Ein E-Auto kaufen für Dummies. Reiner Silberstein
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Sie den Geruch von Benzin und Öl als Lebenselixier brauchen.
Sie selbst viel an der Antriebstechnik des Wagens herumschrauben wollen.
Nicht unmöglich, aber schon etwas schwieriger wird es mit einem E-Auto auch, wenn …
Sie weder zu Hause noch am Arbeitsplatz einen Stellplatz mit Lademöglichkeit haben und ausschließlich auf öffentliche Ladestationen angewiesen sind.
Sie sich auf keinen Fall vor dem Losfahren Gedanken machen möchten, wie und wo Sie unterwegs eine Ladesäule finden – es sei denn, Sie fahren ohnehin immer nur innerhalb der Heimreichweite.
Kapitel 2
Auf der Suche nach dem passenden Modell
IN DIESEM KAPITEL
Worauf kommt es bei Ihrem persönlichen Fahrprofil an?
Welche Bedingungen muss das Auto erfüllen?
Welchen Einfluss hat die Ladeinfrastruktur in Ihrer Nähe auf den Kauf?
Wie berechnen sich die Gesamtkosten eines E-Autos?
Die Anforderungen an ein Fahrzeug sind extrem unterschiedlich, die Fahrprofile der Nutzer ebenfalls. Letztere schränken die Auswahl an tauglichen E-Autos allerdings schon sehr stark ein – in vielerlei Hinsicht. Machen Sie sich zunächst Gedanken um folgende Punkte:
Reichweite: Wie weit müssen Sie täglich wenigstens am Stück fahren können?
Geschwindigkeitsbedarf: Wie schnell müssen/wollen Sie unterwegs sein?
Lademöglichkeiten: Können Sie zu Hause über Nacht laden? Am Tage am Arbeitsplatz? Unterwegs auf Ihrer täglichen Strecke?
Raumbedarf: Wie viel Platz brauchen Sie im Auto für Personen und Gepäck?
Urlaub: Wollen Sie mit dem Wagen auch mal Langstrecken zurücklegen?
Anhängerkupplung: Brauchen Sie eine für Anhänger oder Wohnwagen?
Cabriodach: Muss es oben ohne sein?
Kosten: Wie viel darf der neue Fahrspaß kosten?
Die Reichweite
Es ist und bleibt der Knackpunkt beim E-Auto-Kauf: Wie weit kommt die Karre ohne Zwischenladung? Das Laden geht (noch) nicht so schnell wie an der Tankstelle. Pendler, die jeden Tag exakt dieselbe Strecke zum Arbeitsplatz zurücklegen, haben es eigentlich einfach: Reichweite geteilt durch 2, dann sollte es passen. In der Tat: Die durchschnittliche deutsche Pendlerstrecke von weniger als 25 Kilometern ist auch hin und zurück für jedes E-Auto im Bereich des Machbaren.
Die theoretische vom Hersteller angegebene Reichweite richtet sich nach der Größe des Akkus (angegeben in Kilowattstunden, kWh) und dem Stromverbrauch (kWh pro 100 Kilometer). Letzterer wird nach dem Reichweitenzyklus WLTP (englisch Worldwide harmonized Light-duty vehicles Test Procedure) berechnet. Das ist die derzeit gültige Testvorschrift zur Verbrauchsberechnung. Aber gerade der Verbrauch ist keine feste Größe, sondern hängt von sehr vielen Faktoren ab.
Zu knapp sollten Sie Reichweiten-Berechnungen deshalb nicht machen! Bedenken Sie, dass auch die im WLTP-Verfahren ermittelten Reichweiten zwar realistisch erreichbar sind, aber dennoch nur unter relativ günstigen Bedingungen. Vor allem im Winter braucht Ihr Wagen zusätzliche Energie für die Heizung und der Akku ist durch die Kälte weniger leistungsfähig. Unter Umständen gehen Ihnen dann rund 30 Prozent der Reichweite verloren.
Beispielrechnung: Der Hersteller gibt nach WLTP eine Reichweite von 230 Kilometern an. Im Winter dürfte sie bei etwa 160 Kilometern liegen. Mit einem Sicherheitspuffer können Sie also davon ausgehen, dass Sie einen Arbeitgeber in 70 Kilometern Entfernung und Ihren Heimathafen zum Feierabend auch erreichen.
Gönnen Sie sich bei Ihrer persönlichen Reichweitenberechnung einen Sicherheitspuffer von weiteren zehn Prozent, damit Sie nicht ins Schwitzen kommen! Um herauszufinden, ob es wirklich reicht, machen Sie am besten eine Probefahrt im Winter auf Ihrer Hausstrecke.
Die Geschwindigkeit
Apropos WLTP-Reichweiten: Diese werden in einem Mix aus verschiedenen Geschwindigkeiten ermittelt. Wenn Sie aber hauptsächlich auf der Autobahn unterwegs sind und das gern auch sehr zügig, dann reduziert sich die mögliche Reichweite stark. Physikalisch ausgedrückt: Für die doppelte Geschwindigkeit ist viermal so viel Energie zur Überwindung des Luftwiderstands erforderlich – dauerhaft Tempo 160 statt 80 dürfte die Reichweite mehr als halbieren. Dieses sollten Sie beim persönlichen Reichweitenbedarf berücksichtigen – oder Ihren Fahrstil ändern.
»3,7 Sekunden von null auf hundert … Damit hängt man jeden Porsche ab.«
Craig Davies, Tesla-Verkaufschef
Die Lademöglichkeiten
Die Reichweiten Ihrer Traumautos sind zu gering, um über den ganzen Tag zu kommen? Dann halten Sie Ausschau nach Lademöglichkeiten an den Orten, wo Sie für gewöhnlich länger stehen – zum Beispiel direkt am Arbeitsplatz oder in der dortigen Nähe (wie Sie öffentliche Ladesäulen leicht ausfindig machen, erfahren Sie in Teil III »Rund ums Laden«). Dann bräuchte die Reichweite Ihres künftigen E-Autos vielleicht gar nicht so groß auszufallen.
Öffentliche Ladesäulen werden Sie in der Regel nicht die ganze Arbeitszeit belegen können. Meistens ist die Standzeit dort auf ein paar Stunden beschränkt – aus gutem Grund: damit sie nicht unnötig lange blockiert werden mit Autos, die schon längst vollgeladen sind. Das heißt jedoch für Sie: Sie müssen zwischendurch zum Auto zurücklaufen und umparken.
Notfalls könnten Sie auch eine Schnellladestation auf dem Hin- oder Rückweg ansteuern, die auf der Strecke liegt. Allerdings verlängert sich damit Ihr täglicher Arbeitsweg um die entsprechend nötige Ladezeit. Das lässt sich verkraften, wenn Sie dabei bereits einen Teil Ihrer Arbeit erledigen können – zum Beispiel Mails lesen und beantworten.
Achten Sie beim Kauf eines E-Autos dann darauf, dass es auch die Möglichkeit zum schnellen Gleichstromladen (DC) hat. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt tummeln sich noch etliche Wagen, die ausschließlich langsamen Wechselstrom (AC) laden können. Empfehlenswert ist im deutschsprachigen Raum eine sogenannte CCS-Ladesteckdose, mit einer Chademo-Ladesteckdose werden Sie wesentlich weniger Ladesäulen finden. Zu den Details bei den verschiedenen Ladesteckern kommen wir in Kapitel 8 »Strom, die unsichtbare Energie«, Abschnitt »Es gibt vier standardisierte Stecker«.