Lebe deine Träume. Sergio Bambarén

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Lebe deine Träume - Sergio Bambarén

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      KAPITEL 2

      Der Sinn der westlichen Gesellschaft

      Erkenne tief in deinem Herzen, dass das Leben von Millionen unserer Mitmenschen von nur wenigen bestimmt wird

       Wenn der Sinn der Wirtschaft der ist, die Menschen mit den Dingen zu versorgen, die sie brauchen, dann hat das gesamte, globale, kapitalistische System auf der ganzen Linie versagt.

      Wie die meisten von euch wurde ich in eine westliche Gesellschaft geboren, die uns ständig erzählt, dass ein großes Haus, ein schickes Auto, das neueste iPhone, ein sattes Bankkonto und vieles mehr Zeichen wahren Erfolgs sind. Das ist die erste Lüge, die sie in unsere Köpfe zu trichtern versuchen. In dem Moment, in dem wir unser Elternhaus verlassen und unser eigenes Leben anfangen zu leben, haben wir vielleicht sogar das Gefühl, dass wir die Welt erobern und alle unsere Träume verwirklichen könnten. Wir haben jahrelang dafür hart gearbeitet oder studiert. Jetzt sind wir also ganz und gar auf das vorbereitet, was die Zukunft uns zu bieten hat.

       Vorbereitet?

      Plötzlich jedoch finden wir da draußen eine ganz andere große Welt vor, als wir sie uns vorgestellt hatten. Man kann beobachten, dass viele sehr gute Schüler und Studenten im wirklichen Leben gescheitert sind. Ebenso gibt es Menschen, die in der Schule und im Studium nicht so gut abschnitten oder sogar niemals studiert haben, die erfolgreiche Unternehmer wurden oder andere führende Positionen in der Gesellschaft eingenommen haben. Dazu gehören auch Menschen aus ärmeren Schichten. Deren Augen leuchten so glücklich, wie es nicht vielen Menschen möglich ist.

      Was lief bei vielen schief? Was passierte nach all den Vorbereitungen, all den Fähigkeiten mit den großartigen Schülern und Studenten, mit den Cum Laudes?

      Als ich so etwa 20 Jahre alt war, verstand ich noch nicht, welche Fehler ich gemacht hatte, was mich daran hinderte, meine Träume zu erfüllen.

      Doch mit Mitte 30 schien mir alles ganz klar zu sein. Nachdem ich etwa zehn Jahre in der Arbeitswelt tätig war – am Standard der Gesellschaft gemessen recht erfolgreich –, begriff ich vieles von dem ich damals, aus der Schule entlassen, niemals etwas vermutet hätte. Die reale Welt war völlig anders als die theoretischen Vorstellungen, die ich in der Schule gelernt hatte.

      Die »Wirtschaft« ist »ein menschlicher Dschungel«. Warum sage ich das? Ich bin in einem Land geboren, in dem der zweitgrößte Regenwald des Amazonas und der Erde liegt und habe diesen Ort viele Male besucht. Der Dschungel mit seinen wundervollen Tieren, Vögeln, mit allen möglichen Geschöpfen und Pflanzen ist kein Paradies, wie viele Menschen vielleicht glauben.

      Im Dschungel existiert eine Welt des Wettbewerbs, nach den Gesetzen der Natur. Tief im Herzen des Regenwaldes, wohin nur wenige Menschen kommen, geht es ums Überleben. Am Tag muss man in spezieller Kleidung reisen, damit die Moskitos (es sind Riesenmoskitos) einen nicht bei lebendigem Leibe aussaugen.

      Man muss sich den Weg mit einer Machete ebnen. Und man muss beten, dass es nicht regnet, da sturzflutartige Überschwemmungen dort an der Tagesordnung sind. Dann versinkt man im Schlamm. Oder man versucht, auf den umgefallenen Bäumen zu gehen, die überall herumliegen. Das sind tote Bäume, die für neue Bäume den Dünger bilden. Dabei muss man sehr vorsichtig sein. Denn über die umgefallenen Bäume zu gehen, bedeutet, dass man sich an jedem stehenden Baum festhalten muss, um die Balance nicht zu verlieren.

      Alle Geschöpfe des Regenwalds sind unglaublich geübt darin, sich vor ihren Feinden, den Raubtieren, zu verstecken. Manche von ihnen scheinen nur ein anderes Blatt zu sein, andere benutzen prächtige Farben, um dich wissen zu lassen, dass sie ein tödliches Gift ausscheiden bei dem Versuch, sie zu berühren. Andere wiederum passen sich den Farben ihrer Umgebung an. Und wenn man nicht gerade ein Experte ist, dann kann man in Millimeternähe an ihnen vorbeigehen, ohne sie zu bemerken. Das ist auch bei gigantischen Schlangen der Fall, die sich auf den Ästen der Bäume ausruhen. Ich habe alles mit eigenen Augen betrachtet und gelernt, dass der Dschungel kein so friedvoller und wundervoller Ort ist, wie man ihm nachsagt.

