut, wir zum Ziel haben, seine Perspektive mit Verständnis anzunehmen – auch wenn Sie nicht seine Ansicht teilen.
Was ist, wenn Sie nicht immerzu empathisch sein können? Das ist in Ordnung. Es ist ein Ziel, und wie die meisten erstrebenswerten Ziele erfordert es eine Menge Übung. Manchmal werden Sie zu wütend oder zu abgelenkt oder zu müde sein. Ihr Kind braucht von Ihnen nicht, dass Sie 100 % der Zeit empathisch sind. Arbeiten Sie einfach daran, die Prozentzahl zu erhöhen.
Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind zu einer »Drama Queen« wird, wenn sie die Emotionen des Kindes anerkennen. Doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wenn Eltern ihr Herz aufrichtig öffnen und einen Raum bieten, sodass ihr Kind alles zum Ausdruck bringen kann, lernt das Kind:
»Meine Emotionen sind normal, nicht gefährlich.« Emotionen können sich überwältigend anfühlen, aber das Kind lernt, dass es o.k. ist, sie zu fühlen. Und wenn das Kind dies tut, verlieren die Emotionen ihre Kraft.
»Wenn ich sage, wie ich mich fühle, werde ich nicht so wütend.« Die Emotionen bleiben unter Kontrolle. Somit kann das Kind sein Verhalten besser regulieren, sogar wenn es wütend ist.
»Zu merken, was ich fühle, hilft mir dabei, mit Worten auszudrücken, was ich fühle, anstatt meinem Bruder wehzutun.« Es gefällt Ihnen vielleicht nicht, wenn Ihr Kind schreiend zum Ausdruck bringt, wie wütend es ist. Aber es ist ein Riesenschritt vorwärts weg vom Wild-um-sich-schlagen.
»Ich habe gedacht, ich bin wütend, und das bin ich. Aber wütend ist kompliziert. Es ist alles eingepackt in Verletzt- und Verängstigt- und Traurig-sein. Wenn ich diese Dinge bemerke, bin ich nicht mehr so wütend.« Dies ist die Grundlage von Aggressionsbewältigung. Wünschten Sie sich nicht, Sie hätten dies als Kind gelernt?
Diese Herangehensweise an Emotionen ist vielleicht neu für Sie. Denken Sie daran, ich schlage nicht vor, dass Sie die Verhaltensregeln ändern, die Sie bei sich zu Hause befolgen, sondern dass einfach alle Emotionen angenommen werden können. Auf diese Art und Weise kann sich Ihr Kind mit seinen Emotionen »anfreunden«, was ihm wiederum im Prozess hilft zu lernen, diese zu regulieren. Mit der Zeit wird es Ihnen leichtfallen, Emotionen anzunehmen, sogar wenn Sie gestresst sind. Sie werden feststellen, dass Sie nicht so leicht verärgert sind, wenn Ihr Kind verärgert ist, und dass Sie auf eine ganz neue Art und Weise geduldig sein können.
Während Sie diese empathische Herangehensweise ausprobieren, werden Sie einen sofortigen Wandel in Ihrem Kind feststellen. Vielleicht bietet es Ihnen sogar an, Sie zu umarmen, wenn Sie traurig sind. Ein Kind, das von Eltern großgezogen wird, die es im Umgang mit seinen Emotionen coachen, wird die Gefühle verstehen, die andere Menschen antreiben, und sich gekonnt in der komplexen emotionalen Welt der Beziehungen mit FreundInnen, MitschülerInnen und LehrerInnen zurechtfinden. Und – Halleluja! – Geschwistern.
2 Kohn, Alfie: Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung. Freiburg: Arbor Verlag, 2010 (orig. ders., Unconditional Parenting: moving from rewards and punishments to love and reason. New York, NY: Atria Books, 2005).
3 Brody, Gene: Sibling Relationship Quality: Its Causes and Consequences. In: Annual Review of Psychology, 49, 1998, S. 1–24 (doi: 10.1146/annurev.psych.49.1.1).
