Neulateinische Metrik. Группа авторов

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īn lŏcă pāllĭdŭlă, rĭgĭdă, nūdŭlă, nĕc, ūt sŏlēs, dăbīs jŏcōs?

      Unstetes, reizendes Seelchen, Gast und Geleiter des Körpers, in welche bleiche, unerbittliche, nackte Gegend gehst du nun von dannen und scherzt auch nicht mehr wie gewohnt?

      Die Hadrian zugeschriebenen Dimeter, die gerade im ersten Vers fast völlig aufgelöst sind, werden als antikes lateinisches Vorbild für Fleming in Anspruch genommen, auch wenn m.E. Flemings Referenz auf Scaliger außer Frage steht.

      Insgesamt zeigt das häufige Vorkommen der animula in pyrrhichischenPyrrhichius bzw. pyrrhichisch wirkenden Versen sowie das ebenso häufige Vorkommen von Diminutiva in allen Gedichten, die auffällige Rekurrenz bestimmter Adjektive (nitidus, lepidus, viridis u.a.), die Häufigkeit des Femininum Singular der a-Deklination und des Neutrum Plural, wie sehr sich die Dichter durch die Beschränkung auf Kürzen lexikalisch eingeengt hatten.

      Wie es scheint, stellt also das neulateinische Hyporchema eine metrische Form dar, die theoretisch und praktisch auf Iulius Caesar ScaligerScaliger, Julius Caesar zurückgeht, der seine Vorstellung vom antiken Hyporchema am sogenannten Pratinas-FragmentPratinas-Fragment orientiert. Diese Form fordert mit Ausnahme der Endsilbe die ausschließliche Verwendung von kurzen Silben, die entweder zu Versen gleicher Silbenzahl oder alternierenden Versen zusammengesetzt werden. Die Beschränkung auf kurze Silben macht zum einen eine Beschränkung auf ein überschaubares lexikalisches Material notwendig, zum anderen die Ausnutzung aller Möglichkeiten, Silben zu kürzen, und die Elision von langen vor kurzen Silben. Typisch für das Hyporchema ist überdies die Verwendung von Diminutiva und von zahlreichen, oft als Nominalkomposita neu gebildeten Epitheta, die sicherlich zum Teil den metrischen Zwängen geschuldet ist. Die Verwendung der auffälligen Epitheta orientiert sich aber auch an entsprechenden Epitheta des Pratinas-FragmentsPratinas-Fragment. Die Frage liegt nahe, weshalb Dichter eine Form herausbilden und sich in ihr betätigen, die ihrem Dichten solch enge Beschränkungen auferlegt. Eine poetologische Antwort könnte lauten, dass sie sich in einer Form der archaischen griechischen Lyrik betätigen, in der, wie gesagt, auch PindarPindar und pindarische Dichtung gedichtet haben soll, dass sie also in gewisser Weise pindarisieren. Die prosaische Erklärung muss wohl lauten, dass diese Form technisch überaus schwierig und mühevoll ist, wie Scaliger es in der Überschrift seines Hyporchema Baccho, Sileno usw. formuliert: omnium poematium operosissimum,Grotius, Hugo45 und die Dichter ihre technische Brillanz unter Beweis stellen wollten. In diesem Sinn hätte Grotius z.B. danach gestrebt, unter den zahlreichen EpicedienEpicedium auf Aldina etwas Besonderes zu bieten. In Alsteds Encyclopaedia Alsted, Johann HeinrichEncyclopaediafindet sich das Hyporchema jedenfalls unter den Technopaegnia. Die Hyporchemata FlemingFleming, Pauls, der mit fünf Exemplaren die Hauptmasse beisteuert, stammen sämtlich aus den Jahren 1630/31, seiner poetischen Frühzeit und experimentellen Phase. Möglicherweise hat sich also Scaligers metrische Neuschöpfung trotz ihrer erhabenen Herkunft wegen ihrer extremen Künstlichkeit schnell totgelaufen. Nicht jedes Geschöpf, das aus dem Geist der Antike geboren wird, ist also lebenskräftig, und selbst der Barockhumanismus hat nicht jedes manieristische Spiel goutiert.

      Literaturverzeichnis

      1. Primärtexte

      Aleandro, Girolamo: In obitum Aldinae catellae, Lacrymae poeticae. Paris 1622.

