Mental Power. Clive Bucher
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Heim-Bilanz
Die Erziehung im Heim war sehr streng. Wie bereits erwähnt, herrschten strenge Regeln. Man wurde ständig kontrolliert und beaufsichtigt. Diese permanenten Kontrollen, die ständige Überwachung und die Regeln führten dazu, dass ich bis heute mit Bindungsängsten zu kämpfen habe. Wenn man sein Leben lang gefühlsmäßig auf Abwehr sein muss, weil es einen sonst selbst zerreißen würde, dauert es auch wieder länger, ehe man sich jemand anderem anvertrauen zu kann. Du gibst der Person, der du dich öffnest, die Macht, dich zu verletzen, du schenkst ihr den Schlüssel zu deinem Herzen, deshalb sollte es vorher gut überlegt sein, wem du diesen Schlüssel gibst, denn nicht jeder hat ihn verdient. Auch in der Familie hatte ich wenig Glück, schließlich bin ich ohne Vater aufgewachsen. Zu meiner Großmutter mütterlicherseits hatte ich nicht viel Kontakt, da sie nur italienisch sprach und ich den größten Teil meines Lebens im Heim lebte. Zu meinen Großeltern väterlicherseits hatte ich auch nur wenig Kontakt. Somit fehlte mir jeglicher Halt.
Ich musste schon sehr früh auf eigenen Beinen stehen: mental, physisch und seelisch. Zwar hatte ich weitgehend Glück und konnte mir trotz aller widrigen Umstände ein sehr gutes Umfeld aufbauen, dennoch habe ich nicht die Liebe erhalten, die man sich als Kind wünscht und braucht. Alles hat einen Grund im Leben, das ist das Entscheidende, das muss man verstehen. Wenn ich jetzt zurückblicke, muss ich sagen, ich bin sogar dankbar für diesen Gefühlskrieg, denn er machte mich härter und lehrte mich so einiges. Alles hat immer zwei Seiten, die positive und die negative, ganz egal, was man macht im Leben, daran lässt sich nie etwas ändern. Was sich allerdings ändern lässt, ist die eigene Einstellung zur Situation, du kannst das Positive sowie auch das Negative ins Auge fassen. Ich bevorzuge, mich auf die positive Seite zu konzentrieren, da du an der Situation, so wie sie ist, sowieso nichts ändern kannst. Wir sind alle das Produkt unserer Vergangenheit. Deine Erfahrungen, deine Erlebnisse und deine Interpretationen, wie du diese Ereignisse aufnimmst, formen dich zu dem, was du bist.
Da ich nie echte Liebe erfahren habe, bin ich heute auch Frauen gegenüber eher skeptisch, zurückhaltend und abwartend. Mir fällt es nicht leicht, Gefühle zu zeigen, da ich nie gelernt habe, sie zu offenbaren. Wenn man sein ganzes Leben gefühlstechnisch damit beschäftigt ist, auf Abwehr zu sein, kennt man auch nichts anderes. Das alles machte einen nicht gerade einfachen Menschen aus mir.
Bindung entsteht, wenn sich zwei Menschen ehrlich füreinander interessieren, wenn sie sich gegenseitig schätzen und lieben. Ich konnte nie eine spezielle Bindung zu jemandem aufbauen, weil ich auch nie das Gefühl hatte, dass sich wirklich jemand für mich aus tiefstem Herzen interessiert oder mit ehrlichem Interesse gefragt hat, wie ich mich fühle. Oft waren es irgendwelche Standardfloskeln. Unter solchen Bedingungen kann niemand eine vertrauensvolle Bindung aufbauen, wie auch, wenn man ständig seine Gefühle für sich behalten und alles unter Kontrolle halten muss. Wenn du dich mit niemandem vertrauensvoll austauschen kannst und dich ständig durchboxen musst, wirst du mit der Zeit zu einer Maschine, die sich nur noch verteidigt.
Was mir Halt gab
Der Fußball gab mir den nötigen Halt, den ich brauchte. Er ließ mich träumen und motivierte mich. Der Gedanke an Cristiano Ronaldo, mein großes Vorbild, verlieh mir selbst in schwierigsten Situationen Kraft. Ich konnte mit ihm träumen und mir vorstellen, wie es wohl wäre, wenn ich auch so Fußball spielen könnte wie er. Ohne den Fußballsport wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde. Sport ist für mich das Allerwichtigste, aber auch mein Großvater gab mir extremen Halt, seine unzähligen Ratschläge, die mir bis heute geblieben sind. Eines meiner größten Motive war und ist, so vorbildlich und eindrucksvoll zu werden wie nur möglich, um meinem Großvater zu zeigen, dass sich jede einzelne Minute, die er in mich investiert hat, zu 100% gelohnt hat. Das ist das Minimum an Dankbarkeit, das ich zurückgeben muss! Ich wollte immer, dass er eines Tages sagen kann, dass er stolz ist auf mich.
