Gelassene Eltern – glückliche Geschwister. Laura Markham

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Gelassene Eltern – glückliche Geschwister - Laura Markham

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Sie am besten an? Mit zwei für die Erziehung wesentlichen Kompetenzen: sich selbst beruhigen und Emotionscoaching.

      Sich selber beruhigen

      Ich bin nie laut geworden, bis ich zwei Kinder bekam.

      Elaine

      Die meisten Eltern wünschen sich, sie könnten »ruhiger bleiben«. Aber niemand bleibt immer ruhig, zumindest dann nicht, wenn man mehr als ein Kind hat. Die Herausforderungen, die ein Leben mit Kindern mit sich bringt, werden uns immer aufrütteln und aus unserer Mitte reißen. Anstatt zu versuchen, »ruhig zu bleiben«, könnten Sie sich das Ziel setzen, aufmerksam zu beobachten, wann Sie beginnen, sich aufzuregen – und eine Reihe von Strategien entwickeln, wie Sie wieder innerlich ruhig werden.

      Es ist ein bisschen wie wenn man ein Musikinstrument spielen lernt. Zuerst scheint es unmöglich, eine einfache Melodie zu spielen. Wenn Sie aber regelmäßig üben, können Sie nach einem Jahr eine Sonate spielen. Wie bei jeder Praxis werden Sie niemals perfekt sein, aber jedes Mal, wenn Sie sich beruhigen, wird es einfacher. Sie schaffen die Nervenverbindungen für eine bessere Selbstregulierung und vernetzen so tatsächlich Ihr Gehirn neu.

      Der erste Schritt besteht darin, dass Sie üben zu erkennen, wann Sie sich auf den unteren Weg zubewegen. Im zweiten Schritt tun Sie nichts bis Sie sich wieder in Ihrer Mitte befinden. Dies kann Ihnen schnell gelingen – ein paar tiefe Atemzüge. Oder es dauert zwanzig Minuten, in denen Sie etwas Sport machen oder meditieren. (Klappt beides nicht, wenn Ihre Kinder da sind? Versuchen Sie es mit Musik und tanzen Sie mit Ihren Kindern, um Ihre Gefühlslage zu verändern.)

      Überlegen Sie, wie dies funktioniert. Ihr Sohn stößt seine kleine Schwester um. Ist das ein Notfall? Genau genommen nicht. Aber es fühlt sich sehr wahrscheinlich wie einer an. Ohne dass es Ihnen überhaupt bewusst ist, befinden Sie sich in einem Zustand von »Kampf, Flucht oder Starre« und Ihr Sohn sieht wie der Feind aus. Bevor Sie sich versehen, schreiten Sie ein mit heulenden Sirenen, um den Feind zu besiegen und Ihr Baby zu retten.

      Unglücklicherweise helfen diese heulenden Sirenen nicht, sondern verschlimmern nur den Zustand der Anspannung, in dem sich beide Kinder befinden. Ihre Tochter, die sich zwar erschrocken, aber nicht wehgetan hat, beginnt zu heulen. Ihr Sohn flieht hinter die Couch, wohin Sie ihn unter Schreien und Drohen verfolgen. Es braucht zwanzig Minuten, bis die Ruhe wiederhergestellt ist.

      Wiederholt sich diese Situation in unserem Haus häufig, so werden die Amygdalas unserer Kinder – der Teil des Gehirns, der uns vor Gefahren warnt – aktiver und ängstlicher. Sie sind schneller auf 180, wenn sie sich ärgern. Da sie sich leichter bedroht fühlen und aus der Fassung zu bringen sind, streiten sie mehr miteinander.

      Natürlich liefert das Leben mit Kindern den Eltern genügend Gründe, um verärgert, überwältigt und wütend zu sein. Der Säugling hört nicht auf zu weinen, das kleine Kind haut den Säugling, das Vorschulkind spült den Teddy der jüngeren Schwester die Toilette hinunter und der Sechsjährige wiederholt jedes Schimpfwort, das er in der Schule hört, um seinen kleinen Bruder zum Weinen zu bringen. Besonders wenn unsere Kinder streiten, ist es für uns selbstverständlich, dass wir verärgert sind. Also stürzen wir uns in den Kampf, wir schreien, ergreifen Partei und sagen Dinge, die wir später bereuen. Wir versuchen nur, das Problem zu lösen, doch wenn wir aus einem Gefühl des Notfalls heraus handeln, verschlimmern sich die Dinge unausweichlich zum einen in der unmittelbaren Situation und zum anderen in der Beziehung unserer Kinder untereinander.

      Die Eltern von Camille wuchsen in lauten Haushalten auf, und wenn sie frustriert sind, schreien sie. Wenn die dreijährige Camille aus der Reihe tanzt, schreien sie sie an. Und wenn ihr kleiner Bruder Marco ein Spielzeug von ihr nimmt oder anfängt zu quengeln, schreit Camille ihn an. Genau genommen schreit Camille Marco an, wenn sie einfach nur mürrisch oder nicht gut drauf ist. Marco beginnt nun mit seinen sechzehn Monaten, sie zurück anzuschreien.

      Die Eltern von Isabel wuchsen auch in lauten Haushalten auf, doch sie haben hart daran gearbeitet, mit dem Schreien aufzuhören. Natürlich sind sie auch frustriert, gerade wenn die dreijährige ­Isabel ihre Gefühle auslebt. Deshalb haben sie sich ein Repertoire an Möglichkeiten zugelegt, wie sie ihre Emotionen regulieren können, wenn sie verärgert sind, um so ihre Kinder weniger anzuschreien. Wenn Isabels kleiner Bruder Milo eines ihrer Spielzeuge nimmt, versucht sie nun mit ihm Spielzeuge zu tauschen. Wenn Milo anfängt zu quengeln, ahmt sie ihre Eltern nach: »Milo, du traurig? … Ich helfe dir.« Milo bietet mit seinen sechzehn Monaten nun Spielzeuge an und Isabel kann Milo besser aufmuntern als ihre Eltern.

      Kinder lernen, was sie in ihrem Leben erfahren. Wenn wir schreien, dann leben wir das Verhalten vor, das unsere Kinder nachahmen werden:

       sich gegenseitig und uns anzuschreien

       auf unausweichliche Konflikte und Frustrationen im Alltag mit Schreien und Vorwürfen zu reagieren anstatt mit dem Gegenüber gemeinsam eine Lösung zu finden

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