Bushcraft und Survival für Dummies. Martin Engewicht
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Sie wählen Ihre Ausrüstung entsprechend Ihren Bedürfnissen.
Wenn Sie mit minimaler Ausrüstung trainieren, tun Sie das bewusst.
Für den Bushcrafter stehen somit das Erlebnis in der Natur und die handwerkliche Beschäftigung im Vordergrund.
Theoretisch kann es Ihnen auch beim Bushcrafting passieren, dass Sie in eine Survivalsituation geraten, jedoch nur, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Sie könnten sich zum Beispiel verirren, verletzen oder Ihre Ausrüstung verlieren. Dann wären Sie plötzlich mitten in einem Survival-Szenario. Survival ist Englisch und bedeutet schlicht: Überleben!
Nicht planbar: Survival
Survival ist nicht oder nur schlecht planbar, denn die Umstände, die zu einer konkreten Survivalsituation führen können, sind vielfältig.
Survival bedeutet, dass Sie wissen, was zu tun ist, falls Sie plötzlich und unerwartet in eine lebensbedrohliche Situation geraten sollten.
Das heißt, jederzeit auf eine Fülle von Krisensituationen gefasst zu sein, potenzielle Gefahren zu erkennen und das Wissen zu haben, das nötig ist, um schnell, flexibel und kreativ darauf reagieren zu können und so die Krise zu meistern oder so lange zu überleben, bis Hilfe eintrifft. Hier müssen Sie sich Folgendes vor Augen halten:
Sie wissen nicht, wo Sie von einer Survivalsituation überrascht werden.
Sie können nicht vorhersehen, wann eine Survivalsituation eintreten wird.
Sie möchten die bedrohliche Situation schnellstmöglich unbeschadet verlassen.
Es ist nicht vorhersehbar, worin eine mögliche Krisensituation bestehen wird.
Es ist unklar, wie lange Sie überleben müssen, ehe Sie Hilfe bekommen.
Es ist unklar, welche Ausrüstung Sie im Ernstfall genau benötigen werden.
Es ist unmöglich, Ihr gesamtes Ausrüstungssortiment immer und überall mitzuführen.
Dazu kommt, dass Sie nicht wissen, ob Sie überhaupt jemals in eine Situation kommen, in der ein Ereignis Ihr Leben ernsthaft bedroht. Diese Wahrscheinlichkeit ist durchaus vorhanden, auch wenn sie in Deutschland relativ gering ist. Sie müssen, wenn es darauf ankommt, mit der Ausrüstung zurechtkommen, die gerade zur Verfügung steht, und unter hohem Stress die richtigen Fähigkeiten anwenden können. Hier stehen Training, Flexibilität und psychische Stabilität stärker im Vordergrund als das Naturerlebnis.
Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht nur draußen in der Natur, sondern auch zu Hause, am Arbeitsplatz oder auf der Fahrt dorthin, im Kino oder beim Einkaufen in irgendeine Art von Survival-Situation kommen könnten. Über Urban Survival und andere Survival-Techniken gibt es eine Fülle an Informationen, doch diese sind nicht Gegenstand dieses Buches. Wenn ich hier von Survival spreche, geht es stets darum, möglichst unbeschadet aus einer potenziellen Gefahrensituation herauszukommen, die in der Natur auftritt, beziehungsweise um das Überleben in der Natur abseits der Zivilisation in einer plötzlich entstandenen Not- oder Mangelsituation.
Das eine tun, das andere nicht lassen: Überschneidungen
Die Überschneidungen von Bushcraft und Survival liegen darin, dass auf der einen Seite Bushcraft ein hervorragendes Trainingsfeld für Survival-Fähigkeiten darstellt und andererseits das Risiko, in eine Survivalsituation zu kommen, beim Bushcrafting außerhalb der Zivilisation erhöht ist, weil Sie sich hier meist allein in unwegsamem Gelände in größerer Entfernung zu menschlichen Ansiedlungen befinden. Das macht für den Bushcrafter eine Beschäftigung mit dem Thema Survival praktisch unabdingbar.
