Der Himmel Von Nadira. Giovanni Mongiovì

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Der Himmel Von Nadira - Giovanni Mongiovì

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mit der Gewissheit, meine Kinder nicht mehr sehen zu können… aber ich kehre nicht zurück!“

      „Du bist mutig!“ rief Ghadda aus.

      „Ich bin nicht mutig, ich bin nur die Schwester des Qā’id von Qasr Yanna. Wenn ich eine der Frauen in diesem Dorf gewesen wäre, wäre ich sicher als gute Ehefrau zurückgekehrt.“

      „Und dein Bruder wird dich nicht zurückschicken?“ sagte Jala, erstaunt darüber, dass Maimuna hoffte, dass ihr Bruder sie in ihrem Verhalten unterstützen könnte, das ihrer Meinung nach unanständig war.

      „Ali hat es mir geschworen.“

      Es gab einen Moment der Stille, als ob die Luft mit Sorge um die Worte der Frau aufgeladen wäre.

      „Nadira, Schwester, euer Bruder tut gut daran, Euch nicht irgendjemandem zu gewähren. Habt ihr meine Handgelenke gesehen? Habt ihr das Ende gesehen, dem man entgegen geht, wenn man in den Armen des falschen Mannes endet? Und ja, du verdienst mehr… viel mehr als das, was du hier im Rabad erhalten könnest. Gewöhnliche Männer verdienen dich nicht, meine Tochter.»

      „Wer könnte sich für ein Mädchen des Volkes interessieren?“

      „Sogar ein berühmter Qā’id!“ sagte Maimuna ungewöhnlich schnell, als hätte sie von Anfang an darauf gewartet, diese Antwort zu geben.

      Nadira lachte bescheiden und sagte dann:

      „Es gibt nicht viele wichtige Qā’id in Sizilien, außer deinem Mann, deinem Bruder und…“

      Sie hatte noch nicht aufgehört zu reden, als sie von einem seltsamen Bewusstsein übermannt wurde: Maimuna war für sie und im Auftrag ihres Bruders hier. Sie wurde von Angst, Besorgnis und einer Spannung überfallen, die ihr die Sprache verschlug.

      „Nadira, Liebste, was verwirrt dich?“ fragte Maimuna, wobei sie ihre Wange streichelte.

      Im Gegensatz dazu war Jala, die die Anspielung schon vor ihrer Tochter verstanden hatte, außer sich.

      „Nadira, es scheint, als ob Maimuna’s Komplimente dich stören.“, schalt die Mutter.

      „Warum bist du hier?“ fragte stattdessen das Mädchen ernst und schluckte.

      „Um herauszufinden, ob das, was über Nadira aus dem Rabad gesagt wird, wahr ist. Tut es dir leid?“

      „Nein!“ antwortete die junge Frau und lächelte nervös.

      Es war zwischen Maimuna und ihrem Bruder vereinbart worden, wenn das Urteil über das Mädchen positiv ausfallen würde, dass Nadira dann die Männer im anderen Raum und vor allem den Qā’id selbst von eigener Hand bedienen sollte.

      „Glaubst du, dass der Qā’id von Qasr Yanna ohne Grund zum Rabad kommt? Nadira, Ali wäre sehr glücklich, wenn du ihm das Essen persönlich servieren würdest.»

      Nicht nur zögerlich in sich selbst, nicht weil sie mit dem Vorschlag nicht einverstanden war, sondern weil die Geste ernst war, bedeckte sich Nadira das Gesicht, nahm von einer Magd die Süßigkeiten aus Mus, die mit Honig und Senf vermischt waren, entgegen und brachte sie in den Raum, in dem die Männer diskutierten.

      Der Qā’id unterbrach die Rede, sobald er Nadira zu sich kommen sah; es war das Signal, dass das Mädchen Maimuna’s Prüfung bestanden hatte.

      Umar war verwirrt, doch jetzt verstand er sofort den Grund für den Besuch seines Herrn.

