Gelassene Eltern – glückliche Geschwister. Laura Markham

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Gelassene Eltern – glückliche Geschwister - Laura Markham

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um Kinder sanft zu erziehen. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie müssen das nicht perfekt beherrschen. Es ist ein stetiger Prozess. Perfekte Eltern gibt es nicht, denn es gibt keine perfekte Menschen. Was zählt, ist, dass wir erkennen, wenn wir vom Weg abkommen und uns dann zurück ins Gleichgewicht bringen und wieder eine Verbindung mit unseren Kindern herstellen. Zum Glück lernen unsere Kinder aus den Momenten, in denen wir am Ziel vorbeischießen, denn sie werden auch mal am Ziel vorbeischießen. Eines der größten Geschenke, die wir den Kindern und ihren Geschwistern geben können, ist vorzuleben, wie man die Untiefen der menschlichen Schwächen mit Würde durchquert – denn es lehrt sie, sich selber und anderen zu vergeben.

      Also, bringen Sie all Ihr Mitgefühl auf und vergeben Sie sich selbst genau jetzt dafür, dass Sie ein Mensch sind. Entscheiden Sie sich genau jetzt dafür, dass Sie besonders gut für sich sorgen, anstatt sich zu kritisieren, wenn Sie nicht in der Lage sind, das Bestmögliche zu tun – und das widerfährt allen Eltern regelmäßig. Wirklich: Tun Sie dieses, ganz gleich, was passiert ist. Es ist egal, was Sie getan haben, als Sie erschöpft oder wütend waren. Sie sind ein Mensch, was bedeutet, dass Sie Fehler machen und dass Sie daraus lernen können. Sie müssen keine perfekten Eltern sein, nicht jetzt und nicht in der Zukunft. Wie auch immer die Situation bei Ihnen in der Familie gerade ist, mit der fangen Sie an.

      Finden Sie heraus, welche Unterstützung Sie brauchen. Für sich selber sorgen? Informationen? Beratung? Eine schriftliche Vereinbarung mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin darüber, wie Sie mit gewissen Problemen umgehen? Oder vielleicht einfach nur Strategien für den Umgang mit Situationen, die Sie aus der Fassung bringen? (Dieses Buch wird Ihnen davon viele liefern.) Sobald Sie sich diese Unterstützung holen, können Sie bei Ihren Kindern etwas bewegen.

      Ganz gleich, ob Ihre Kinder ganz klein, Vorschulkinder oder ältere Kinder sind, Sie können ihnen beibringen, wie sie es schaffen, sich zu verstehen. Sie können eine Familienkultur schaffen, die geprägt ist von gegenseitiger Unterstützung und Respekt. Viel wichtiger noch, Sie sind in der Lage, jedem Kind bei den Gefühlen zu helfen, die Feindseligkeit gegenüber dem Geschwisterkind hervorrufen. Und Sie können die Verbundenheit mit jedem Kind festigen, damit es sich sicher genug fühlt, um diese Emotionen zu verarbeiten und so niemals das Gefühl bekommt, dass Sie das Geschwisterkind mehr lieben. All dies beginnt mit Ihrer Fähigkeit, Ihre eigenen Gefühle zu regulieren und Wege zu finden, wie Sie mit jedem Kind in Kontakt kommen.

      Befürchten Sie, dass der Schaden bereits angerichtet ist? Es ist niemals zu spät. Was zählt ist, dass Sie sich eingestehen, dass Sie mit der Situation nicht zufrieden sind und dass Sie sich vornehmen einzuschreiten, um die Dinge zu verbessern. Ihr Kind zu maßregeln, damit es sich der Schwester oder dem Bruder gegenüber besser verhält, wird nicht funktionieren. Auch Scham, Schuld oder Bestrafung führen nicht zum Ziel – weder beim Kind noch bei Ihnen. Wenn Sie allerdings Ihre eigenen Handlungen ändern, um die Bedürfnisse des Kindes zu erfüllen und ihm mit seinen Emotionen helfen, haben Sie Erfolg. Ist das viel Arbeit? Ja, es ist enorm viel Arbeit. Ist es das wert? Lesen Sie, was diese Mutter zu berichten hat:

      Als Gerald geboren wurde, war es sehr schwer mit Daniel – es ging so weit, dass ich ihm nicht einmal den Rücken zukehren konnte, ohne dass er den kleinen Bruder schlug. Zu der Zeit halfen wir uns mit Auszeiten etc., wobei wir ihn oftmals in ein anderes Zimmer trugen und er dabei um sich schlug und schrie – ich fühle mich heute so schuldig dafür! Ich habe mich oft aufgeregt und ihn angeschrien, wenn er seinen Bruder schlug und Wutanfälle hatte. Ich mache mir wirklich Sorgen, dass dieses eine Jahr, in dem ich mich so über ihn aufgeregt habe, einen bleibenden Schaden hinterlassen hat.

