Aktiviere den inneren Heiler in dir. Patric Pedrazzoli
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Erinnere dich nun daran, wie leicht dir dies bei der Betrachtung des Glases gelang. Da war dir völlig klar, dass du nicht das Glas bist, sondern lediglich derjenige, der das Glas wahrnimmt, also der Wahrnehmende, der Beobachter in dir, der stille Zeuge. Was ist aber nun der Unterschied bei der Betrachtung der Hand im Vergleich zur Betrachtung des Glases? Das Glas ist außerhalb von dir, also etwas Fremdes. Bei der Hand ist es so, dass du denkst, du seist dein Körper, also auch deine Hand. Doch hier ist es dasselbe: Du nimmst die Hand wahr, bist sie aber nicht, weil du der Wahrnehmende bist.
Schauen wir noch genauer hin. Betrachte nun deinen Körper: Bist du dein Körper, oder bist du das, was ihn wahrnimmt? Dies ist eine knifflige Frage, jedoch essenziell. Wenn dir dies alles bewusst ist, dass du nicht das bist, was du wahrnimmst, sondern lediglich derjenige, der das alles wahrnimmt, dann bist du frei von dem, was du denkst, dass du bist. Du definierst dich vielleicht über deinen Körper und sagst dir: »Das bin doch ich! Ist das wirklich wahr?« Lass den Gedanken ein wenig nachwirken. Wenn du dir also bewusst bist, dass du nicht das Glas bist, dass du nicht die Hand bist, dass du nicht der Körper bist, sondern dass du der bist, der alles wahrnimmt, sprich: der Wahrnehmende, dann realisierst du auch, dass du unmöglich deine Gedanken sein kannst. Du hörst zwar, dass es da oben in deinem Hirn denkt, doch auch hier bist du lediglich der Wahrnehmende. Du kannst also unmöglich diese Gedanken sein. Aber warum hörst du immer auf die Gedanken und gehorchst ihnen? Ich wiederhole noch einmal: Weil der Verstand dies nicht verstehen kann, weil er versucht, sich mit etwas zu identifizieren, was du nicht bist, damit er das Gefühl bekommt, er sei die Wahrheit und sei real. Doch das ist er nicht.
Du bist nicht das Glas, nicht die Hand, nicht der Körper, nicht die Gedanken. Dann allerdings bist du auch nicht deine Geschichte, deine Vergangenheit und auch nicht die spekulative Zukunft, die du dir vorstellst. Du bist der Wahrnehmende, der immerwährend im Hier und Jetzt und dort auch ewig ist, immer jung und zeitlos, losgelöst von Raum und Zeit. Dies ist dein Wesen: glückselig, voller Energie und Freude.
Wenn du aber denkst, du bist das, was denkt, dein Körper, deine Geschichte und auch die spekulative Zukunft, dann leidest du unter dem, was du nicht bist, weil du glaubst, dass du dieses Vergängliche bist, das kommt und geht, und dass du nicht das bist, das immerwährend hier und jetzt ist und dies alles wahrnimmt, jedoch das alles nicht ist.
Du versuchst, die Vergangenheit aufzulösen, die du nicht bist. Vielleicht versuchst du dies schon seit vielen Jahren, versuchst, dies und jenes loszulassen. Doch wie kannst du etwas loslassen, was du nie hattest, weil du es doch nicht bist? Weil du denkst, du seist dies alles, leidest du darunter, und noch mehr leidest du, weil du versuchst, es loszulassen. Beobachte dieses Spiel einmal! Nimm dir Zeit. Beeile dich nicht, denn unser Wesen ist zeit- und raumlos und ewig. Du musst nirgendwohin, um dann irgendwann einmal ankommen zu können, um dort dann frei von Leiden, Sorgen, Zweifeln und Ängsten zu sein. Werde dir dessen bewusst. Komm mit auf diese tiefe Reise zu dir selbst, jetzt. Ich bin immer bei dir, wenn du Hilfe brauchst.
Alles, was wir wahrnehmen, ist eine Interpretation unserer Excel-Tabellen im Gehirn. In Wirklichkeit ist alles so, wie es ist, ohne Bewertung, ohne Einteilung in gut und schlecht, in richtig oder falsch. Alles, was wir wahrnehmen, sind wir nicht. Wir sind also nicht unser Körper und nicht unsere Gedanken und nicht unsere Emotionen. Es ist etwas Tieferes in dir, was du bist. Es ist die reine Liebe. Entzaubere das, was du wahrnimmst und nicht bist, um zu entdecken, was du schon immer gewesen bist. Dafür, was du bist, gibt es keine Worte.
Ich möchte dir dies noch aus einer anderen Perspektive zeigen. Dazu ein Beispiel: Als kleine Kinder werden wir oft mit der Sonne verglichen. Du bist ein Sonnenschein, heißt es dann. Kennst du das auch? Wo ist dein Sonnenschein hingekommen? Leuchtet es immer noch durch dich hindurch? Oder sind dichte Wolken vor die Sonne gezogen, und du hast dich daraufgesetzt und lässt dich von ihnen vertreiben? Hast du vergessen, wer du wirklich bist? Du bist die Sonne.
