Der Himmel Von Nadira. Giovanni Mongiovì
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Читать онлайн книгу Der Himmel Von Nadira - Giovanni Mongiovì страница 16
“Beurteile mich nicht als treue Schwester, denn für Michele hätte ich vielleicht nicht dieses Opfer gebracht und wäre hier geblieben… beurteile diese Taten überhaupt nicht, Corrado, denn was du entdecken würdest, könnte dich von mir entfernen… und für mich wäre das schlimmer als dich sterben zu sehen.”
Als Idris in den Hof zurückkehrte, hörte sie auf zu gestehen, da es dazu geführt hätte, dass sie aus dem Dorf verbannt worden wäre. Dies wäre eine noch größere Schande gewesen, als die eine Christin zu sein.
Bei absoluter Dunkelheit rief der Muezzin zum adhān der Nacht. Idris setzte sich daraufhin auf die Mauer, weit genug entfernt, um das Mädchen nicht zu hören, aber nahe genug, um einzugreifen, wenn sie sich wie zuvor näherte.
“Noch ein paar Stunden und dann bringe ich dich nach Hause.” sagte Apollonia lächelnd.
Dann wurde sie wieder ernst, als sie bemerkte, dass sie ihre Zehen nicht mehr fühlte und als sie sich die noch schlimmere Wirkung vorstellte, die diese Kälte bei ihrem Bruder auslösen könnte. Sie fing an vor Kälte zu zittern und versuchte sich die Hände zu wärmen, indem sie in die Fäuste atmete.
“Mädchen, geh nach Hause! Siehst du nicht, dass du zitterst?” ermutigte Idris sie, als er Ihren Zustand sah.
“Ich werde nicht gehen… es dauert ja nicht mehr lange.” antwortete sie mehr an Corrado gerichtet.
Ihre Haselnussaugen schauten nach oben, auf das Gesicht ihres Bruders, während die Tränen gerade so unter den Augenlidern hervortraten, da sie wegen der fehlenden Neigung nicht herunterlaufen konnten.
“Wie sehr es dir jetzt nützen würde, wenn du etwas an Gott glauben würdest…”, fragte sich Apollonia in Bezug auf Corrado, da sie seine Apathie in religiösen Fragen kannte.
“Ich weiß, mein Bruder, dass du nicht daran glauben willst, dass es einen Gott gibt, der fähig ist, alles Böse zu erlauben, das dir zugestoßen ist. Ich weiß, dass Christus und alle Heiligen dich schon einmal enttäuscht haben, als deine Gebete nicht erhört wurden, während du auf die Rückkehr deines Vaters hofftest.»
„Rabel de Rougeville.” murmelte Corrado.
Apollonia verstummte plötzlich; ihr Bruder war immer noch bei Bewusstsein. Wenn er nun ihre Liebeserklärung vor Kurzem gehört hatte…?
“Corrado, Bruder, du bist am Leben!”
“Rabel de Rougeville!” wiederholte er etwas lauter und in einem Atemzug, fast weinend und fast schreiend.
“Erinnere dich an den Heiligen, der deinen Vater beschützt, wende dich an ihn!” lud ihn Apollonia ein, um ihn wach und beschäftigt zu halten.
„Sant’Andrea…“
“‘Agjaou Andréas39.” wiederholte Apollonia auf Griechisch, das heißt in der Sprache der christlichen Liturgie in Sizilien.
In der Familie Apollonias sprach man in einer Art lateinischer Sprache und dasselbe taten sowohl die Christen von Qasr Yanna als auch die vielen Einheimischen, die sich zum Islamismus bekehrt hatten. Wenn es jedoch darum ging, zu beten, wurde die alte griechische Sprache benutzt… Die aber nicht ganz verstanden wurde. Im Gegensatz dazu sprachen Apollonia und die Familie im Rabad
, der ein enger und überwiegend von Beschnittenen bewohnter Ort war, Arabisch; diese Sprache wurde in Sizilien, im Vergleich zur Sprache des Propheten, inzwischen vorwiegend gesprochen. Manchmal benutzten sie auch einige Berber-Wörter, die sie bei den Frauen am Brunnen und den Männern auf dem Feld mit dieser Abstammung gelernt hatten.