      Alsted, Johann Heinrich: Encyclopaedia, 7 Bde., Herborn 1630 [Nachdruck Stuttgart 1989/90].

      Fleming, Paul: Paul Flemings deutsche Gedichte, herausgegeben von Johann Heinrich Lappenberg, Stuttgart 1863 (Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart, Bd. 73 [Nachdruck Amsterdam 1969].

      Scaliger, Iulius Caesar: Poemata, [Heidelberg] 1574; weitere zitierte Auflagen Genf 1591; [Heidelberg] 1600.

      Scaliger, Iulius Caesar: Poetices libri septem. Bd. 1: Buch 1 und 2. Herausgegeben und übersetzt von Luc Deitz, Stuttgart 1994.

      Zanten, Laurens van (Hg.): Deliciae Poeticae, Bd. 8, Leiden 1796.

      2. Sekundärtexte

      Bierl, Anton: Der Chor in der Alten Komödie. Ritual und Performativität (unter besonderer Berücksichtigung von Aristophanes᾿ Thesmophoriazusen und der Phalloslieder fr. 851 PMG), München 2001.

      Broekhuizen, Jan/Verburg, Isaac/Huschke, Immanuel G.: C. Valerii Catulli carmina sex priora cum commentariis Ian. Broukhusii Isaac. Verburgii et editoris, in: Immanuel G. Huschke (Hg.): Analecta Litteraria, Leipzig 1826, i–xxxii, 1–76.

      Crusius, Friedrich: Römische Metrik. Eine Einführung. Neu bearbeitet von Hans Rubenbauer, Hildesheim 1986.

      D., K.: Bibliographische Notiz zu: Jacobi Morelli, Bibliothecae Regiae D. Marci Venetiarum Praefecti Epistulae septem variae eruditionis, quarum tres nunc primum prodeunt, Padua 1819, in: Göttingische gelehrte Anzeigen 2 (1823), 921–925.

      Diehl, Ernst: Hyporchema, in: Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft 8,1 (1914), 338–343.

      Eyffinger, Arthur: Inventory of the Poetry of Hugo Grotius, Assen 1982.

      Garber, Klaus: Martin Opitz, Paul Fleming, Simon Dach. Drei Dichter des 17. Jahrhunderts in Bibliotheken Mittel- und Osteuropas, Köln 2013.

      Hartenberger, Rudolf: De o finali apud poetas Latinos ab Ennio usque ad Iuvenalem, Bonn 1911.

      Hintzen, Beate: Paul Flemings Kußgedichte und ihr Kontext, Göttingen 2014 (Super alta perennis, Bd. 16).

      Hooper, Richard Walter: A Stylistic Investigation into the Third and Fourth Book of the Corpus Tibullianum, Diss. Yale University 1975.

      Maltby, Robert: Tibullus. Elegies. Text, Introduction and Commentary, Cambridge 2002.

      Mastandrea, Paolo/Tessarolo, Luigi (Hg.): A CD-Rom of Latin Medieval Poetry (650–1250 A.D.) with a Gateway to Classical and Late Antiquity Texts, Florenz 2001.

      Morelli, Jacopo: Epistulae septem variae eruditionis, quarum tres nunc primum prodeunt, Padua 1819, 35–36 [= Jacopo Morelli: Operette, Bd. 2, Venedig 1820, 239–241].

      [Morelli, Jacopo:] Hugonis Grotii carmen, quod paucissimis legere contigit, The Classical Journal 27 (1823), 170–171.

      Müller, Carl Friedrich Wilhelm: Plautinische Prosodie, Berlin 1869.

      Müller, Lucian: Geschichte der klassischen Philologie in den Niederlanden. Mit einem Anhang über die lateinische Versifikation der Niederländer, Leipzig 1869.

      Robbins, Emmet: Hyporchema, in: Der Neue Pauly 5 (1998), 815–815.

      Rosa, Alberto Asor: Aleandro, Girolamo, il Giovane, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 2, Rom 1960, 135–136.

      Skutsch, Franz: Lateinische Sprache und Literatur, in: Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der romanischen Philologie 1 (1890), 25–38.

      Skutsch, Franz: Plautinisches und Romanisches. Studien zur Plautinischen Prosodie, Leipzig 1892 (Forschungen zur lateinischen Grammatik und Metrik, Bd. 1).

      Skutsch, Otto: Prosodische und metrische Gesetze der Iambenkürzung, Göttingen 1934 (Forschungen

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