      Natürlich ist es eine völlig andere Geschichte, wenn man den Dschungel von einer bequemen Sitzbank auf einer der vielen luxuriösen Ausflugsjachten aus beobachtet, die unter viel sichereren Bedingungen die Flüsse entlangfahren, die manchmal wie Ozeane aussehen. Die magischen Sonnenuntergänge, die Stimmen der Tiere, die rosafarbenen Flussdelfine, die die Boote auf ihren Reisen begleiten, das alles sieht so schön aus, so friedvoll … aus der sicheren Perspektive eines Kreuzfahrtschiffes, das ist es jedoch nicht, wenn man im Inneren des Dschungels lebt.

      Vertrau mir, renn in eine sichere Hütte, bevor die Nacht hereinbricht! Dort wirst du erkennen, dass der stockdunkle Regenwald ein Ort ist, in dem die Raubtiere die Kleineren fressen oder die Schwächeren, oder was auch immer sie finden können!

      Klingt das nicht bekannt? Kennen wir nicht auch Raubtiere, die die Kleineren und Schwächeren fressen; die als Schafe verkleideten Wölfe, die immer bereit sind anzugreifen? Kennen wir Wölfe, die uns anlächeln und bereit sind, uns in den Rücken zu fallen, obwohl wir einfach nur unsere Arbeit machen wollen?

      Der Dschungel hält jedoch mit all seiner Schönheit und seiner Grausamkeit ein perfektes Gleichgewicht aufrecht. Hier haben alle Geschöpfe eine Chance und die Möglichkeit, sich zu verteidigen. Raubtiere fressen nur, wenn sie Hunger haben. Sie töten nicht um der kranken Freude des Tötens willen. Alle Bäume haben eine Chance, groß zu werden und die Sonne zu erreichen, die ihnen das Licht zum Überleben spendet. Dadurch bleiben die meisten Kleintiere, mögen es nun Insekten, Frösche, Echsen, Geckos oder Ameisen sein, und das ganze Universum, das der Dschungel bildet, in relativer Sicherheit, können sich vermehren und geben den neuen Generationen eine Chance zu überleben.

      Stell dir jetzt denselben Dschungel vor, doch mit Gefühlen, von denen die Tiere, die im echten Dschungel leben, nichts wissen: Habgier, Konkurrenz, Prinzipienlosigkeit, Missgunst, Groll, Rache, Eifersucht, festgelegte Regeln, die immer wieder nicht befolgt werden …

      Wie würde solch ein Dschungel wohl aussehen? Es würde genauso aussehen wie die Arbeitswelt, in der wir leben!

      Bitte versteh mich nicht falsch: Die Mehrzahl der Menschen, die diesen wunderschönen Planeten bewohnen, den wir Erde nennen, sind ehrbare und ehrliche Menschen. Sie arbeiten hart und verfolgen ihre Träume, welche auch immer. Leider funktionierte das nur bis in den Sechzigerjahren und sogar noch bis in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Doch durch die technologische Revolution, in der wir immer noch leben, gibt es auf der ganzen Welt weniger arme Leute als noch vor fünf Jahrzehnten. Unsere Lebensspanne ist dank medizinischer Durchbrüche enorm gewachsen. Wir leben länger, gesünder, und die Geschwindigkeit der Kommunikation hat dazu geführt, dass wir uns eine Prothese ins Ohr setzen: das iPhone. Alles hat sich verändert und wird sich weiterhin verändern, und zwar sogar noch schneller.

      Natürlich ist es wunderbar, dass wir die Armut in der Welt verringert haben und dass die Sterberate neugeborener Kinder mit solcher Geschwindigkeit gesunken ist. Doch was wir nie wahrgenommen haben, ist, dass diese jetzt auf der ganzen Welt in Erscheinung tretende Mittelschicht danach lechzt, denselben Lebensstandard zu erreichen wie die westliche Gesellschaft. Sie waren arm, während die reichen Länder schon seit langer Zeit sehr gut gelebt hatten. Bisher konnten sie es nur im Fernsehen und im Kino sehen beziehungsweise in den Nachrichten hören. Jetzt möchten sie ihren eigenen Teil des Kuchens abhaben.

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