Gesammelte Werke . Joseph von Eichendorff

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Gesammelte Werke  - Joseph von Eichendorff

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Tagen Durch die Welt sich fröhlich hauten, Streckten steinern nun die Glieder, Eingehüllt in ihre Fahnen, Sind seitdem so alt geworden, Nur ich bin so jung wie damals. Von der Welt kann ich nicht lassen, Liebeln nicht von fern mit Reden, Muß mit Armen warm umfassen! Laß mich lieben, laß mich leben!'

      Nun verliebt die Augen gehen

       Über ihres Gartens Mauer,

       War so einsam dort zu sehen

       Schimmernd Land und Ström' und Auen.

       Und wo ihre Augen gingen:

       Quellen aus der Grüne sprangen,

       Berg und Wald verzaubert standen,

       Tausend Vögel schwirrend sangen.

       Golden blitzt es überm Grunde,

       Seltne Farben irrend schweifen,

       Wie zu lang entbehrten Feste

       Will die Erde sich bereiten.

       Und nun kamen angezogen

       Freier bald von allen Seiten,

       Federn bunt im Winde flogen,

       Jäger schmuck im Walde reiten.

       Hörner lustig drein erschallen

       Auf und munter durch das Grüne,

       Pilger fromm dazwischen wallen,

       Die das Heimatsfieber spüren.

       Auf vielsonn'gen Wiesen flöten

       Schäfer bei schneeflock'gen Schafen,

       Ritter in der Abendröte

       Knieen auf des Berges Hange,

       Und die Nächte von Gitarren

       Und Gesängen weich erschallen,

       Daß der wunderliche Alte

       Wie verrückt beginnt zu tanzen.

       Die Prinzessin schmückt mit Kränzen

       Wieder sich die schönen Haare,

       Und die vollen Kränze glänzen

       Und sie blickt verlangend nieder.

      Doch die alten Helden alle,

       Draußen vor der Burg gelagert,

       Saßen dort im Morgenglanze,

       Die das schöne Kind bewachten.

       An das Tor die Freier kamen

       Nun gesprengt, gehüpft, gelaufen,

       Ritter, Jäger, Provenzalen,

       Bunte, helle, lichte Haufen.

       Und vor allen junge Recken

       Stolzen Blicks den Berg berannten,

       Die die alten Helden weckten,

       Sie vertraulich Brüder nannten,

       Doch wie diese uralt blicken,

       An die Eisenbrust geschlossen

       Brüderlich die Jungen drücken,

       Fallen die erdrückt zu Boden.

       Andre lagern sich zum Alten,

       Graust ihn'n gleich bei seinen Mienen,

       Ordnen sein verworrnes Walten,

       Daß es jedem wohl gefiele;

       Doch sie fühlen schaudernd balde,

       Daß sie ihn nicht können zwingen,

       Selbst zu Spielzeug sich verwandeln,

       Und der Alte spielt mit ihnen.

       Und sie müssen töricht tanzen,

       Manche mit der Kron' geschmücket

       Und im purpurnen Talare

       Feierlich den Reigen führen.

       Andre schweben lispelnd lose,

       Andre müssen männlich lärmen,

       Rittern reißen aus die Rosse

       Und die schreien gar erbärmlich.

       Bis sie endlich alle müde

       Wieder kommen zu Verstande,

       Mit der ganzen Welt in Frieden,

       Legen ab die Maskerade.

       ›Jäger sind wir nicht, noch Ritter‹,

       Hört man sie von fern noch summen,

       ›Spiel nur war das, wir sind Dichter!‹

       So vertost der ganze Plunder,

       Nüchtern liegt die Welt wie ehe,

       Und die Zaub'rin bei dem Alten

       Spielt die vor'gen Spiele wieder

       Einsam wohl noch lange Jahre.

      Die Gräfin, die zuletzt mit ihrem schönen, begeisterten Gesicht einer welschen Improvisatorin glich, unterbrach sich hier plötzlich selber, indem sie laut auflachte, ohne daß jemand wußte, warum. Verwundert fragte alles durcheinander: Was lachen Sie? Ist die Allegorie schon geschlossen? Ist das nicht die Poesie? Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß nicht, sagte die Gräfin lustig und sprang auf.

      Von allen Seiten wurden nun die flüchtigen Verse besprochen. Einige hielten die Prinzessin im Gedicht für die Venus, andre nannten sie die Schönheit, andre nannten sie die Poesie des Lebens. Es mag wohl die Gräfin selber sein, dachte Friedrich. Es ist die Jungfrau Maria als die große Weltliebe, sagte der genialische Reisende, der wenig acht gegeben hatte, mit vornehmer Nachlässigkeit. Ei daß Gott behüte! brach Friedrich, dem das Gedicht der Gräfin heidnisch und übermütig vorgekommen war, wie ihre ganze Schönheit, halb lachend und halb unwillig aus: Sind wir doch kaum des Vernünftelns in der Religion los und fangen dagegen schon wieder an, ihre festen Glaubenssätze, Wunder und Wahrheiten zu verpoetisieren und zu verflüchtigen. In wem die Religion zum Leben gelangt, wer in allem Tun und Lassen von der Gnade wahrhaft durchdrungen ist, dessen Seele mag sich auch in Liedern ihrer Entzückung und des himmlischen Glanzes erfreuen. Wer aber hochmütig und schlau diese Geheimnisse und einfältigen Wahrheiten als beliebigen Dichtungsstoff zu überschauen glaubt, wer die Religion, die nicht dem Glauben, dem Verstande oder der Poesie allein, sondern allen dreien, dem ganzen Menschen, angehört, bloß mit der Phantasie in ihren einzelnen Schönheiten willkürlich zusammenrafft, der wird ebenso gern an den griechischen Olymp glauben, als an das Christentum, und eins mit dem andern verwechseln und versetzen, bis der ganze Himmel furchtbar und öde wird. Friedrich bemerkte, daß er von mehreren sehr weise belächelt

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