      Als Nadira im Angesicht des Qā’id kniete und ihre Hand mit dem Essen seinem Mund näherte, umfasste er leicht ihr Handgelenk – so sehr, dass sie befürchtete, etwas falsch gemacht zu haben – und starrte intensiv in ihre weit geöffneten Augen und begann zu rezitieren:

      „Kennst du diese Quellen von lebendigem, reinem und Saphir-farbigem Wasser?

      In dem man sich spiegeln, seine eigene Seele finden kann.

      Wo die Reiher landen und die Jungfrauen ihre Haare entblößen.

      Kennst du, oh mein Herr, die Grenzen seines Reiches?

      Kennst du das schockierend wunderbare Meer?

      So tief und reich an Fischen mit geschuppten Flossen.

      So türkis und blau und hellblau, wo sich die Netze vereinen.

      Kennst du, Favorit des Höchsten, die Grenzen Siziliens?

      Kennst du diesen Himmel von unvergleichlicher Schönheit und Unschuld?

      Aus dem der Regen in der Jahreszeit der frühen Feigen und der Melonen fällt.

      Durch den sich der Hibiskus, die Orangeblüte und die Rosen erfrischen.

      „Kennst du, oh mein Herr, den Himmel von Nadira, die Grenzen ihrer Augen?”

      Auf dem Gesicht von Nadira erschienen schnell zwei Tränen, die sich hinter dem Schleier des Niqab24 versteckten. Sie konnte sich nicht erklären, wie es möglich war, dass der Ruhm ihrer Augen die Grenzen des Rabad überschritten und sogar die Ohren des Qā’id erreicht hatten.

      „Hast du diese Worte jemals gehört, meine Liebe?“ fragte Ali, obwohl er bereits wusste, dass die Antwort negativ war.

      „Nein, mein Herr. Aber die Nadira, der du sie gewidmet hast, muss sehr glücklich sein.“

      Die Qā’id lächelte und war von der Bescheidenheit des Mädchens positiv beeindruckt.

      „In diesem Sommer gab ich einem Wanderpoeten, der nach einem Hof suchte, mit dem Namen Mus’ab, eine Audienz, und dieser erfreute mich zwei Monate lang mit seinem poetischen Geschick. Eines Tages pries er eine Blume solch unermesslicher Schönheit, dass ich damit endete, ihn anzuflehen mir zu sagen, um wen es sich handelte. Diese Blume hatte einen Namen: Nadira; sie lebt im Rabad und ist die Schwester des‘āmil. Die Verse, die ich rezitiert habe, meine Liebe, habe ich nur auswendig gelernt… der Genie-Preis geht allein an den Dichter Mus’ab, aber der Preis für die Schönheit dieser Worte geht an dich. Wenn ich jedoch deine Augen gesehen hätte, bevor ich diese Worte hörte, hätte ich vielleicht Mus’ab für seine Eitelkeit bestraft, das unbeschreibliche beschreiben zu wollen. Allah hat euch zum unerreichbaren und unerklärlichen gemacht, meine Liebe! Ich habe einen Monat gewartet, die ganze Dauer des Ramadans25, bevor ich kam, um „den Himmel von Nadira, die Grenze ihrer Augen” kennenzulernen, auch wenn ich jetzt weiß, dass diese Grenze nicht existiert.“

      Jetzt sah Ali Umar an und sagte zu ihm:

      „Bruder, ich bitte Euch um die Hand von Nadira, um jeden Preis, den ihr mir auferlegt.“

      Umar verstummte und Nadira verließ den Raum, da sie verstand, dass die Angelegenheit von den Männern besprochen werden musste.

      Umar stimmte in seinem Herzen sofort zu, und er hätte ihm Nadira auch ohne Preis gewährt, da er zum Schwager des Qā’id werden würde, doch er versteckte seine Gefühle und seine Zustimmung, auf dass der andere sein Angebot erhöhen würde. Ali versicherte, dass er Nadira zu einer seiner Frauen machen wolle und dass er sie nicht wegen ihrer niedrigen Herkunft wie eine Konkubine behandeln würde. Er versprach auch Geschenke und Vorteile für die gesamte Familie.

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