Apollonia schloss ihre Augen und begann mit gefalteten Händen ihre Gebete zu rezitieren, wobei sie Maria die Mutter Gottes, die Jungfrau, zugunsten von Corrado anrief. Offensichtlich betete dieser leise, denn einem Ungläubigen war es nicht erlaubt seine Gebete laut zu spreche, damit sie den Gläubigen nicht zu Ohren kamen… und Idris hielt sich auch viel zu nahe auf.
“Mariám Theotókos, ‘und Parthénos40…” begann sie.
Corrado hörte die Stimme Apollonias genauso, wie er in diesem Moment die Stimme seiner Erinnerungen hörte, die von diesem Bild der Madonna und der Heiligen, an die sich seine Schwester wandte, wieder erweckt wurde.
Kapitel 8
Anfang Sommer 1040 (431 seit Hegirae), Täler östlich von Tragina
Die Fahnen wehten unbezähmbar im Wind; ein unsicherer Wind an diesem Tag, vielleicht wusste auch Gott nicht, auf welcher Seite er stehen sollte… und Gott war verwirrt darüber, wer vor dem Gericht der ungläubigen Nachwelt in diesem Kampf unterstützt werden sollte. Auf der einen Seite der Schrei “Allahu Akbar41”, die Sarazenen von Sizilien und Afrika, die zur Unterstützung der ersten gekommen sind, bereit, die Eindringlinge zu vertreiben. Auf der anderen Seite, die Lobpreisung “Christus gewinnt”, die Menschen im Sold von Konstantinopel, für die die Invasoren die anderen waren.
Aufgefordert von ihrem Befehlshaber, im Schutz zwischen dem Jebel42 und den Karonien, wandten sich die Männer von Abd-Allah nach Mekka und unfreiwillig in Richtung der feindlichen Armee. Im Gebet versammelt waren aber auch die anderen, nicht in einem einzigen harmonischen Gebet, sondern die einen auf Latein und die anderen auf Griechisch.
Das Lager war etwa 20 Meilen vom Berg entfernt, auf dem die Stadt Tragina43 thronte, aufgeschlagen worden. Hier, zwischen den Zelten, hatte Conrad nur wenige Stunden vorher beobachtet, wie der Vater mit der ganzen Armee wegging.
Abgesehen von einem bescheidenen Dorf von Kaufleuten und Bauern, war es ein weit abgelegenes Gebiet von den bewohnten Zentren, reich an Wäldern auf der einen Seite, auf den Hängen der höchsten Berge und an begrasten Hügeln, geeignet als Weideland auf der anderen Seite. Ein Fluss floss am tiefsten Punkt des Tals und von diesem war trotz des Sommers noch ein Rinnsal vorhanden, das den Soldaten die Wasserversorgung sicherte.
Nun starrte Conrad auf den Punkt unten auf der Straße, an dem er seinen Vater zum letzten Mal gesehen hatte. Am Morgen hatte er ihm geholfen, über die lange weiße Tunika das schwere Kettenhemd anzulegen, das auf seiner Brust ein rotes Kreuz zeigte. Es war bereits in den ersten Stunden nach Sonnenaufgang heiß, so dass er den Helm vor der Sonne geschützt hatte, damit er etwas kühler war, wenn Vater ihn aufsetzen würde. Als letzte Geste hatte Rabel, bevor er auf den Rücken seines Pferdes stieg, das Haar seines Sohnes gestreift und Conrad hatte ihm die Standarte und den Helm übergeben. Dann ein Blick und schon war er weg, untergetaucht in einer menschlichen Flut aus Soldaten, die zum Sammelpunkt außerhalb des Lagers gingen; hier hatte Giorgio Maniace seine Truppen versammelt. Conrad war auf den Hocker gestiegen, der gerade von einem segnenden Prediger verlassen worden war und hatte versucht Rabel unter den Männern zu finden, die dort unten versammelt waren. Er sah Roul, Kopf und Schultern aufrecht über den anderen und stellte sich vor, dass sein Vater in seiner Nähe war.
Sie wussten alle, dass dies der wichtigste Kampf des gesamten sizilianischen Krieges sein würde. Doch Rabel hatte versucht seine Anspannung darüber zu verbergen. Er wollte nicht, dass sie die Zeit trübte, die er an diesem Tag mit seinem Sohn verbrachte.
“Sind die anderen sehr viele?” hatte Conrad gefragt.
“Die Späher sprechen in erster Linie von Infanterie. Wir haben ein Pferd!”