Ich habe mir so mein Mindset selbst erarbeitet und zusammengestellt. Meine Vorbilder gaben mir dazu die Kraft, deswegen ist es so wichtig, dass man Menschen hat im Leben, zu denen man aufschauen kann. Ich war schon von Natur aus ein sehr zielstrebiger Mensch. Wenn ein Ziel anvisiert ist, kann mich nichts davon abhalten, dieses zu erreichen.
Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass du mit einer gewissen Leidenschaft an deine Aufgaben gehst.
Leidenschaft kommt von »schafft Leiden«. Wenn ein Junge sich aus Leidenschaft beim Fußballspielen Schürfungen oder Prellungen zuzieht, bekommt die Mutter schon fast Panikattacken, für den Jungen jedoch ist es ganz normal, wieso? Weil der Junge das Spiel im Fokus hat, sein Ziel ist es, um jeden Preis zu gewinnen, was wiederum bei der Mutter nicht zuoberst auf der Prioritätenliste steht. Das ist wahre Leidenschaft. Hast du erst einmal eine Leidenschaft entwickelt, bist du bereit zu leiden für dein Ziel. Die Vorstellung des Gefühls, was wir fühlen werden, wenn wir unser Ziel erreicht haben, gibt uns die Kraft, die bevorstehenden »Leiden« zu überwinden.
Über die Liebe und den Hunger
Viele Menschen bewundern meine tiefgründigen Sichtweisen in meinem jungen Alter. Aus meiner Sicht sehe ich das natürlich nicht so, aber ich muss zugeben, ich mache mir sehr viele Gedanken übers Leben. Wieso sind wir so, wie wir sind? Wieso geschehen die Dinge, wie sie geschehen? Wieso entstehen Dinge, wie sie entstehen? Mich interessiert einfach alles. Das kommt daher, weil ich einen großen Lebensdurst habe. Ich will noch mehr erreichen, Grenzen sprengen, ausbrechen, Rekorde schlagen, unabhängig sein und das Leben in vollen Zügen genießen!
Ich wollte immer der Beste sein. Verlieren gab es nicht in meinem Wortschatz. Entweder du gewinnst oder du hast Erfahrungen gesammelt. Durch den Drang zu wachsen, entwickle ich mich ständig weiter, lese Bücher, unterhalte mich mit Menschen, von denen ich lernen kann. Das ist definitiv ein Grund dafür, dass sich mein Reifeprozess beschleunigte.
Ich würde sagen, dass ich ein gewisses Anerkennungsdefizit auszugleichen habe. Wir alle leben für Anerkennung, alles, was wir tun, machen wir, um Anerkennung zu erhalten. Sei es, wenn man zum Training geht, sich einer Diät unterzieht, Geld verdienen will oder sich hübsch macht.
Ohne jegliche Anerkennung würde unser Leben keinen Sinn machen. Bei den einen ist dieses Anerkennungsdefizit etwas größer, bei den anderen etwas kleiner, aber schlussendlich, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, leben wir dafür.
Ich sehne mich nach Liebe und Anerkennung, jeden Tag. Liebe ist unbeschreiblich, weil sie so schön ist, dass man sie nicht beschreiben kann. Ich habe nie viel Liebe erfahren und habe genau deswegen um so mehr zu geben. Ich musste immer fest an mich selbst glauben. Mein Glaube war das Einzige, was ich hatte. In dieser Zeit wuchsen mein Glaube und mein Selbstvertrauen. Heute ist mein Glaube an mich so stark wie nie zuvor! Es gibt nichts, was nicht geht! Ich habe verstanden, dass man durch seinen Glauben Zugang zu unvorstellbaren Ressourcen hat. Meine Vision ist es, so vielen Menschen wie möglich zu helfen, ihr vollstes Potenzial auszuschöpfen, indem sie ihren Glauben und das Bewusstsein auf ein nächstes Level bringen.
Wenn man immer fest an sich glaubt und sich mit seinen Zielen auseinandersetzt, wird man hungrig. Man vertieft sich immer mehr in die Möglichkeiten, wie man am schnellsten seine Ziele erreichen kann Wenn du erst mal eine Leidenschaft für deine Vision entwickelt hast, ist alles viel einfacher. Du nimmst alles ganz anders auf. Bei mir war das so, dass ich durch meine Fokussiertheit gar keine Zeit hatte darüber nachzudenken, warum dieses oder jenes nicht klappt. Ich musste die Zeit nutzen, um nach Lösungen zu suchen, weil alles andere mir nichts bringt und nur Zeit raubt. Du bist in solchen Momenten wesentlich aufnahmefähiger als andere und kannst all das umsetzen, was nötig ist, um an dein Ziel zu gelangen. Ich tue, was immer ich tun muss, um erfolgreich