Es ist ein Phänomen, dass die Sonne Milliarden von Kilometern von der Erde entfernt ist und durch ihr Licht ein Objekt auf der Erde, zum Beispiel deinen Körper, einen Schatten werfen lassen kann, der so aussieht wie das Objekt oder dein Körper. Was bist du nun? Bist du das Licht, die Seele, die Liebe, die das alles überhaupt erst ermöglicht? Oder bist du das Objekt, der Körper, und vielleicht sogar die Projektion, der Schatten? Wir versuchen oft, den Schatten loszuwerden, ihn zu heilen oder ihn zu transformieren. Der Schatten ist unser Ego, unsere Prägungen, unsere Muster usw. Doch wenn wir – symbolisch gesehen – die Sonne sind, also reines Licht, was wollen wir dort heilen oder transformieren? Die Sonne ist vollkommen. Also bist du vollkommen,jetzt. Wenn wir als Sonne denken, wir sind das Objekt, der Körper und die Projektion, der Schatten, dann haben wir uns in einer Illusion verloren, die wir selbst geschaffen haben, und an die wir glauben.
Übung
Wie setzt du all diese Dinge in deinem Alltag um? Vieles kann sich in dir lösen, indem du dieses Buch oder einzelne Kapitel davon immer wieder liest und die Worte und die Kraft hinter den Worten wirken lässt. Die Worte in diesem Buch sind mit Lichtkraft durchtränkt. Vieles klingt einfach und ein-leuchtend. Lass dieses Licht in dir Themen beleuchten, durchleuchten und erlösen. Lass das Buch in dir wirken. Beginne in deinem Alltag den Wahrnehmenden in dir zu entdecken. Nimm wahr, was das Wahrgenommene ist und wer der stille Beobachter. Greif nicht ein und verändere nichts. Sei einfach hier und jetzt, und sei dir des gegenwärtigen Moments immer mehr bewusst. Erwache aus dem jahrhundertealten Schlaf der Unwissenheit und der Missverständnisse. Sei geduldig und beginne zu realisieren, dass deine Welt in dir ist. Du musst es nicht erzwingen, lass es vielmehr geschehen und nimm wahr, was diese Welt in dir auslöst. Du musst es nicht üben und auch keine bestimmten Resultate erzielen. Sei geduldig, bis du die Einheit in allem entdeckst.
Geschichte
Der Hund im Tempel der tausend Spiegel
In einem fernen Land gab es vor langer, langer Zeit einen Tempel mit tausend Spiegeln. Eines Tages kam – wie es der Zufall will – ein Hund des Weges. Der Hund bemerkte, dass das Tor zum Tempel der tausend Spiegel geöffnet war. Vorsichtig und ängstlich öffnete er das Tor und ging in den Tempel hinein. Hunde wissen natürlich nicht, was ein Spiegel ist und was er vermag. Nachdem er den Tempel betreten hatte, glaubte er sich von tausend Hunden umgeben. Der Hund begann zu knurren und blickte in die vielen Spiegel, und überall sah er einen Hund, der ebenfalls knurrte. Da begann er, die Zähne zu fletschen. Im selben Augenblick begannen die tausend Hunde die Zähne zu fletschen, und der Hund bekam es mit der Angst zu tun. So etwas hatte er noch nie erlebt. Voller Panik lief er, so schnell er konnte, aus dem Tempel hinaus. Dieses furchtbare Erlebnis hatte sich tief in das Gedächtnis des Hundes gegraben. Fortan hielt er es für erwiesen, dass ihm andere Hunde feindlich gesinnt seien. Die Welt war für ihn zu einem bedrohlichen Ort geworden, und er wurde von nun an von anderen Hunden gemieden. So lebte er verbittert bis ans Ende seiner Tage.
Die Zeit verging, und wie es der Zufall will, kam eines Tages ein anderer Hund des Weges. Der Hund bemerkte, dass das Tor zum Tempel der tausend Spiegel geöffnet war. Neugierig und erwartungsvoll öffnete er das Tor und ging in den Tempel hinein. Hunde wissen natürlich nicht, was ein Spiegel ist und was er vermag. Nachdem er den Tempel betreten hatte, glaubte er sich von tausend Hunden umgeben. Und der Hund begann zu lächeln. Er blickte in die vielen Spiegel, und überall sah er einen Hund, der ebenfalls lächelte – so gut Hunde eben lächeln können. Und der Hund begann vor Freude mit dem Schwanz zu wedeln. Im selben Augenblick begannen auch die tausend Hunde mit ihren Schwänzen zu wedeln, und der Hund wurde noch fröhlicher. So etwas hatte er noch nie erlebt. Voller Freude blieb er, solange er konnte, im Tempel und spielte mit den tausend Hunden. Dieses schöne Erlebnis hatte sich tief in das Gedächtnis des Hundes eingegraben. Fortan sah er es als erwiesen an, dass ihm andere Hunde freundlich