Liebe In Monte Carlo. Барбара Картленд
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Читать онлайн книгу Liebe In Monte Carlo - Барбара Картленд страница 4
„Dann lehne ich es ganz entschieden ab, wie eine Bettlerin nach Südfrankreich zu fahren. Weiß der Himmel, mir liegt nichts daran, irgend so ein fades, hochnäsiges Mädchen mitzunehmen, das sich beklagt, wenn sie meine Kleider flicken muß.“
Lady Rothley warf sich verärgert in die Sofakissen zurück.
„Die Schwierigkeit ist ja, Tempera, daß ich eigentlich so viele neue Sachen brauche. Und wenn du nicht gewesen wärst, könnte ich meine alten Kleider heute schon gar nicht mehr tragen.“
„Ich weiß. Wir müssen eben versuchen, ein verständnisvolles Mädchen zu finden, das mit der Nadel umgehen kann.“
„Sie wird bestimmt quengeln und sich beschweren“, jammerte Lady Rothley. „Wie dieses giftige Weibsbild kurz vor dem Tod deines Vaters. ,Wirklich, M’lady, Ihre Unterwäsche sieht aus wie ein Puzzle', sagte sie immer. Wie unsympathisch sie mir doch war.“
Tempera lachte.
„Nun, sie blieb ja nicht lange. Und später haben wir alle deine Sachen, die sie nicht flicken wollte, gebündelt ganz hinten in einer Kommode gefunden.“
„Um Himmels willen, bring mir bloß nicht so eine Person hierher!“ flehte Lady Rothley. „Da war noch eine andere, die ebenso schrecklich war. Wie hieß sie doch nur?“
„Du meinst sicher die Arnold.“
„Richtig die Arnold! Immer, wenn ich sie brauchte, wollte sie gerade Tee trinken. Ihr Tee war ihr heilig. Sie hat es immer abgelehnt, zu mir zu kommen, bevor sie ihn in Ruhe getrunken hatte.“
Tempera lachte wieder.
„Ich sehe schon, ich muß ein Mädchen finden, das sich aus Tee nichts macht.“
„Das wird dir kaum gelingen“, zweifelte Lady Rothley. „Tee ist sozusagen die Medizin der Dienstboten. Aber als ich das deinem Vater einmal sagte, meinte er trocken, es sei wohl eher der Gin.“
„Vermutlich dachte Papa daran, wieviel Gin die Dienstboten im 18. Jahrhundert getrunken haben“, entgegnete Tempera. „In den großen Häusern trinken sie natürlich auch heute noch große Mengen Bier.“
„Meinetwegen können sie Champagner trinken, solange sie nur da sind, um mich zu bedienen. Der Gedanke an diese Zofe bedrückt mich doch sehr.“
Tempera schwieg. Sie nahm ihren einfachen Hut ab, den sie auf ihrem Weg zur National Gallery getragen hatte, und glättete ihr rotblondes Haar. Tempera war schlank und anmutig, aber sie sah völlig anders aus als die eleganten Frauen, mit denen ihre Stiefmutter verkehrte. Und um diesen Unterschied scheinbar noch zu betonen, trug sie das Haar nicht in Wellen über die Stirn gelegt, sondern zu einem Knoten nach hinten zurückgekämmt. Nur wenn sie sehr beschäftigt war, hingen ihr einige Löckchen ins Gesicht und milderten so den strengen Stil ihrer Frisur, der an Madonnen früher italienischer Meister erinnerte.
Tempera beachtete auch heute ihr Spiegelbild kaum. Sie strich einige Locken zur Seite und dachte an ihre Stiefmutter. Wie konnte sie wohl eine Zofe finden, die ihr gefiel? Nur Tempera selbst wußte, in welch schlechtem Zustand ein großer Teil der Wäsche ihrer Stiefmutter war. Immer wieder mußte sie zum Beispiel ihre Strümpfe stopfen. Dabei hätte sie diese viel lieber fortgeworfen, wie es jede andere modebewußte Frau tat.
Lady Rothley mußte ähnliche Gedanken gehabt haben, denn plötzlich sagte sie mit einem kleinen Seufzer: „Oh, Tempera, wenn du doch nur mit mir kommen könntest.“
„Das würde ich eigentlich sehr gern tun. Ich würde viel dafür geben, Südfrankreich kennenzulernen. Papa hat es mir oft beschrieben. Einmal ist er sogar in Lord Salisburys Villa in Beaulieu gewesen und hat auch die Villa Victoria besucht, die Miss Alice Rothschild gehört. Er sagte, sie sei voller Kunstschätze gewesen. Das Haus mußt du unbedingt sehen, Alaine.”