Das Wissen, ein Hobby auszuüben, das mit gewissen Risiken verbunden sein kann, denen man mit Wissen, Training und Können zu begegnen hat, trägt wesentlich zum Abenteuer-Erlebnis bei.
Bushcraft-Fertigkeiten können andererseits, da sie ein Leben in der Abgeschiedenheit der Wildnis ermöglichen, eine wichtige Ressource für das Überleben in einer Krisensituation sein, bei der ein Rückzug in die Wildnis sinnvoll erscheint.
Beim Bushcrafting ist eines besonders wichtig: Wenn Sie da hinausgehen, ist das allein Ihre Sache: Ihre Freiheit, Ihre Freude, Ihr Risiko, Ihr Abenteuer und Ihre Verantwortung.
Die Beweggründe
Sie fragen sich vielleicht, warum man das überhaupt tun sollte. Was bewegt Menschen dazu, ihre Wohnung mit Heizung, Wasseranschluss und Kühlschrank zu verlassen und ohne triftigen Grund in abgelegene Gebiete zu gehen. Was ist so schön an Kälte, Regen und Wind, langen Märschen und einem harten Nachtlager? Woher kommt die Faszination, die eigenen Lebensgrundlagen, wenn auch nur zeitlich begrenzt, auf das Allernötigste zu reduzieren? Die Gründe sind vielfältig und vielschichtig.
Abenteuerlust: Sie spielt eine entscheidende Rolle: Das Bestreben, sich wieder so zu fühlen wie mit zehn, als man die Wildnis am Rande von stillgelegten Rangierbahnhöfen, in verwilderten Parks oder am nahen Waldrand für sich entdeckte, Lager baute, Banden gründete und sich vorstellte, man bliebe einfach draußen, ohne Schule, Aufsicht und Zwänge, wie Huckleberry Finn, Ronja Räubertochter oder Winnetou. Was in Kindertagen größtenteils ein Traum bleiben musste, ist für Erwachsene zumindest zeitweise realisierbar: ein freies Leben in der Natur. Ich habe ungefähr in diesem Alter ein Buch geschenkt bekommen mit dem Titel »Leben wie Robinson«. Dieser Wunsch, so leben zu können, wie Robinson, hat mich seither immer begleitet.
Mit sich selbst allein sein: Die Erfahrung, ganz für sich selbst verantwortlich zu sein, vielleicht vor Unerbittlichem zu stehen und sich selbst in Situationen zu erleben, in die man im Alltag nie kommt, kann eine prägende Erfahrung fürs Leben sein. Selbstfindung in der Natur, wenn Sie so wollen.
Leben wie unsere Vorfahren: Vielleicht möchten Sie gerne leben wie die Menschen früherer Zeiten, als das Leben noch überschaubar war und sich darauf beschränkte, die nächste Mahlzeit zu beschaffen oder den nächsten Winter zu überleben. Das ist, zugegeben, eine romantisierende Vorstellung, von der man während eines Schneesturms allein nachts im Wald schnell geheilt wird, aber dennoch ein Gefühl des Triumphs gewinnt, wenn man alles überstanden hat.
Wissen, dass man es kann: Sich selbst von den eigenen Möglichkeiten zu überzeugen, kann sehr bereichernd sein. Schließlich bewegt viele Bushcrafter auch der Wunsch, in der Wildnis oder sonst wo überleben zu können, wenn es durch eine Krise, welcher Art auch immer, nötig werden sollte. Bushcraft und Survivaltraining sind Möglichkeiten, auf unvorhergesehene Ereignisse besser vorbereitet zu sein oder sich zumindest besser vorbereitet zu fühlen.
Um wirklich zu wissen, warum Bushcrafting ein Hobby mit Suchtpotenzial sein kann, müssen Sie es aber selbst ausprobieren. Dabei soll dieses Buch Sie begleiten.
In der Wildnis bekommt jede Pflanze, jeder Stein, jedes Stück Holz und alles, was Sie daraus machen, einen eigenen Sinn, eine besondere Bedeutung – auch Sie selbst –,