      Die gleiche Mutter, zwei Jahre später:

      Ich habe sehr, sehr hart daran gearbeitet, dass wir uns gegenseitig respektvoll und anständig behandeln – so, wie wir selber behandelt werden möchten. Ich lobe sie regelmäßig dafür, dass sie nett zueinander sind, und ermutige sie, kleine Gefälligkeiten füreinander zu tun. Zum Beispiel beschließt der drei Jahre alte Gerald, dass er seinen Lkw mitnehmen möchte, als wir schon fast aus der Haustür sind. Der fünf Jahre alte Daniel rennt nach oben ins Zimmer, um ihn zu holen. Ich singe ein Loblied für Daniel und tanze einen »Bester-großer-Bruder«-Tanz. Wir ermutigen sie, sich zu umarmen und zu küssen und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Grundsätzlich lenken wir die Aufmerksamkeit einfach darauf, wie toll es ist, einen Bruder und Spielgefährten zu haben … und dass wir alle Teil dieser Familie sind.

      Gerald und Daniel können sich glücklich schätzen, so eine Mutter zu haben, die nie aufgegeben oder ihrer Frustration und Hoffnungslosigkeit nachgegeben hat. Stattdessen hat sie sich an die Arbeit gemacht, jeden einzelnen Tag. Sie hat es geschafft, ihre Gefühle zu regulieren. Sie hat ihren Jungs mit ihren starken Emotionen geholfen. Sie hat die individuellen Bedürfnisse der beiden erfüllt. Sie hat eine Familienkultur der Wertschätzung und Unterstützung etabliert. Und sie zieht Söhne groß, die ein Leben lang Freunde sein werden.

      Und das können Sie auch.

      Mein erstes Buch, Gelassene Eltern – zufriedene Kinder: Wie Sie liebevoll bleiben, statt zu schreien, zu schimpfen oder zu drohen beschreibt, wie man die starken Emotionen, die über einen kommen, bemerkt, wie man sich wieder beruhigt, mit seinem Kind in Kontakt kommt und sein Kind emotional so unterstützt, dass es Selbstdisziplin entwickelt und kooperieren will, ohne dass es bestraft werden muss. In dem vorliegenden Buch erfahren Sie, wie Sie diese Methoden bei der Erziehung von ­Geschwisterkindern anwenden. Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich hier die Grundlagen der Erziehung, die in Gelassene Eltern – zufriedene Kinder im Detail beschrieben sind, erneut erläutere. Ich hoffe, dass Sie das Buch bereits gelesen haben oder noch lesen werden. Dieses Buch erklärt ausführlich die Hilfsmittel, die Sie dabei unterstützen sollen, eine glückliche Beziehung zwischen Ihren Kindern zu fördern. Sie werden feststellen, dass das Buch seine ganze Wirkung entfalten kann, wenn Sie diese Hilfsmittel mit Selbstregulierung, Verbindung und Coaching kombinieren, die detailliert in Gelassene Eltern – zufriedene Kinder beschrieben sind.

      1 Stormshak, Elizabeth; Bullock, Bernadette und Falkenstein, Corrina: Harnessing the Power of Sibling Relationships as a Tool for Optimizing Social-Emotional Development. In: Kramer, Laurie und Conger, Katherine (Hg.): Siblings As Agents of Socialization. New Directions for Child and Adolescent Development. 126, 2009, S. 61–77. San Francisco, CA: Jossey-Bass, 2009.

      Teil 1

      Grundlagen der gelassenen Elternschaft

      Alle Geschwister streiten in einem gewissen Maße, ganz gleich, was ihre Eltern tun. Konflikte sind Teil jeder menschlichen Beziehung, und Sie können Ihre Kinder nicht davon abhalten, Bedürfnisse und Wünsche zu haben, die manchmal miteinander kollidieren. Was Sie aber tun können ist, ihnen solide Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie sich durch diese Streitigkeiten durcharbeiten können. Werkzeuge, die sie den Rest ihres Lebens benutzen werden.

      Jedes Kind ist einzigartig und manche Geschwister haben es schwerer miteinander als andere. Somit mag es für Sie vielleicht überraschend sein zu erfahren, dass der Schlüssel für eine gesunde, unbeschwerte, zufriedenstellende Dynamik zwischen Ihren Kindern nicht deren Verhalten oder Temperament ist. Diese Faktoren spielen auch eine große Rolle, ohne Frage. Aber der Schlüssel sind Sie.

      Jahrzehntelange Studien über Geschwister und Familien ergaben faszinierende Erkenntnisse. Viele von ihnen werde ich in diesem Buch erläutern. Hier eine der wichtigsten Erkenntnisse, die durch zahlreiche Studien untermauert wurde:

      Haben Eltern bessere Beziehungen zu ihren Kindern, dann haben diese Kinder glücklichere Beziehungen untereinander. Haben die Beziehungen der Eltern zu ihren Kindern einen negativen oder strafenden Charakter, so zeigen die Kinder ein aggressiveres und egoistischeres Verhalten untereinander.

      Während

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