4 Siegel, Daniel und Hartzell, Mary: Gemeinsam leben, gemeinsam wachsen: Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Kinder einfühlsam ins Leben begleiten können. Freiamt: Arbor Verlag, 2003, 2. Aufl. 2009, Seite 193ff (orig. dies., Parenting from the inside out: How a deeper self-understanding can help you raise children who thrive. New York, NY: Tarcher / Penguin, 2003). Siegel, Daniel: The Low Road. In: PsychAlive, 3. März 2011. Auf: www.youtube.com/watch?v=WkEcpBU3TpE.
5 Benson, Herbert und Klipper, Miriam: Gesund im Stress: eine Anleitung zur Entspannungsreaktion. Berlin u. a.: Ullstein Verlag, 1978 (orig. dies.: The relaxation response. New York, NY: Avon Press, 1976; Kindle edition: New York, NY: HarperCollins, 2009).
6 Restak, Richard: Geist, Gehirn und Psyche: Psychobiologie: die letzte Herausforderung. Frankfurt a.M.: Umschau-Verlag, 1981 (orig. ders.: The Brain: The Last Frontier. New York, NY: Warner Books, 1980).
7 Schore, Allan: Affect Regulation and Repair of the Self. New York, NY: W.W. Norton & Co., 2003.
8 Gottman, John Mordechai und Declaire, Joan, Kinder brauchen emotionale Intelligenz: Ein Praxisbuch für Eltern. München: Heyne Verlag, 1998 (orig. dies., The Heart of Parenting: Raising an Emotionally Intelligent Child. New York, NY: Simon and Schuster, 1997).
9 Bronson, Po und Merryman, Ashley: 10 schockierende Wahrheiten über Erziehung: was eine Stunde Schlaf mit ADS zu tun hat, warum Sie Ihr Kind besser nicht loben sollten und warum besonders gut gemeinte Erziehung keine »Engel« produziert. München: Rieman Verlag, 2010 (orig. dies.: NurtureShock: new thinking about children. New York, NY: Twelve Books, 2011).
10 Schore, Allan: Affect Regulation and Repair of the Self. New York, NY: W.W. Norton & Co., 2003.
11 Sunderland, Margot: Die neue Elternschule: Kinder richtig verstehen und liebevoll erziehen. München: Dorsey-Kindersley, 2006 (orig. dies., The science of parenting: How today’s brain research can help you raise happy, emotionally balanced children. New York: DK Publishing, 2006). Schore, Allan (2003). Affect Regulation and Repair of the Self. New York: WW Norton & Company. Schore, Allan: Affect Regulation and Repair of the Self. New York, NY: W.W. Norton & Co., 2003.
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Wie gelassene Disziplin die Geschwisterbeziehung unterstützt
Eine beeindruckende Anzahl an Forschungsarbeiten hat nachgewiesen, dass die Beziehung eines Elternteils mit jedem einzelnen Kind – inbegriffen die Art und Weise, wie der Elternteil bestraft – eine große Auswirkung auf die Qualität der Beziehungen zwischen den Kindern untereinander hat.12
Gene Brody, einer der angesehensten und erfolgreichsten Wissenschaftler in Bezug auf Geschwister, hat immer wieder festgestellt, dass wenn Eltern bei der Führung ihrer Kinder konsequent auf Strafen verzichten, ihre Kinder weniger streiten und netter zueinander sind. Wie ich bereits in der Einführung erwähnt habe, neigen jüngere Kinder dazu, miteinander zu streiten, auch wenn die Eltern nicht strafen. Das liegt vermutlich daran, weil es kleinen Kindern schwerfällt, sich zu regulieren. Aber wenn die Kinder von coachenden Eltern älter werden, sind sie eher in der Lage, ihre Emotionen zu regulieren und nett zu ihren Geschwistern zu sein als Kinder, die mit konventioneller Disziplin erzogen wurden.13
Eine Studie zu Geschwisterbeziehungen