„Ich bin nicht an Kunstschätzen interessiert, sondern nur am Herzog. Hoffentlich fällt mir immer das Richtige ein, wenn ich mit ihm rede.“
„Der Herzog ist sehr an Gemälden interessiert“, sagte Tempera. „Er hat eine großartige Sammlung in Chevingham House. Die hast du bestimmt schon gesehen. Und auf seinem Landsitz hat er einige phantastische alte Meister. Papa hat oft von der Chevingham-Sammlung erzählt.“
„Wenn der Herzog nun davon erzählt, was soll ich ihm denn darauf antworten?“ fragte Lady Rothley verdrossen. „Du weißt doch, daß ich mir die Namen dieser ermüdenden Maler nie merken kann. Raffael und Rubens bekomme ich immer durcheinander. Und was noch schlimmer ist: Für mich sehen sie alle gleich aus.“
„Dann sagst du am besten gar nichts“, schlug Tempera vor. „Als Papa noch seine Vorlesungen vor Studenten hielt, erklärte er ihnen immer, sie sollten vor allem zuschauen und zuhören. Daran solltest du dich auch halten, Alaine: nur schauen und zuhören.“
Tempera lächelte und fügte mit weicher Stimme hinzu: „Wenn du das tust, wirst du so schön sein, daß es bestimmt nicht nötig ist, auch noch irgendetwas zu sagen.“
„Aber manchmal kann man nicht einfach schweigen“, wandte Lady Rothley ein. „Wenn man mir zum Beispiel sagt: ,Sie lieben sicher den Stil von Petronello oder Pepiana oder Popocatepetl oder sonst so einen ausländischen Namen', dann fehlst du mir, um mir zu erklären, wer das eigentlich ist.“
Sie schwieg einen Augenblick. Plötzlich blickte sie ganz munter: „Tempera! Warum kommst du eigentlich nicht mit?“
„Was meinst du damit?“ wollte Tempera wissen.
„Ich meine, wem sollte da eigentlich etwas auffallen? Niemand hat dich jemals gesehen. Und du bist noch niemals irgendwo gewesen. Für mich wäre es aber ganz toll, wenn du mitkämst, um dich um mich zu kümmern und mir zu helfen.“
Tempera war sehr still. Dann fragte sie: „Meinst du damit, Alaine, daß ich als deine Zofe mitkommen soll?“
„Warum nicht? Ich bin ganz sicher, man wird gut für die Zofen sorgen. Die Arnold hätte bestimmt eine Menge zu sagen gehabt, wenn es anders wäre.“
Als Tempera schwieg, drang Lady Rothley weiter auf sie ein: „Um Himmels willen, Tempera, sieh doch ein, daß das die einzige Lösung ist! Du könntest dich um meine Kleidung kümmern und könntest mir verraten, welches die besten Bilder sind, obgleich ich sowieso nicht verstehe, warum man sich die Wände damit pflastert.“
„Aber wenn nun der Herzog herausfindet, daß ich Papas Tochter bin?“ fragte Tempera langsam. „Würde ihm das nicht ziemlich eigenartig vorkommen?“
„Wie soll er das denn herausbekommen? Du wirst natürlich nicht unter deinem richtigen Namen reisen. Ich glaube auch nicht, daß er überhaupt weiß, daß dein Vater eine Tochter hatte - er hat dich bestimmt nie erwähnt.“
Tempera erhob sich und ging zum Fenster. Sie schaute auf den grauen Himmel und die benachbarten Hinterhöfe.
Es war ein sehr kalter, stürmischer März mit Nordwind, Graupel- und Hagelschauern. Sie fröstelte noch immer, seit ihrer Fahrt mit dem Omnibus vom Trafalgar Square nach Hause. Nur weil sie schnell durch die Curzon Street gegangen war, war ihr etwas wärmer geworden, aber ihre kleine Nase fühlte sich immer noch so an, als gehöre sie eigentlich nicht zu ihr, und ihre Finger waren ganz steif.
In dieser Situation sah Tempera plötzlich das blaue Meer vor sich und Blumen, wie